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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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widerstehen, auf die jugendliche Schwester zu schauen, in deren Auge sie einem flehenden Blicke begegnete, der Liebe zum Leben verriet.
    »Was sagt er, liebste Cora?«, fragte Alice mit zitternder Stimme. »Sprach er davon, mich zu unserem Vater zurückzusenden?«
    Einige Augenblicke ruhten die Augen der älteren Schwester auf der jüngeren, während in ihren Zügen mächtige und miteinander streitende Gefühle kämpften. Endlich sprach sie, obgleich ihre Töne jene reiche, ruhige Fülle verloren hatten, mit einem Ausdruck fast mütterlicher Zärtlichkeit:
    »Alice, der Hurone bietet uns beiden das Leben an – ja, mehr noch als dies; er will sogar Duncan – unseren unschätzbaren Duncan sowohl als dich unseren Freunden – unserem Vater – unserem kinderlosen, unglücklichen Vater zurückgeben, wenn ich diesen rebellischen, eigensinnigen Stolz beuge und mich dazu verstehe –«
    Ihre Stimme stockte und ihre Hände faltend blickte sie gen Himmel, als suchte sie in ihrer Todesangst Erleuchtung von der Weisheit des Unendlichen.
    »Sprich!«, rief Alice; »zu was, teuerste Cora? O dass das Anerbieten mir gemacht würde! Euch zu retten, den betagten Vater zu trösten! Duncan zu befreien, wie freudig könnte ich sterben!«
    »Sterben!«, wiederholte Cora mit einer ruhigeren und festeren Stimme, »das wäre leicht! Vielleicht ist es die Wahl nicht weniger, die er mir lässt. Er wollte von mir haben«, fuhr sie fort, während ihre Stimme unter dem Bewusstsein des Entehrenden eines solchen Vorschlages sank, »dass ich ihm in die Wildnis folge, mit ihm zu den Behausungen der Huronen gehe und dort bleibe: Kurz, dass ich sein Weib werde! Sprich denn, Alice, teures Kind, Schwester meiner Liebe! Und auch Sie, Major Heyward, helfen Sie meiner schwachen Vernunft mit Ihrem Rate auf. Darf man das Leben mit einem solchen Opfer erkaufen? Willst du es, Alice, aus meiner Hand um solchen Preis empfangen? Und Sie, Duncan, leiten Sie mich! Verfügt über mich! Euch gehöre ich ganz!«
    »Wie?«, rief der Jüngling voll Unwissen und Erstaunen. »Cora! Cora! Sie spielen mit unserem Jammer! Sprechen Sie nicht mehr von dieser entsetzlichen Wahl. Der Gedanke schon ist schrecklicher als tausendfacher Tod!«
    »Dass Sie so antworten würden, wusste ich!«, rief Cora, während ihre Wange errötete und ihre dunklen Augen noch einmal von einer Aufwallung erglänzten, wie sie dem Weibe natürlich war. »Was sagt meine Alice? Ihrer Entscheidung will ich mich ohne Murren unterwerfen.«
    Beide, Heyward und Cora, horchten mit peinlicher Erwartung und mit der gespanntesten Aufmerksamkeit, aber keine Antwort erfolgte. Es schien, als sei die zarte und gefühlvolle Alice, nachdem sie diesen Vorschlag gehört, vernichtet in sich selbst zurückgesunken. Ihre Arme hingen herab, die Finger bewegten sich in leichten Zuckungen; ihr Haupt war auf ihren Busen gesunken, und ihre ganze Gestalt schien ohne eigene Kraft nur durch ihre Bande am Baume aufrechterhalten zu werden, gleich einem schönen Sinnbilde verwundeten Zartgefühls ihres Geschlechtes, scheinbar ohne Leben und doch noch des Lebens sich bewusst. In wenigen Augenblicken begann jedoch ihr Haupt sich langsam zu bewegen mit dem Zeichen der innersten, unbezwinglichen Missbilligung.
    »Nein! Nein! Nein! Besser, wir sterben, wie wir zusammen gelebt!«
    »So stirb!«, schrie Magua, seinen Tomahawk mit Ungestüm gegen die wehrlose Sprecherin werfend, zähneknirschend und mit einer Wut, die er nicht länger bezwingen konnte, über diesen unerwarteten Beweis von Festigkeit in einem Wesen, welches er für das schwächste unter allen gehalten hatte. Die Axt schwirrte an Heywards Stirn vorbei, durchschnitt eine von den flatternden Locken Alicens und fuhr über ihren Kopf in den Baum. Dieser Anblick brachte Duncan zur Verzweiflung. Mit gewaltsamer Anstrengung sprengte er seine Fesseln und stürzte auf einen anderen Wilden, welcher mit lautem Geschrei und besser zielend, einen zweiten Streich zu führen im Begriffe war. Sie fassten sich, rangen, und fielen zu Boden. Der nackte Leib seines Gegners bot Heyward keinen Halt; er entschlüpfte ihm, fuhr ihm mit einem Knie auf die Brust und drückte ihn mit Riesenkraft darnieder. Schon sah Duncan das Messer in der Luft blitzen, als ein zischender Laut an ihm vorbeipfiff und von dem scharfen Knall einer Büchse mehr begleitet als gefolgt war. Er fühlte sich von der Last, die ihn niedergedrückt hatte, erleichtert und sah, wie der grimmige Ausdruck in seines Gegners Miene

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