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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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durch die Lüfte krachen hören gleich dem brennenden Holzstoß, der Funken und gezackte Flammen spie; nimmer aber hab’ ich geglaubt, dass ich anderes hörte als Ihn, der mit den Werken seiner Hände spielt. Aber weder die Mohikaner noch ich, der ich ein Weißer von reiner Abkunft bin, vermag den soeben vernommenen Ton zu erklären. Wir glauben deshalb, dass es eine Weisung zu unserem Heile ist.«
    »Etwas Außerordentliches ist es«, sprach Heyward, seine Pistolen von der Stelle nehmend, wohin er sie bei seinem Eintritt gelegt hatte, »mag es nun ein Zeichen des Friedens oder des Krieges sein, man muss darauf achten. Geht voran, mein Freund, ich folge Euch.«
    Aus ihrem Verstecke tretend, fühlten alle sogleich die wohltätige Stärkung ihres Geistes, indem sie die eingeschlossene Luft der Höhle mit der kühlen, stählenden Atmosphäre vertauschten, welche um die Wirbel und Spitzen des Wasserfalls säuselte. Ein starker Abendwind fegte über die Oberfläche des Flusses und schien das Brausen der Wasserfälle in die Winkel ihrer eigenen Höhlen zu treiben, aus denen es schwer und ununterbrochen gleich dem rollenden Donner hinter entfernten Hügeln widertönte. Der Mond war aufgegangen, und sein Licht schimmerte bereits hie und da auf die Gewässer über ihnen. Der untere Teil des Felsens aber, wo sie standen, lag noch im Schatten. Außer den Tönen, welche die herabstürzenden Wasser hervorbrachten und einem gelegentlichen Luftstoß, der an ihnen vorüberfuhr, war die Szene noch so ruhig, als Nacht und Finsternis sie machen konnten. Vergeblich waren aller Augen auf die entgegengesetzten Ufer gerichtet, um einige Lebenszeichen zu suchen, welche die Ursache der vernommenen Unterbrechung erklären konnte. Aber ihre ängstlich forschenden Blicke täuschte das trügerische Licht, oder sie fielen bloß auf nackte Felsen und hohe, unbewegliche Bäume.
    »Hier ist nichts zu sehen als das Dunkel und die Ruhe einer lieblichen Nacht«, flüsterte Duncan. »Wie sehr würden wir in jedem anderen Augenblick eine solche Szene in ihrer atemlosen Einsamkeit bewundern, Cora! Stellen Sie sich vor, Sie wären in Sicherheit und das, was jetzt vielleicht Ihren Schrecken vermehrt, dürfte vielleicht Ihren Genuss erhöhen!« –
    »Horcht!« unterbrach Alice.
    Die Aufforderung war unnötig. Noch einmal erscholl derselbe Laut, als ob er aus dem Flussbette käme und aus den engen Klüften der Klippen brechend durch die Wälder in entfernten und dahinsterbenden Kadenzen fortwogte.
    »Kann einer«, fragte Falkenauge, als sich das letzte Echo in den Wäldern verlor, »einem solchen Ton einen Namen geben, so spreche er: Ich für meinen Teil glaube, dass er nicht der Erde angehört.«
    »Hier ist jemand, der Euch enttäuschen kann«, sprach Duncan; »mir ist der Ton recht wohl bekannt, oft hab’ ich ihn auf dem Schlachtfeld gehört und in Lagen, die sich im Soldatenleben nicht selten wiederholen. Es ist der schreckliche Angstschrei eines Pferdes im Todeskampf, oft durch Schmerz, zuweilen durch Angst ihm ausgepresst. Mein Pferd ist entweder in den Krallen der Bestien des Waldes, oder es sieht die Gefahr, ohne ihr entrinnen zu können. Der Ton konnte mich täuschen, solange ich in der Höhle war, aber hier in freier Luft erkenne ich ihn zu gut, um mich zu irren.«
    Der Kundschafter und seine Gefährten hörten dieser einfachen Erklärung mit der Aufmerksamkeit von Leuten zu, die eine neue Idee begierig auffassen, zugleich aber sich von der alten, die ihnen unangenehm wird, noch nicht losreißen können. Die beiden Letzteren stießen ihr gewöhnliches, ausdrucksvolles »Hugh!« aus, als die Wahrheit des Gesagten ihnen anfing einzuleuchten, während der Erstere nach kurzem Nachdenken antwortete:
    »Ich kann Euren Worten nicht widersprechen, denn ich verstehe mich wenig auf Pferde, obgleich ich in einem Lande geboren bin, wo man sie in Menge findet. Die Wölfe müssen über ihren Köpfen am Ufer umherschwärmen, und die furchtsamen Geschöpfe rufen den Menschen um Hilfe an, so gut sie können. Uncas«, – hier sprach er delawarisch – »fahr’ mit dem Kanu hinunter und wirf einen Feuerbrand unter das Pack; sonst tut die Furcht, was die Wölfe nicht tun können, und wir haben morgen keine Pferde, wo wir sie am nötigsten brauchen, um unsere Reise möglichst zu beschleunigen.«
    Der junge Eingeborene war schon an das Wasser hinabgestiegen, um seinem Befehle zu folgen, als ein langes Geheul vom Ufer des Flusses sich hören ließ und sich schnell

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