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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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seine Beredsamkeit beleuchtet, auf den Inhalt seiner Worte schließen.
    Anfangs waren Maguas Worte und Bewegungen ruhig und bedächtig. Als er aber die Aufmerksamkeit seiner Kameraden hinlänglich rege gemacht hatte, schloss Heyward aus seinem öfteren Hindeuten nach der Gegend der großen Seen, dass er von dem Lande ihrer Väter und ihrem entfernten Stamme spreche. Häufige Beifallsbezeigungen folgten und mit dem ausdrucksvollen »Hugh!«, sahen die Zuhörer einander an, als wollten sie ihre Zufriedenheit mit dem Redner zu erkennen geben. Le Renard war zu gewandt, um seinen Vorteil nicht zu benützen. Er sprach jetzt von dem langen, mühevollen Wege, den sie zurückgelegt, seitdem sie ihre weiten Jagdgehege und ihre Dörfer verlassen hätten, um mit den Feinden ihrer kanadischen Väter zu kämpfen. Er zählte die Krieger ihrer Partei auf, ihre zahlreichen Waffentaten, ihre der Nation geleisteten Dienste, ihre Wunden und die Zahl der Skalps, die sie gewonnen hätten. Wenn er auf einen der Anwesenden anspielte (und der schlaue Indianer vergaß keinen), strahlten die Züge der Geschmeichelten vor Entzücken, und er säumte nicht, die Wahrheit seiner Worte durch Gebärden des Beifalls zu bekräftigen. Jetzt sank die Stimme des Sprechers, und die lauten, lebhaften Siegestöne, womit er ihre glücklichen Erfolge und Großtaten aufgezählt hatte, verstummten. Er beschrieb den Wasserfall des Glenn, die unzugängliche Felseninsel mit ihren Höhlen, ihren zahllosen Strudeln und Wasserwirbeln; sprach den Namen La Longue Carabine aus und brach ab, bis der Wald unter ihnen das letzte Echo eines lauten und langen Geheuls widertönt hatte, womit der verhasste Name aufgenommen wurde. Er deutete auf den jungen Kriegsgefangenen und beschrieb den Tod eines beliebten Kriegers, der von seiner Hand in die tiefe Schlucht gestürzt worden war. Er schilderte nicht nur das traurige Los dessen, der zwischen Himmel und Erde hängend der ganzen Truppe ein so grässliches Schauspiel dargeboten hatte, sondern stellte von neuem die Schrecken seiner Lage, seine Standhaftigkeit und seinen Tod an den Ästen eines jungen Baumes dar, und schloss mit einer kurzen Angabe der Art und Weise, wie jeder ihrer Freunde gefallen war, wobei er nicht versäumte, ihren Mut und ihre Verdienste rühmend anzuerkennen. Als diese Aufzählung der Ereignisse zu Ende war, wechselte seine Stimme ihre Töne abermals und wurde klagend, sogar melodisch zu ihren tiefen Kehllauten. Er sprach jetzt von den Weibern und Kindern der Erschlagenen, ihrer Verlassenheit, ihrem leiblichen und geistigen Elend, ihrer Entfernung und dem Unglück, noch nicht gerächt zu sein. Dann erhob er plötzlich seine Stimme zu furchtbarer Kraft und rief:
    »Sind die Huronen Hunde, dass sie solches ertragen? Wer soll dem Weibe Menowanas sagen, dass die Fische seinen Schädel haben und sein Volk noch nicht Rache genommen? Wer wagt es, der Mutter Wassawattimies, dem stolzen Weibe, mit unblutigen Händen unter die Augen zu treten? Was soll man den alten Männern sagen, wenn sie nach Skalps fragen, und wir ihnen kein Haar von einem weißen Schopfe vorweisen können? Die Weiber werden mit Fingern auf uns deuten. Ein schwarzer Flecken haftet auf dem Namen der Huronen, mit Blut muss er abgewaschen werden!«
    Seine Stimme verhallte unter dem Rachegeschrei, das in die Lüfte erscholl, als ob der Wald statt der winzigen Rotte von dem ganzen Stamme angefüllt wäre. Während dieser Anrede konnten die bei dem Erfolge des Redners am meisten Beteiligten in den Mienen der Zuhörer die Fortschritte des Redners nur zu deutlich erkennen. Seine Klage und sein Leid hatten diese durch Mitgefühl und Trauer, seine Behauptungen durch Gebärden der Bekräftigung und sein Ruhmreden mit dem langen Frohlocken der Wilden beantwortet. Wenn er von Mut sprach, waren ihre Blicke fest und entsprechend; wenn er auf ihre Verluste anspielte, glühten ihre Augen vor Wut; als er auf die Schmähungen der Weiber kam, senkten sie beschämt ihre Häupter; wie er aber auf die Mittel zur Befriedigung ihrer Rache wies, berührte er eine Seite, die noch nie verfehlt hatte, in der Brust eines Indianers widerzuklingen. Auf den ersten Wink, dass die Schlachtopfer in ihrem Bereiche seien, sprang die ganze Rotte auf, stieß ein wütendes Rachegeschrei aus und stürzte mit gezückten Messern und hocherhobenen Tomahawks auf die Gefangenen los. Heyward warf sich zwischen die Schwestern und den Vordersten, welchen er mit der Stärke der Verzweiflung

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