Der letzte Massai
veranstalten gewaltsame Aufstände. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie sich auch zu Verstümmelungsmorden hinreißen lassen würden.«
»Ganz recht, Sir Percy, aber in diesem Fall dürfen wir wohl davon ausgehen, dass Ploog und O’Rourke von einem oder mehreren ihrer eigenen Männer umgebracht wurden. Ich wage zu behaupten, dass sie sich mit ihrem barbarischen Verhalten einige Feinde gemacht haben.«
»Hmm. Nun, dann lassen Sie uns ganz korrekt vorgehen und eine Untersuchung in die Wege leiten. Wie wäre es mit Coll?«
»Der ist krank, Sir. Wir haben eine Nachricht von einer Siedlerin aus Limuru, einer Mrs. Katherine Wallace, erhalten. Demzufolge erholt er sich auf ihrer Farm und wird noch für eine Weile dienstunfähig sein.«
»Wallace? Etwa diese Unruhestifterin, die sich für die Asiaten starkmacht?«
»In der Tat, Sir, ein und dieselbe.«
»Sieh an, sieh an.« Edouard befingerte nachdenklich sein Kinn. »Ich glaube, wir sollten mal ein Wörtchen mit Coll reden, wenn er sich wieder zum Dienst meldet, Wadley.«
»Das glaube ich auch, Governor.«
»In der Zwischenzeit sehen Sie zu, dass Briggs von der KAR einen seiner Offiziere abstellt, damit der sich um die
Askaris
kümmert.«
»Jawohl, Sir. Und welche Befehle soll ich erteilen?«
»Befehle? Was meinen Sie damit, guter Mann?«
Wadley geriet ein wenig aus der Fassung. »Nun, sollen wir den Massai, die auf dem Rückweg sind, erlauben, in Laikipia zu bleiben?«
»Großer Gott, Wadley? Was haben Sie sich denn dabei gedacht? Meine Befehle lauten nach wie vor, dass die Massai, die den Mau überquert haben, weiterzutreiben sind und dass die anderen zu folgen haben. Und das so schnell wie nur irgend möglich.«
Ole Sadera traf Mantira in seinem Lager und begleitete ihn dann an einen Ort, wo sie beide im Vertrauen miteinander sprechen konnten.
»Wie ist es dir und deinen Leuten ergangen«, erkundigte Sadera sich.
»Wir haben drei Kühe verloren«, erwiderte Mantira grimmig. »Aber wir hatten Glück. Dein Freund Swara hat uns rechtzeitig benachrichtigen lassen, sonst würden wir nun auf dem Gipfel des Mau festsitzen. Es hätte schlimmer kommen können. Viel schlimmer.«
»Viele andere hatten nicht so viel Glück.«
»Es sind mir einige Namen zu Ohren gekommen«, sagte Mantira. »Der alte Yeiyio und seine zweite Ehefrau. Und die Frau, die Saitotis Ziegen gehütet hat. Und die alte Ntooto.« Er war sich nicht sicher, wie er den übrigen Teil der schlimmen Nachrichten ansprechen sollte. »Und Nashilo«, fügte er hinzu.
Ole Sadera schluckte. »Sie ruht. Gerächt.«
Mantira nickte. »Es ist besser, die Toten in Frieden ruhen zu lassen. Und was wird nun geschehen?«
»Swara sagt, wir können gegen die Regierung kämpfen, damit sie uns nicht mehr länger zwingt, in den Süden zu ziehen.«
»Kämpfen?«
»Er spricht von kämpfen, aber er meint reden. Er sagt, das Gesetz des weißen Mannes ist eindeutig. Er und Dr. Lewis haben dafür gesorgt, dass ein Ältester der Weißen, der sich im britischen Recht auskennt, für uns spricht.«
»Wie kann das sein?«, fragte Mantira und zog an seinem langen Ohrläppchen.
»Ist das britische Recht nicht nur für die Briten gedacht?«
»Swara sagt, es ist für jeden. Der Mann, den er gebeten hat, uns zu helfen, ist darin bewandert.«
»Ich verstehe das nicht. Wie kann dieses Recht der Briten dem britischen Governor sagen, dass er den Massai helfen soll?«
»Swara sagt, es ist ein sehr mächtiges Recht«, erwiderte Ole Sadera.
»Aber ich habe mit Delamere und Colchester gesprochen. Sie haben uns geraten, uns der Umsiedelung nicht zu widersetzen.«
»Swara hegt den Verdacht, dass sie uns irreleiten.«
»Das ist gänzlich unmöglich. Wir sind Blutsbrüder. Delamere ist hergekommen und hat mit den Anführern gesprochen. Er hat gesagt, die Massai müssen in das Reservat im Süden ziehen, sonst wird es Unannehmlichkeiten geben. Es ist zu unserem Besten. Die Briten sind stark, und wir sind schwach. Wir müssen auf den Rat unserer Blutsbrüder hören.«
Ole Sadera biss die Zähne aufeinander. »Eines weiß ich: Governor Edouard hat uns angelogen. Swara hat gesehen, was sie uns anbieten, und es ist schlechtes Land. Er sagt, es sind nicht wie versprochen genügend Wasserlöcher vorhanden, und die, die da sind, haben kein Wasser. Es gibt überall Krankheit. Unser Vieh wird sterben. Es ist kein guter Ort für unsere Leute.«
»Wir müssen das tun, was Governor Edouard sagt«, widersprach Mantira. »Die
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