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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ahnte, dass König Karl die Bemerkung auf der Zunge lag, dass er Rolands Mutter versprochen habe, ihn aus diesem Feldzug heil zurückzubringen. Der Gedanke daran verstärkte Rolands Entschlossenheit nur noch, seinen Plan durchzuziehen.
    »Welche Männer hast du dir ausgesucht für den Schildwall?«, fragte Karl stattdessen.
    Roland bat die beiden Centenarii herein, die er für seinen Plan hatte begeistern können. Die beiden verneigten sich vor dem König und den anderen Paladinen. Turpin zog eine Braue in die Höhe. Karls Augen verengten sich.
    »Das sind nur etwas mehr als zweihundert Mann!«, platzte Anskar heraus. »Ein vernünftiger Schildwall braucht fünfmal so viele Krieger!«
    »Die Vasconen sollen ja auch glauben, dass sie gewinnen können.«
    »Sie sollen es glauben , aber sie sollen es nicht tun !«
    »Die Gefahr, dass sie euch überrennen oder umzingeln, ist groß«, sagte Turpin ruhig. »Du musst den Schildwall durch Panzerreiter absichern.«
    »Die Panzerreiter sind genau das, was die Vasconen von einem Ausfall abhält. Nein, wenn sie uns umzingeln, schließen wir uns einfach zu einem Kreis und halten so lange durch, bis ihr da seid und sie verjagt.« Er grinste Turpin an. »Keine Panzerreiter. Überhaupt keine Reiterei.«
    Karl wirkte immer noch nachdenklich. Schließlich musterte er die beiden Centenarii von Kopf bis Fuß, als hätte er sie nie zuvor gesehen. »Ihr vertraut meinem Neffen?«, fragte er.
    Die zwei Scharführer waren gestandene Krieger im besten Alter. Karl zögerte, seine Zustimmung zu geben. Roland beobachtete den König besorgt, aber dann wandte er sich verstohlen zu Turpin um. Der Bischof hatte noch immer die Braue hochgezogen; hatte Turpin damit gerechnet, dass Roland sich entweder irgendeine langweilige Taktik ausdenken oder für ein riskantes Manöver nur die hitzigen jungen Anführer gewinnen würde? Plötzlich erfüllte ihn große Zuversicht. Er hatte den raffinierten Turpin überrascht! Wenn das nicht bedeutete, dass sein Plan insgesamt eine Überraschung sein würde – vor allem für die Vasconen! Als er gestern gesagt hatte, er habe einen Plan, um die Vasconen zu besiegen, hatte er nicht nur gemeint, sie zu einer Schlacht zu zwingen und zu schlagen. Er war überzeugt, dass sein Plan gut genug war, die Stadt den Franken in die Hände zu spielen, damit der Feldzug weitergehen konnte.
    »Ja, Herr«, erwiderten die Männer schlicht.
    »Dann vertraue ich sie dir an, Roland«, sagte Karl. »Erweise dich meines und ihres Vertrauens würdig und bring mir meine Krieger siegreich und heil zurück.«
    »Das werde ich, Herr.« Roland verneigte sich.
    »Und komm vor allem selbst heil zurück, mein lieber Neffe.«
    Roland räusperte sich. Als er mit den Centenarii das Zelt des Königs verließ, wünschte er, Karl hätte die letzte Bitte nicht ausgesprochen. Auf einmal mischte sich in seine Zuversicht die altbekannte Angst, es zu weit getrieben zu haben und zu versagen.
    Roland verlor keine Zeit. Während die Paladine und die verbliebenen Centenarii ihre Krieger und Soldaten Aufstellung nehmen und sich dann zurückziehen ließen, baute er seinen Schildwall. Er verfluchte sich dafür, dass die Besorgnis des Königs seine Unsicherheit erneut geweckt hatte, und betete im Stillen, dass die Krieger sie nicht bemerkten. Das Wetter war das Einzige, was dem Feldzug bisher hold gewesen war; es hatte keinen Tropfen geregnet, seit das Frankenheer von den Bergen heruntergekommen war, und so lag eine Staubglocke über den Bewegungen der Franken und dem zerklüfteten Gelände außerhalb der Siedlung. Roland war sicher, dass die Verteidiger der Stadt dennoch genau verfolgen konnten, was draußen vor sich ging, und sich fragten, welche Schurkerei den Eindringlingen aus dem Norden nun schon wieder eingefallen war.
    Der Augenschein war wichtig, Symbole waren wichtig – deshalb beeilte sich Roland, die Aufstellung der Krieger zu beenden, bevor der Staub sich wieder senkte und der beständige Wind die Sicht klärte. Dann war es so weit, und mit dem Verschwinden des Staubs trat eine Stille ein, die nach dem Lärm der Truppenbewegungen zuvor beinahe wie eine andere Art von Lärm wirkte. Der Wind ließ die Wimpel an den Lanzen der Standartenträger flattern, die sich bei ihrem jeweiligen Centenarius aufhielten. Der Schildwall stand, die Krieger waren erfahren und verharrten beinahe regungslos, die Schilde noch auf den Boden gestellt, die bunten Farben strahlend in der mittäglichen Sonne. Eine Klinge fing

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