Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
Vom Netzwerk:
Feind wendend, schüttelte er in grimmigem Trotze die Hand. Aber sein letzter Halt schwand, und einen Augenblick sah man die dunkle Gestalt kopfüber die Luft durchschneiden, bis sie hinter dem Saume von Gesträuch, das den Felsen umgab, verschwand, ein unwiederbringlicher Raub des Todes.

33
Wie Tapfere sie fochten lang und gut,
Sie türmten Leich’ auf Leich’ von Moslemin.
Sie siegten, – doch Bozzaris fiel. Sein Blut
Aus jeder Ader rann.
Die kleine Schar der Kameraden sah
Ihn lächeln, als ihr stolzes Siegshurra
Durch’s rote Blutfeld drang;
Dann sah’n sie, wie zum Tod sein Auge zu
Sich schloss, so milde, wie zur Nachtesruh,
Der Blume gleich, bei Sonnenuntergang.
FITZGREENE HALLECK
    Die aufgehende Sonne fand die Lenapen als ein Volk von Trauernden. Die Töne der Schlacht waren verklungen. Ihr alter Hass war reichlich gesättigt und den letzten Kampf mit den Mengwes hatten sie durch die Vernichtung einer ganzen Stammgemeinde gerächt. Trüb und düster lag die Atmosphäre über der Gegend, wo das Lager der Huronen gewesen war, und verkündete nur zu gut das Schicksal dieses wandernden Stammes, während hunderte von Raben, über den bleichen Gipfeln der Berge durcheinander fliegend oder in krächzenden Schwärmen über den endlosen Waldräumen schwebend, grässliche Wegweiser zu dem Schauplatz des Kampfes abgaben. Kurz, jedes Auge, mit der Kriegführung an den Grenzen nur in etwas vertraut, hätte diese untrüglichen Spuren der Gräuel einer Indianerrache leicht erkennen müssen. Und doch fand die aufgehende Sonne das Volk der Lenapen in Trauer. Kein Jubellaut, kein Triumphgesang, den Sieg zu feiern, ward gehört. Der letzte Nachzügler war von seinem grässlichen Geschäft heimgekehrt, nur um die schrecklichen Abzeichen seines blutigen Berufes zu entfernen und in die Klagen seiner Landsleute, die sich ein geschlagenes Volk nennen durften, einzustimmen. Stolz und Frohlocken waren der Demütigung, und die wildesten menschlichen Leidenschaften den Äußerungen des tiefsten, unzweideutigsten Schmerzes gewichen.
    Die Wohnungen waren verlassen: Alles, was Leben hatte, war nach einem Orte in der Nähe gezogen, wo jetzt alle in tiefem, feierlichem Stillschweigen versammelt waren, ein breiter Gürtel ernsthaft blickender Gesichter. Menschliche Wesen jedes Ranges und Alters, von beiden Geschlechtern und von den verschiedensten Berufsarten waren in dieser lebendigen Mauer versammelt, und doch belebte sie alle ein Gefühl. Aller Augen hefteten sich auf die Mitte des Kreises, wo sich die Gegenstände so lebhafter und so allgemeiner Teilnahme befanden.
    Sechs delawarische Mädchen, deren lange, dunkle Haarflechten nachlässig über ihre Brust herabflossen, standen beiseite und gaben kein anderes Zeichen ihrer Gegenwart, als dass sie von Zeit zu Zeit süßduftende Kräuter und Waldblumen auf eine Sänfte, von wohlriechenden Zweigen bereitet, streuten: Sie enthielt unter einem Leichentuche aus indianischen Gewändern die irdischen Überreste der feurigen, hochsinnigen, edelmütigen Cora. Ihre Gestalt war unter vielen Hüllen aus demselben einfachen Stoffe verborgen, und ihr Gesicht für immer dem Anblick der Menschen entzogen. Zu ihren Füßen saß der trostlose Munro. Sein ehrwürdiges Haupt neigte sich beinahe zur Erde nieder, in schmerzlicher Unterwerfung unter die Fügung des Himmels; aber ein verborgener Gram kämpfte um die gefurchte Stirne, die nur teilweise durch graue, nachlässig über seine Schläfe fallende Locken bedeckt wurde. Gamut stand an seiner Seite, sein mildes Haupt war entblößt und den Strahlen der Sonne preisgegeben, während seine Augen, unstet und befangen, ihre Blicke zwischen dem kleinen Buche, das so spitzfindig ausgedrückte und doch so hochheilige Lehren enthielt, und zwischen dem Wesen teilten, dem sein Gemüt gerne Trost gespendet hätte. Heyward stand in der Nähe und lehnte sich an einen Baum, bemüht, die plötzlichen Ausbrüche des Schmerzes darniederzuhalten, zu deren Bekämpfung er seiner ganzen Männlichkeit bedurfte.
    So traurig und melancholisch man sich auch diese Gruppe denken mag, so war sie doch nicht so ergreifend als eine andere am entgegengesetzten Ende dieses Platzes. Dort saß Uncas, wie wenn er noch am Leben wäre, Gestalt und Haltung voller Würde und Anstand, mit den glänzendsten Zierraten geschmückt, die der Reichtum des Stammes hatte auftreiben können. Reiche Federn rollten von seinem Haupte; Wampum, Hals- und Armgeschmeide, Denkmünzen ehrten verschwenderisch

Weitere Kostenlose Bücher