Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
Vom Netzwerk:
Rechten, wo sie ein rasches, aber wirkungsloses Feuer auf ihre geschützten Feinde unterhielten.
    »Ihr seid noch ein junger Mann, Major!«, sprach der Kundschafter, indem er Killdeers Kolben auf die Erde senkte und, von seinen Mühen etwas erschöpft, sich auf das Rohr stützte; »und es kann Euch einmal beschieden werden, Truppen gegen diese Schelme, die Mingos, zu führen. Hier habt Ihr die ganze Philosophie eines Indianerkampfes! Sie besteht hauptsächlich in einer flinken Hand, einem scharfen Auge und einer guten Deckung. Nun, wenn Ihr eine Kompanie königlicher Amerikaner hier hättet, was würdet Ihr sie unter diesen Umständen tun lassen?« –
    »Das Bajonett müsste eine Bahn brechen!«
    »Ja, als Weißer sprecht Ihr da ganz vernünftig: Aber in diesen Wildnissen muss man sich fragen, wie viele Menschenleben man schonen kann. Nein – das Pferd«, fuhr der Kundschafter, wie nachdenklich den Kopf schüttelnd, fort, »das Pferd, fast schäm’ ich mich’s zu sagen, das Pferd muss früher oder später in diesen Scharmützeln entscheiden. Das Vieh ist da besser als der Mensch, und ans Pferd müssen wir uns am Ende halten. Setzt einen beschlagenen Huf auf den Mokassin einer Rothaut, und wenn seine Büchse einmal leer ist, wird er nicht mehr innehalten, sie wieder zu laden.«
    »Das ist ein Gegenstand, den wir besser ein anderes Mal erörtern«, versetzte Heyward, »wollen wir angreifen?«
    »Es widerspricht der Aufgabe eines Mannes nicht, wenn er in Augenblicken der Erholung und frischen Atemschöpfens nützliche Betrachtungen anstellt«, entgegnete der Kundschafter. »Was aber ein Hervorbrechen anlangt: Ein solcher Versuch kostet immer ein paar Skalps. Und doch«, setzte er bei, indem er den Kopf zur Seite neigte, um den Tönen des fernen Kampfes zu horchen, »und doch müssen wir die Kerle vor uns los werden, wenn wir Uncas etwas nützen wollen!«
    Hierauf wandte er sich schnell und mit entschlossener Miene ab und rief laut seinen Indianern in ihrer Sprache zu. Seine Worte wurden von einem Geschrei erwidert, und auf ein gegebenes Zeichen glitt jeder Krieger schnell um den Baum, hinter welchem er stand. Der Anblick so vieler dunkler Gestalten, die zu gleicher Zeit vor ihren Augen erschienen, veranlasste die Huronen zu schnellem und deshalb unwirksamem Feuern. Ohne einen Augenblick zu verlieren, sprangen die Delawaren in langen Sätzen dem Walde zu, wie Pumas, die sich auf ihre Beute stürzen. Falkenauge war voran, seine furchtbare Büchse schwingend und die Gefährten durch sein Beispiel ermunternd. Einige der älteren und erfahreneren Huronen hatten sich durch die List, die sie zum Feuern hatte verleiten sollen, nicht betören lassen und gaben jetzt eine geschlossene und tödliche Salve. Die Besorgnis des Kundschafters ging in Erfüllung, denn drei seiner vordersten Krieger fielen. Allein dieser Schlag konnte das Ungestüm der Angreifenden nicht aufhalten. Die Delawaren brachen mit gewohnter Wildheit in das Versteck, und die Wut ihres Anlaufs machte jeden Widerstand unmöglich.
    Der Kampf dauerte nur einen Augenblick, Mann gegen Mann, und die Angegriffenen wichen schnell zurück, bis sie den entgegengesetzten Rand des Dickichts erreichten, unter dessen Schutz sie mit einer Hartnäckigkeit sich wieder festsetzten, wie man sie bei gehetztem Wilde sooft findet. In diesem entscheidenden Augenblick, wo der Erfolg des Kampfes wieder zweifelhaft wurde, ließ sich ein Flintenknall im Rücken der Huronen vernehmen, eine Kugel pfiff von einigen Biberhütten her, die an der Lichtung im Hintergrund standen, und gleich darauf ertönte das wilde, schreckenerregende Schlachtgeheul.
    »Hier spricht der Sagamore!«, rief Falkenauge freudig, das Geschrei mit seiner Stentorstimme erwidernd, »wir haben sie jetzt von vorn und von hinten!«
    Der Eindruck auf die Huronen zeigte sich augenblicklich. Entmutigt durch Angriffe von einer Seite her, die ihnen auch das letzte Versteck abschnitt, stießen sie sämtlich ein Geschrei der Verzweiflung aus, stoben auseinander und eilten zerstreut über die Lichtung hin, auf nichts als auf die Flucht bedacht. Manche fielen bei diesem Versuche unter den Kugeln und den Streichen der verfolgenden Delawaren.
    Wir halten uns nicht dabei auf, das Zusammentreffen des Kundschafters mit Chingachgook, oder das noch rührendere Wiedersehen Duncans und Munros zu beschreiben. Wenige eilige Worte reichten hin, beide Teile mit dem Stand der Dinge bekannt zu machen; Falkenauge stellte den Sagamoren seinen

Weitere Kostenlose Bücher