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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Männer ihnen gegenüber noch verstärkte. Otker de Aaregaua und Dux Beggo, die beide in ihren Provinzen Herren waren, hatten sich trotz ihres jungen Alters anfangs ebenfalls von den anderen Kriegern distanziert. Doch Roland und Remi hatten sich von Beginn an leutselig gegeben und im Laufe der Zeit damit auch Otker und Beggo angesteckt. So hatte es sich eingebürgert, dass um ihr Feuer auch die Decani ihrer Scharen saßen und freimütig mit den Comites diskutierten.
    »Wir hätten diese beschissene Stadt einfach umgehen sollen«, sagte einer der Decani. »Und dann von der Umgebung isolieren, indem wir einen Ring von Kriegern und Soldaten um sie ziehen.«
    Remi schüttelte den Kopf. »Iruña ist die größte Stadt der Vasconen. Wir hätten zu viele Männer zurücklassen müssen, um sie wirklich abzuschneiden, und selbst dann wäre es nicht gewährleistet, dass nicht ab und zu Kriegergruppen daraus entkommen und uns in den Rücken fallen. Ihre Überfälle, nachdem wir den Pass verlassen hatten, waren lästig genug.«
    »Seien wir froh, dass sie uns nicht im Pass überfallen haben – da hätte es schlecht für uns ausgesehen«, gab ein anderer Truppenführer zu bedenken.
    »Das wagen sie nicht, mit der starken Besatzung auf Burg Roncevaux – nicht wahr, Roland?« Beggo de Septimània stieß Roland in die Rippen. Roland mühte sich ein Lächeln ab. Jeder nahm an, dass zwischen ihm, dem künftigen Herrn von Roncevaux, und Arima Garcez, der jetzigen Herrin, alles in Ordnung war. Sobald dieser Feldzug vorüber war, würden sie heiraten. Außer Remi und vermutlich Turpin, dem kaum etwas entging, wusste niemand, dass Roland Burg Roncevaux nicht mehr betreten hatte seit dem Tag, an dem er Afdza Asdaq und Arima in einem Bett erwischt hatte. Er hatte seinem Stiefvater Ganelon die Aufgabe überlassen, die Neutralität der Burg aufzuheben und eine Schar Panzerreiter und Fußsoldaten unter einem erfahrenen Centenarius dort zu stationieren. Er hatte Arima seit vielen Wochen nicht gesehen; seine Wut auf sie war längst zu hilflosem Schmerz geworden, der sein Herz umklammerte. Er hatte zwei Botschaften, die ihn erreicht hatten, ungelesen verbrannt. Er hätte sie jemandem geben müssen, der sie ihm vorlas, und den Gedanken, dass dadurch dann das ganze Ausmaß seiner Situation bekannt geworden wäre, hatte er nicht ertragen. Mittlerweile wünschte er sich sehnlichst, er hätte die Botschaften behalten und doch nach einer vertrauenswürdigen Seele gesucht, die sie ihm vorgelesen hätte. Und wenn er den Anblick in Arimas Kammer missverstanden hatte? Aber was hatte man daran missverstehen können?
    Er hatte nicht einmal eine Erinnerung daran, wie sein rechtmäßiger Besitz Burg Roncevaux aussah. Als er sie an diesem verfluchten Tag erreicht hatte, war er viel zu ausgelaugt gewesen, um irgendetwas wahrzunehmen. Er meinte sich an einen immens weiten Himmel erinnern zu können, der sich über die erstarrten Wellen der Bergkuppen spannte, an den Wind und den Duft von Wald, Gras, Kälte und Stein. An eine wilde, unerbittliche, einsame Schönheit, die sich nicht jedem erschloss. An eine Schönheit, die auch die Schönheit Arimas war. Und die jetzt Afdza genoss, weil er ein Held war und kein Versager.
    Ein paar Mal auf dem Marsch hierher war er allein auf einen Berg gestiegen. Er hatte gehofft, seiner Trauer und seinem Zorn entkommen zu können, beide Gefühle abzustreifen und im Tal zurückzulassen und als ruhigerer Mann wieder hinunterzusteigen. Er hatte sich geirrt. Die Einsamkeit auf dem Gipfel hatte vielmehr dafür gesorgt, dass sich all seine Aufmerksamkeit auf seinen jetzigen Zustand richtete. Was ihm stattdessen geholfen hatte, wieder ein Stück weit zu sich selbst zu finden, war ganz einfach die vergehende Zeit gewesen. Narben hatten sich über seinen seelischen Wunden gebildet, und wenn sie auch darunter nicht verheilt waren, konnte man doch besser mit ihnen leben als zuvor.
    Was kaum besänftigt worden war, war der Hass auf Afdza, der ihn auf doppelte Weise betrogen hatte: weil er sein Freund hätte sein können und ihm stattdessen die Frau weggenommen hatte. Doch er hatte in den letzten Wochen auch gelernt, diese Gedanken zu verdrängen, weil sie ihn sonst in eine Verzweiflung führten, aus der nur rasende Wut einen Ausweg fand. Und rasende Wut, das wusste er, würde ihm nur noch weitere Niederlagen beibringen.
    »Wir müssen eine neue Taktik finden«, sagte er. Die anderen nickten. Jedem Krieger war in den letzten Tagen klar

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