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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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Anstrengung beschloss den Kampf. Gerade als Alice ihre Augen vor Entsetzen geschlossen hatte, weil sie glaubte, von dem Strudel am Fuße des Wasserfalls verschlungen zu werden, blieb das Kanu an der Seite des flachen Felsens, der mit dem Wasser von gleicher Höhe war, wie angewurzelt stehen.
    »Wo sind wir? Was ist zunächst zu tun?« fragte Heyward, als er wahrnahm, dass die Anstrengungen des Steuermanns aufgehört hatten.
    »Ihr seid am Fuße des Glenn«, versetzte der andere mit lauter Stimme, ohne beim Brausen des Wasserfalls schlimme Folgen zu befürchten; »das Nächste ist, festen Fußes auszusteigen, damit das Kanu nicht aufstoße und Ihr den schwierigen Weg, den wir gemacht haben, schneller hinabfahret, als Ihr heraufgekommen seid. Es ist ein hartes Stück Arbeit, gegen die Strömung zu fahren, wenn der Fluss etwas angeschwollen ist, und Fünfe sind eine starke Zahl, wenn man sich in einem Kahn, mit Harz verstrichen, in solchen Strudeln und Wirbeln trocken halten will. Da, tretet alle auf den Felsen, und ich will die Mohikaner mit dem Wildbret bringen. Leichter schläft sich’s ohne Skalp, als wenn man mitten im Überfluss Hunger leiden soll.«
    Froh befolgten seine Gefährten diese Weisung. Wie der letzte Fuß den Felsen berührte, wirbelte das Kanu von seinem Standort; die hohe Gestalt des Kundschafters war einen Augenblick sichtbar, wie er über die Fluten dahinglitt, ehe er in der undurchdringlichen Finsternis, die über dem Bette des Flusses lag, verschwand. Verlassen von ihrem Führer, blieben die Reisenden einige Minuten in hilfloser Unwissenheit, indem sie zögerten, sich auf den durchbrochenen Felsen fortzubewegen, damit nicht ein Fehltritt sie in eine der tiefen und schäumenden Höhlen stürze, in welche das Wasser auf allen Seiten heranzubrausen schien. Bald waren sie jedoch von ihrer Ungewissheit befreit. Unterstützt von der Kunst der Eingeborenen, schoss das Kanu zurück durch die Wirbel und lag wieder zur Seite des flachen Felsens, ehe sie glaubten, dass der Kundschafter Zeit gehabt habe, bei seinen Freunden einzutreffen.
    »Nun haben wir Bollwerk, Besatzung und Proviant!«, rief Heyward in munterer Laune, »und können Montcalm und allen seinen Verbündeten die Spitze bieten. Jetzt, meine scharfsichtige Schildwache, könnt Ihr etwas von Euren Irokesen, wir Ihr sie nennt, auf dem Lande drüben sehen?«
    »Ich heiße sie Irokesen, weil mir jeder Eingeborene, der eine fremde Sprache spricht, als Feind gilt, wenn er auch vorgibt, dem König zu dienen! Wenn Webb von einem Indianer Treue und Redlichkeit haben will, so hole er die Stämme der Delawaren und schicke diese raubsüchtigen, lügenhaften Mohawks und Oneidas mit ihren sechs Nationen von Lumpenkerls dahin, wohin sie ihrer Natur nach gehören, zu den Franzosen!«
    »Dann würden wir einen kriegerischen Freund gegen einen unbrauchbaren vertauschen. Ich habe gehört, dass die Delawaren das Schlachtbeil niedergelegt haben und sich’s gefallen ließen, Weiber genannt zu werden.«
    »Ja, Schande auf die Holländer und die Irokesen, die sie durch ihre Teufeleien zu einem solchen Vertrage verleitet haben! Aber ich kenne sie seit zwanzig Jahren und nenne den einen Lügner, welcher sagt, dass Memmenblut in den Adern eines Delawaren fließe. Ihr habt ihre Stämme von dem Seegestade vertrieben und glaubt nun gerne, was ihre Feinde sagen, um nachts ruhiger auf euren Kissen zu schlafen. Nein, nein; bei mir ist jeder Indianer, der eine fremde Sprache redet, ein Irokese, mag nun die Burg seines Stammes in Kanada oder in York stehen.«
    Als Heyward sah, dass die hartnäckige Anhänglichkeit des Kundschafters an seine Freunde, die Delawaren oder Mohikaner – sie waren Zweige desselben zahlreichen Volkes – eine nutzlose Erörterung herbeiführen dürfte, so ging er auf einen anderen Gegenstand über.
    »Vertrag oder nicht, ich sehe jetzt wohl, dass Eure zwei Begleiter wackere und vorsichtige Krieger sind. Hörten oder sahen sie etwas von unseren Feinden?«
    »Einen Indianer spürt man, bevor man ihn sieht«, antwortete der Kundschafter, den Felsen hinansteigend und den Rehbock nachlässig hinwerfend. »Ich verlasse mich auf andere Zeichen als solche, die ins Auge fallen, wenn ich den Mingos auf der Spur bin.«
    »Sagen Eure Ohren Euch, dass sie unser Versteck aufgespürt haben?«
    »Das sollte mir sehr leid tun, obgleich es ein Ort ist, den Mut und Tapferkeit gegen einen scharfen Angriff verteidigen könnten. Ich will jedoch nicht leugnen, dass die

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