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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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werde gehen«, sagte Ganelon. Turpin war überrascht, obwohl eine Vernunftslösung für ein Problem zu Ganelon passte. Dennoch hatte der Bischof das Gefühl, dass mehr dahintersteckte und dass Ganelon das Angebot nicht wirklich gern gemacht hatte.
    »Mach ja einen schönen Frieden mit den Mauren«, sagte Roland voller Verachtung.
    »Bist du nur verbohrt, Roland, oder hast du aufgehört deinen Verstand zu gebrauchen, als der Maure dir die Frau weggenommen hat?«, fragte Ganelon.
    Durch Turpin und die anderen Paladine ging ein Ruck. Bis jetzt hatte niemand gewagt, auszusprechen, was außer Turpin nur wenige wussten, aber viele gerüchteweise gehört hatten.
    Roland flüsterte erstickt: »Geh dich vor den Mauren niederwerfen, Ganelon. Du bist den Geschmack des Weins aus dem Kelch der Niederlage ja gewöhnt. Meine Mutter schenkt ihn dir ständig ein.«
    Ganelon war wie der Blitz vor Roland. Noch während Turpin, den er beiseitegestoßen hatte, taumelnd an einem Pfosten des Königszelts Halt suchte, hatte Ganelon Roland ins Gesicht geschlagen. Selbst die Reflexe des jungen Mannes waren nicht schnell genug gewesen, den Schlag abzuwehren. Rolands Wange rötete sich. Er schüttelte den Kopf, wie um ihn zu klären. Doch es war nur eine Finte; aber eine, die Turpin vorausgesehen hatte. Er stieß sich vom Zeltpfosten ab und kam gerade rechtzeitig, um Rolands Handgelenk zu umklammern. Roland hatte Durendal schon halb aus der Scheide gezogen.
    »Wenn du im Zelt des Königs das Schwert gegen einen anderen Paladin ziehst, verlierst du deine Ehre«, sagte er halblaut und hoffte, dass Roland sich daran erinnerte, Ganelon in einer ganz ähnlichen Situation vor der Reichsversammlung vor dem Verlust seiner Ehre bewahrt zu haben. Erneut sagte sich Turpin, dass die beiden Männer eigentlich mehr gemeinsam hatten, als sie trennte.
    Roland schüttelte Turpin ab.
    »Kein zweites Mal«, flüsterte er erstickt und an Ganelon gewandt. »Du schlägst mich kein zweites Mal.«
    Ohne um Erlaubnis zu fragen oder sich zu verabschieden, stapfte er aus dem Zelt. Remi, hin- und hergerissen, kniete vor König Karl nieder. Bevor er eine Bitte äußern konnte, sagte Karl schon müde: »Geh ihm hinterher und sieh zu, dass er keine Dummheiten anstellt.«
    Remi huschte aus dem Zelt.
    Turpin betrachtete den totenblass gewordenen Ganelon von der Seite und fragte sich, wie viel Erfolg die Friedensverhandlungen eines Mannes haben konnten, der selbst so wenig Frieden in sich spürte. Er machte sich immer größere Sorgen um seinen alten Waffenbruder. Und aus diesem Gefühl heraus sagte er plötzlich: »Ich komme mit.«
    Die Abstimmung mit Karl darüber, wie die Gespräche mit den Mauren zu führen waren, zog sich bis spät in die Nacht. Am nächsten Morgen ritten Ganelon und Turpin aus dem fränkischen Lager zu den Mauern der Stadt Siya. Sie hatten alle Waffen abgelegt; Turpin trug statt des Körperpanzers seinen Bischofsornat, und Ganelon führte einen der weißen Wimpel an der königlichen Standarte mit sich. Sie gelangten unbehelligt zur Stadt, beobachtet von Hunderten von Maurenkriegern, die die Straße säumten, sie aber nicht behelligten. Das Westportal der Stadt war zur Hälfte geöffnet. Afdza Asdaq stand davor, gehüllt in ein schimmerndes Panzerhemd, einen blankgeputzten Helm mit einem hohen Scheitelstachel auf dem Kopf, von dem ein langer pechschwarzer Pferdeschweif hing.
    Afdza hielt sie mit einer Handbewegung auf. Dann trat er beiseite, als ein halbes Dutzend Krieger aus dem Portal kamen. Sie trugen eine Bahre auf den Schultern, auf der wiederum ein in strahlend weißes Leinen gehüllter Körper lag.
    »Steigt ab«, sagte Afdza.
    Turpin gehorchte.
    Ganelon folgte ihm nach kurzem Zögern. Afdza wirkte nicht feindselig, nur müde und niedergeschlagen. Als sie an seine Seite traten, bot er ihnen die Hand. Turpin schüttelte sie herzlich. Dann wies er mit dem Kinn auf die Bahre und deren langsamen, feierlichen Weg bis zu einem Platz abseits der Stadt, an dem schon mehrere andere Krieger warteten. Ein niedriger, armspannenlanger Wall aus Steinen befand sich zu ihren Füßen.
    »Ist das der Sachse?«, fragte Turpin. »Ich habe seinen ursprünglichen Namen vergessen …«
    »Er hat den Namen angenommen, den ihr ihm gegeben habt: Chlodwig.« Afdza musterte Turpin lange, dann wies er zu einem Mann in einer langen Robe, der mit den Kriegern bei dem niedrigen Steinwall wartete. »Das ist der Chatib der Moschee von Siya. Und du bist ein christlicher Bischof,

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