Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
den jungen Paladinen zu den alten? Wo war die berühmte Gefolgschaft, als ich die Verteidigung von Iruña austrickste? Remi, Beggo und Otker haben meinen Plan unterstützt, sonst keiner! Ihr Alten habt von Weitem zugesehen! Und hier? Hat auch nur einer von euch gesagt: He, Roland, wir stellen uns mit dir in den Schildwall? Remi hat es mir angeboten, und Beggo und Otker! Nicht anders als vor Iruña. Was für eine Gefolgschaft ist das, die immer nur von einer Seite geleistet wird?«
    Turpin verfolgte den Wortwechsel mit gemischten Gefühlen. Was Roland sagte, war nicht ganz zutreffend; so hatte er zum Beispiel keinen der anderen Paladine um Hilfe gebeten. Aber grundsätzlich hatte er recht. Es gab ein Gefälle innerhalb der Paladine, und das war etwas, das es vorher nicht gegeben hatte. Die vier neuen Männer waren allen Beteuerungen zum Trotz nicht zur Gänze anerkannt. Wenn man übertreiben wollte, hätte man auch sagen können, dass es zwei Gruppen Paladine gab. Die alten acht und die neuen vier. Styrmi hatte mit seiner blödsinnigen Idee, die Zahl der Paladine nach dem Vorbild der Apostel auf zwölf zu erhöhen, Zwietracht zwischen den engsten Gefolgsleuten des Königs gesät.
    Die anderen Männer warfen sich Blicke zu. Keiner erwiderte etwas. Offensichtlich gingen seinen Waffengefährten ähnliche Dinge durch den Kopf wie ihm.
    Karl setzte sich auf eine Truhe. Ealhwine schoss aus seinem Stuhl in die Höhe, doch der König winkte nur ab, und Ealhwine ließ sich wieder nieder, als würde er sich auf rohe Eier setzen. Karl musterte sie alle der Reihe nach.
    »Ich bin enttäuscht«, sagte er schließlich nur. »Ihr streitet wie die Fischweiber. Ich wollte euren Rat, und alles, was ich zu hören bekomme, sind Worte der Missgunst und Eifersucht.«
    Keiner erwiderte, was offensichtlich war. Nicht einmal Turpin brachte es übers Herz, zu sagen, dass die Streitereien mit Karls Entscheidung angefangen hatten, Styrmis Anregung umzusetzen.
    »Wir bitten dich um Verzeihung, Herr«, sagte Ganelon schließlich steif. Er vermied es, Roland anzusehen, und Roland starrte den Boden an.
    »Unser Freund Ealhwine hier hat uns eine beunruhigende Botschaft gebracht«, brachte Karl das Gespräch wieder auf den eigentlichen Ausgangspunkt zurück. »Es scheint, dass wir, wenn wir diesen Feldzug fortsetzen, Gefahr laufen, die Sachsengebiete wieder zu verlieren. Wie ist eure Meinung?«
    »Wir haben die Sachsengebiete mit viel Blut erkauft«, sagte Ganelon.
    »Im Krieg gegen die Mauren ist auch jede Menge Blut geflossen«, schnappte Roland, und jeder wusste, dass er nicht den gegenwärtigen Kriegszug meinte, sondern die gescheiterte Mission seines Vaters Milan. Karl sah auf und bedachte seinen Neffen mit einer Mischung aus Ärger und Schmerz, die Turpin selten bei seinem König gesehen hatte. Der Bischof hatte das Gefühl, dass dieses Gespräch in einer Katastrophe enden würde, wenn die beiden Streithähne nicht befriedet wurden.
    Er trat zwischen Ganelon und Roland und legte dem jungen Paladin eine Hand auf die Schulter, ohne ihn anzusehen. Sein Blick wanderte von Karl zu den anderen Paladinen. »Und wir alle wissen, dass es sehr teures Blut war«, sagte er. Dann berührte er Ganelon wie zufällig am Oberarm. »So wie wir wissen, dass keiner härter für die Eroberung der Sachsengebiete gekämpft und mehr dafür gelitten hat als Ganelon de Ponthieu.«
    »Stimmt«, sagte der alte Anskar.
    »Wir müssen also abwägen«, erklärte Turpin. »Blut gegen Blut, Schmerz gegen Schmerz …«
    Die Männer nickten.
    »… einen möglichen Sieg gegen einen sicheren Verlust.«
    Er hatte es zu plump angefangen. Roland stellte sofort wieder seine Stacheln auf. »Der Sieg ist sicher!«, knurrte er.
    Turpin beschloss so zu tun, als habe er den Einwurf nicht gehört. Er stellte fest, dass er keinen Ärger auf Roland verspürte. Er konnte den jungen Mann vollkommen verstehen. So wie er auch Ganelon verstehen konnte. Er wusste, dass es nicht wirklich eine Lösung gab für den Zwist der beiden Männer. Dazu dauerte er schon zu lange, dazu waren beide zu sehr in ihrer tiefsten Seele verletzt … Und dazu waren sie sich im Grunde ihres Wesens zu ähnlich.
    »Vielleicht hättest du mit deinen Kriegern den maurischen Schildwall aufgebrochen«, fuhr Turpin fort. »Vielleicht wären wir danach bis Medina Barshaluna vorgestoßen. Vielleicht hättest du …«, Turpin schwieg, bis Roland nicht mehr anders konnte, als aufzublicken, und Turpin sah ihm so fest wie

Weitere Kostenlose Bücher