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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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unterstützen, während er sich selbst auf die andere stellte, und so brachten sie es, gefolgt von dem niedergeschlagenen Besitzer des toten Füllen, stromaufwärts. Auf diese Weise gingen sie eine gute Strecke fort und beobachteten ein Stillschweigen, das nur durch das Schlagen der Wogen, wenn Wirbel sie umgaben, und durch das leise Geräusch, das ihre vorsichtigen Fußtritte machten, unterbrochen wurde. Heyward überließ die Lenkung des Kanus durchaus dem Kundschafter, welcher sich dem Ufer bald näherte, bald sich von ihm entfernte, um Felsblöcke oder tiefere Stellen zu vermeiden, mit einer Gewandtheit, welche seine Kenntnis des eingeschlagenen Weges genügsam bekundete. Gelegentlich hielt er an, und inmitten dieser Totenstille, welche das dumpfe, jedoch zunehmende Rauschen des Wasserfalls nur noch mehr bezeichnete, horchte er mit ängstlicher Aufmerksamkeit, ob nicht etwa ein Laut aus dem schlummernden Walde hervordringe. Wenn er sich überzeugt hatte, dass alles ruhig war, und er selbst mit seinen geübten Sinnen kein Zeichen annähernder Feinde entdecken konnte, fuhr er mit großer Bedächtigkeit langsam und vorsichtig weiter. Endlich erreichten sie eine Stelle in dem Fluss, wo Heywards umherschweifendes Auge eine Gruppe schwarzer Gegenstände gewahrte, die auf einem Punkte beisammen standen, wo das höhere Ufer einen tieferen Schatten auf die finsteren Gewässer warf. Er zögerte, weiterzufahren, und richtete die Aufmerksamkeit seines Begleiters auf diese Stelle. »Nun«, versetzte der ruhige Mann, »die Indianer haben hier die Tiere mit der den Eingeborenen eigenen Vorsicht untergebracht. Das Wasser lässt keine Spur zurück, und selbst die Augen einer Eule würden in der Finsternis einer solchen Höhle erblinden.«
    Die ganze Partie war jetzt vereinigt und eine zweite Beratung zwischen dem Kundschafter und seinen neuen Genossen erfolgte, während welcher sie, deren Schicksal von der Treue und Rechtlichkeit dieser unbekannten Waldbewohner abhing, ein wenig Muße hatten, sich genauer umzusehen.
    Der Fluss war zwischen hohe und raue Felsen eingezwängt, von denen einer über die Stelle, wo das Kanu ruhte, herüberhing. Da diese wieder von hohen Bäumen überragt wurden, welche an dem Rande des Absturzes zu schwanken schienen, so war es, als ob der Strom ein tiefes und enges Tal durchflösse. Unter diesen fantastischen Felsrändern und den zackigen Baumgipfeln, welche sich hier und da dunkel an den gestirnten Zenit malten, lag alles in dichter Finsternis. Hinter ihnen begrenzte die Krümmung der Ufer bald die Aussicht durch dieselbe dunkle und waldige Säumung, aber vorne und scheinbar in geringer Entfernung schien das Wasser zum Himmel emporgetürmt, und stürzte von da in Höhlen, aus denen jene unheimlichen Töne, welche die Abendluft erfüllten, sich vernehmen ließen. Der Ort schien wirklich der Abgeschiedenheit geweiht, und die Schwestern empfanden ein wohltuendes Gefühl von Sicherheit, als sie seine romantischen, wenngleich nicht schrecklosen Schönheiten betrachteten. Eine allgemeine Bewegung unter ihren Führern rief sie jedoch bald von dem Anschauen dieser Zauber, welche die Nacht dem Orte verliehen hatte, zu dem peinlichen Bewusstsein wirklicher Gefahr zurück.
    Die Pferde waren an einigen zerstreuten Gesträuchen, die aus den Spalten der Felsen wuchsen, angebunden und mussten hier, im Wasser stehend, die ganze Nacht zubringen. Der Kundschafter hieß Heyward und seine angstvollen Begleiter sich in das vordere Ende des Kanu setzen und nahm selbst Besitz von dem anderen, so aufrecht und fest, als ob er in einem Fahrzeug von viel stärkerem Material dahinführe. Die Indianer zogen sich behutsam zu der Stelle zurück, die sie verlassen hatten, als der Kundschafter, seine Ruderstange gegen einen Felsen stemmend, mit einem kräftigen Stoß die gebrechliche Barke mitten in die stürmische Strömung trieb. Mehrere Minuten war der Kampf zwischen dem leichten Fahrzeug, in dem sie fuhren, und dem ungestümen Strome ernst und zweifelhaft. Da die Reisenden keine Hand rühren durften und beinahe nicht zu atmen wagten, um nicht das schwache Schifflein der Wut des Stromes preiszugeben, starrten sie in fieberhafter Spannung auf die schäumenden Wogen hin. Oft glaubten sie, die wirbelnde Springflut stürze sie in unvermeidliches Verderben – doch jedesmal stemmte die Meisterhand des Steuermannes den Bug des Kanus der Strömung entgegen. Eine lange, kräftige, und wie es den Frauen schien, verzweiflungsvolle

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