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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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Skalps kosten – Sänger, Ihr mögt uns begleiten, wir können euch beim Kriegsgeschrei brauchen.«
    »Ich dank’ Euch, Freund«, entgegnete David, indem er sich gleich seinem königlichen Namensvetter an dem Bache mit Kieselsteinen versah; »obgleich mein Sinn nicht aufs Töten gerichtet ist, so hätte es doch meinen Geist betrübt, wenn Ihr mich weggeschickt hättet.«
    »Merkt’s Euch aber«, setzte der Kundschafter hinzu, an dem eigenen Haupte bedeutungsvoll auf die Stelle deutend, wo Gamut seine Wunde gehabt, »es geht zum Kampfe, nicht zum Musizieren. Ehe das allgemeine Kriegsgeschrei ertönt, darf hier nur die Büchse sprechen.«
    David nickte, um seine Zustimmung zu diesen Bedingungen anzudeuten; dann warf Falkenauge noch einen beobachtenden Blick auf seine Gefährten und gab alsbald das Zeichen weiterzuziehen. Ihr Marsch ging eine Meile weit dem Bette des Gewässers entlang. Obgleich vor der Gefahr einer Entdeckung durch die steilen Ufer und das dichte Gestrüpp geschützt, das den Bach umgab, versäumten sie dennoch keine Vorsichtsmaßnahme eines indianischen Kriegszuges. An jeder Seite ging oder kroch vielmehr ein Krieger, um hie und da verstohlene Blicke in den Wald umher zu werfen. Alle paar Minuten machte der Trupp Halt und horchte nach feindlichen Lauten mit einer Schärfe der Organe, unbegreiflich für Menschen, die dem Naturstande fernstehen. Ihr Zug blieb jedoch ungestört, und sie erreichten den Punkt, wo sich der kleinere Bach in den größeren verlor, ohne das geringste Zeugnis, dass sie beobachtet worden wären. Hier machte der Kundschafter wieder Halt, um die Zeichen des Waldes zu Rate zu ziehen.
    »Wir werden allem nach einen guten Tag zum Gefecht haben«, bemerkte der Kundschafter in englischer Sprache gegen Heyward, indem er nach den Wolken ausschaute, welche in breiten Schichten am Firmamente dahinzogen; »eine glänzende Sonne und ein blinkendes Rohr sind keine Freunde eines richtigen Zielens. Alles begünstigt uns: Sie haben den Wind, der uns den Schall von ihnen herweht und den Rauch dazu, was schon an sich von Bedeutung ist, da wir nach jedem Schuss wieder freie Aussicht vor uns haben. Aber hier ist’s am Ende mit unserem Versteck; seit Jahrhunderten haben die Biber hier das Wasser inngehabt, und zwischen ihren Nahrungsplätzen und den Dämmen, wie Ihr seht, sind wohl manche tote Stämme, aber nur wenig grünende Bäume zu erblicken.«
    Falkenauge hatte wirklich mit diesen wenigen Worten keine üble Beschreibung der Aussicht gegeben, welche jetzt vor ihren Augen lag. Die Breite des Baches war hier sehr ungleich; bald schoss er durch enge Felsenspalten, bald verbreitete er sich über Strecken flachen Landes, kleine Becken oder Teiche bildend. Überall an seinen Ufern entlang schwammen zerbröckelte Überreste abgestorbener Bäume in allen Stufen des Dahinwelkens: Solche, welche auf ihren wankenden Stämmen dröhnten, und wieder andere, kaum erst jener rauen Hülle beraubt, welche auf eine so geheimnisvolle Weise ihre Lebenskraft eingeschlossen hält. Einige lange, niedere, moosbedeckte Holzstücke lagen zerstreut umher, gleich Denkmälern früherer, längst vergangener Geschlechter.
    Alle diese kleinen Einzelheiten beachtete der Kundschafter mit einem Ernst und einem Interesse, das ihnen wahrscheinlich noch nie zuteil geworden war. Er wusste, dass das Huronenlager nur eine kurze halbe Meile an dem Bache hinauf lag, und mit jener charakteristischen Ängstlichkeit, die eine verborgene Gefahr fürchtet, fühlte er große Unruhe darüber, dass er nicht die geringste Spur der Nähe des Feindes finden konnte. Ein paar Mal war er versucht, den Befehl zu einem plötzlichen Hervorbrechen zu geben und einen Überfall des Dorfes zu wagen; aber seine Erfahrung rief ihm schnell die Gefahr eines so nutzlosen Versuches ins Gedächtnis. Dann lauschte er angestrengt und mit peinlicher Ungewissheit nach feindseligen Lauten aus der Gegend, wo er Uncas verlassen hatte; aber nichts ließ sich hören als das Pfeifen des Windes, welcher in sturmdrohenden Stößen durch das Innere des Waldes daherrauschte. Endlich beschloss er, mehr seiner dringenden Ungeduld folgend als dem Rate der Erfahrung, die Sache zu einer Entscheidung zu führen, mit seinen Leuten hervorzutreten und vorsichtigen, aber festen Schrittes an dem Flusse hinaufzuziehen.
    Der Kundschafter hatte während dieser Beobachtung hinter dem Schutze eines Gebüsches gestanden und seine Gefährten befanden sich tief unten noch in der Schlucht,

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