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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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einzelne Zug jugendlichen Mutes nicht die Beachtung und das Lob, die ihm in günstigeren Zeiten zuteil geworden wären. Er hatte jedoch dazu gedient, die Delawaren über die Stellung und Absichten ihrer Feinde zu unterrichten. Sofort wurde eine Abteilung von Kundschaftern, einer solchen Aufgabe besser gewachsen als der schwache, wenngleich mutvolle Knabe, abgeordnet, um die Lauerer zu vertreiben. Dies war bald getan: Denn die meisten Huronen hatten sich von selbst zurückgezogen, sobald sie sich entdeckt sahen. Die Delawaren folgten ihnen eine ziemliche Strecke weit von dem eigenen Lager weg und warteten dann weiterer Befehle, um nicht in einen Hinterhalt geleitet zu werden. Da beide Teile sich verborgen hielten, wurde der Wald wieder so still und ruhig, als ihn ein milder Sommermorgen und tiefe Einsamkeit nur immer machen konnten.
    Der ruhige und doch ungeduldige Uncas versammelte jetzt seine Häuptlinge und verteilte seine Streitmacht. Er stellte ihnen Falkenauge als einen oft erprobten Krieger vor, der unbedingtes Vertrauen verdiene. Als er fand, dass sein Freund günstig aufgenommen wurde, stellte er zwanzig Krieger unter seinen Befehl, gleich ihm rüstig, gewandt und entschlossen. Dann erläuterte er den Delawaren Heywards Rang bei den Truppen der Yengeese, und bot ihm eine ebenso wichtige Stelle an. Duncan aber lehnte den Antrag ab und erklärte sich bereit, an der Seite des Kundschafters als Freiwilliger zu kämpfen. Nach diesen Bestimmungen wies Uncas mehreren eingeborenen Häuptlingen ihre Obliegenheiten an, und gab, da die Zeit drängte, das Zeichen zum Marsche. Schweigsam, aber mit Freuden gehorchten mehr denn zweihundert Krieger. Ihr Eintritt in den Wald blieb vollkommen unangefochten: Sie begegneten keinem lebenden Wesen, das sie hätte beunruhigen oder ihnen Aufschluss geben können, bis sie an die Verstecke ihrer eigenen Kundschafter gelangten. Hier wurde haltgemacht, und die Häuptlinge versammelten sich zu flüsternder Beratung. Verschiedene Operationspläne wurden vorgeschlagen, doch keiner von der Art, dass er mit den Wünschen ihres feurigen Anführers zusammenstimmte. Wäre Uncas dem Drange seiner Neigung gefolgt, so hätte er, ohne einen Augenblick zu zögern, seine Gefährten zum Angriff geführt und den Kampf mit einem Male entschieden; ein solcher Gang aber wäre mit der Gewohnheit und Ansicht seiner Landsleute in zu grellem Widerspruch gestanden. Er war daher genötigt, eine Vorsicht zu beobachten, die er in seiner jetzigen Stimmung verwünschte, und Ratschläge anzuhören, die seinen feurigen Geist in Entrüstung versetzten, wenn er Coras Gefahr und Maguas Übermut lebhaft gedachte.
    Nach einer unbefriedigenden Beratung von einigen Minuten sahen sie von feindlicher Seite her einen einzelnen Mann scheinbar so eilig an sie herankommen, dass sie glaubten, er könnte ein Bote mit Friedensvorschlägen sein. Als sich der Fremde aber dem Versteck, hinter welchem die Delawaren der Beratung pflogen, auf etwa hundertundfünfundzwanzig Schritte genähert hatte, zögerte er; wie es schien, ungewiss, welchen Weg er einschlagen solle, und blieb endlich stehen. Aller Augen waren jetzt auf Uncas gerichtet, als erwarteten sie von ihm Verhaltensregeln.
    »Falkenauge«, sprach der junge Häuptling mit leiser Stimme, »er darf nie wieder mit den Huronen sprechen.«
    »Sein Stündlein hat geschlagen«, sprach der Kundschafter lakonisch, indem er das lange Rohr seiner Büchse durch die Blätter steckte und bedächtig sein verhängnisvolles Ziel suchte. Statt abzudrücken, senkte er die Mündung und überließ sich einem Ausbruch der ihm eigenen Heiterkeit. »Ich nahm den Schelm für einen Mingo, so wahr ich ein armer Sünder bin!« sprach er, »als mein Auge aber an seinen Rippen hinschweifte, um einen Platz für die Kugel zu suchen, da bekam ich – wirst du es glauben, Uncas – unseres Musikers Blasinstrument zu Gesicht! Und so ist es, allem nach, unser Gamut, dessen Tod niemand nützen, dessen Leben uns aber, wenn seine Zunge anders etwas mehr als singen kann, für viele Zwecke nützlich zu werden vermag. Wenn Töne nicht alle Kraft verloren haben, so will ich alsbald mit dem ehrlichen Burschen ins Gespräch kommen, und das mit einer Stimme, die er angenehmer finden wird als meinen Killdeer.«
    Mit diesen Worten legte Falkenauge seine Büchse beiseite, kroch durch die Büsche, bis ihn David hören konnte, und wiederholte jene musikalischen Versuche, welche ihn mit soviel Sicherheit und Glanz durch das

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