Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
Vom Netzwerk:
Verwirrung wieder sinken, wie einer, der noch zweifelhaft ist. Noch einmal kämpfte er mit sich und hob die scharfe Waffe empor – da hörte man aus der Höhe herab ein durchdringendes Geschrei, Uncas erschien und sprang in wahnsinnigem Drange von einer furchtbaren Höhe auf die Felsenspitze herab. Magua fuhr einen Schritt zurück und einer seiner Begleiter benützte diese Gunst, sein Messer Cora in das Herz zu stoßen.
    Der Hurone sprang wie ein Tiger auf seinen verwegenen Landsmann, der bereits zurückwich; der herabstürzende Uncas aber trennte die unnatürlichen Gegner. Durch diese Unterbrechung gestört und durch den Mord, dessen Zeuge er eben gewesen war, in Raserei versetzt, stieß Magua dem auf dem Boden liegenden Delawaren das Messer in den Rücken, ein teuflisches Frohlocken über diese feige Tat ausstoßend. Aber Uncas erhob sich von dem Stoße, wie ein verwundeter Puma stürzte er auf den Feind und streckte mit der letzten Anstrengung seiner sinkenden Kraft Coras Mörder zu seinen Füßen nieder. Dann wandte er einen finsteren, festen Blick auf Le Subtil, und sein Auge verriet, was er getan haben würde, hätten ihn nicht seine Kräfte gänzlich verlassen. Magua ergriff den kraftlosen Arm des zu jedem Widerstande unfähigen Delawaren und stieß ihm dreimal sein Messer in den Busen; dann erst fiel das Schlachtopfer, den Blick immer noch mit einem Ausdruck der tiefsten Verachtung auf den Feind geheftet, tot zu seinen Füßen nieder.
    »Erbarmen! Erbarmen, Hurone!«, rief Heyward von oben, in Tönen, die vor Entsetzen beinahe erstickten, »hab’ Erbarmen, und du sollst Erbarmen finden!«
    Das blutige Messer nach dem flehenden Jünglinge schleudernd, stieß der siegreiche Magua ein so grimmiges, wildes, und zugleich frohlockendes Geschrei aus, dass der Ruf wilden Triumphes sogar bis zu den Ohren der Krieger drang, welche tausend Fuß unter ihm im Tale fochten. Ein Schrei aus dem Munde des Kundschafters antwortete, und seine hohe Gestalt eilte über die gefahrvollen Felsenklippen mit so kühnem, rastlosem Schritte auf Le Subtil zu, als ob er die Gabe, in der Luft zu wandeln, besäße. Als aber der Jäger die Szene eines so grauenhaften Mordes erreicht hatte, waren die Toten allein auf der Felsenspitze.
    Sein kühnes Auge warf einen einzigen Blick auf die Schlachtopfer und überschaute dann die Schwierigkeiten der vor ihm ansteigenden Felsenhöhe. Auf der Höhe des Berges stand, gerade am Rande des schwindelnden Absturzes, in furchtbar drohender Stellung eine Gestalt mit hoch emporgehobenen Armen. Ohne die Person näher zu betrachten, erhob Falkenauge seine Büchse; aber ein Felsstück, das einem der Flüchtlinge unten auf den Kopf geworfen ward, zeigte das vor Entrüstung glühende Antlitz des ehrlichen Gamut. Jetzt kam Magua aus einer Felsenspalte hervor, schritt mit gleichgültiger Ruhe über die Leiche seines letzten Gefährten, übersprang einen weiten Felsenriss und klomm an einer Stelle, wo Davids Arm ihn nicht erreichen konnte, den Berg hinan. Noch ein einziger Sprung hätte ihn über den Abgrund gebracht, und er wäre in Sicherheit gewesen. Ehe er jedoch den Anlauf nahm, hielt er inne, schüttelte die Hand gegen den Kundschafter und schrie:
    »Die Blassgesichter sind Hunde! Die Delawaren sind Weiber! Magua lässt sie auf den Felsen den Krähen zur Speise!«
    Unter heiserem Gelächter tat er einen verzweifelten Sprung, erreichte aber das Ziel nicht, obwohl seine Hände im Fallen noch ein Gestrüpp an dem Rande der Höhe zu erreichen wussten. Falkenauge duckte sich wie ein wildes Tier, das im Begriff ist, einen Sprung zu machen, seine ganze Gestalt zitterte so gewaltig vor Hast, dass die Mündung der halb erhobenen Büchse wie ein Blatt im Winde spielte. Ohne sich mit fruchtlosen Anstrengungen zu erschöpfen, ließ der kluge Magua seinen Leib der Länge nach heruntergleiten und fand ein Felsstück, auf dem seine Füße ruhen konnten. Dann bot er alle seine Kräfte zu einem neuen Versuche auf, der ihm auch soweit gelang, dass er sich mit den Knien auf den Rand des Berges zu schwingen vermochte. Jetzt, da der Leib des Feindes am meisten zusammengekauert war, zog sich die bewegliche Büchse des Kundschafters an die Schulter. Die Felsen rund umher konnten nicht steter sein, als es die Flinte in dem Augenblick wurde, da sie ihren Inhalt entlud. Die Arme des Huronen verließen ihren Halt, sein Leib fiel ein wenig zurück, während seine Knie noch in ihrer Lage blieben. Einen unversöhnlichen Blick auf den

Weitere Kostenlose Bücher