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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wie Königin Hildegard ihre Hand drückte und strahlend rief: »Weißt du es nun, Kindchen? Ich freue mich so sehr für dich!« Alles, was sie wirklich sah, war Rolands überraschtes, dann immer glücklicher strahlendes Gesicht, und alles, was sie wirklich hörte, war Karls letztes Wort, das immer lauter in ihr hallte: … Ehefrau!

    Am nächsten Tag reiste die maurische Delegation ab. Böse Worte waren gefallen nach der Eröffnung, dass Karl die Neutralität Roncevaux’ durch die Verbindung zwischen Arima und Roland aufhob; zu viele böse Worte. Der Abschied der Mauren vollzog sich schweigend. Die Burgwachen, verstärkt durch einige der besten Krieger unter Puvis de Rosselló, bildeten eine Gasse. Sonst war niemand zugegen. Die Paladine, die Krieger, die Dienstboten und Sklaven – allen war verboten worden, ihre Unterkünfte zu verlassen. Die Mauren waren als Freunde gekommen, aber sie gingen als Feinde, und es sollte ihnen nicht die Ehre eines Abschieds zuteilwerden. Das Tor war geöffnet. Erst als es hinter der Delegation geschlossen wurde, trat Abt Styrmi herzu und schlug über die geschlossenen Torflügel das Kreuzzeichen, als müsse er es von der Gegenwart der Heiden, die hindurchgeritten waren, reinigen. Der Himmel über der Karlsburg war von strahlendem frühmorgendlichen Blau, aber denen, die den Abzug der Mauren mit ansahen und sich daran erinnerten, wie sie selbst sich bis gestern noch mit den Männern aus Hispanien verbrüdert hatten, schien es, als würden die Schatten der Nacht den Tag noch immer verdunkeln.

    Arima wartete in einer Entfernung, die man mit einem scharfen Ritt in einer Stunde zurücklegen konnte, neben der Straße. Sie trug eine Mönchskutte mit der Kapuze über dem Kopf, die sie völlig unkenntlich machte, und saß auf einem struppigen braunen Pferd, das nicht das ihre war. In ihrer Begleitung waren zwei Reiter. Einer von ihnen war Ealhwine, aus dessen Reisesack die Kutte stammte, mit der Arima sich verkleidet hatte. Der andere war Bischof Turpin. Ohne die Verkleidung wäre Arima nie aus der Karlsburg gekommen, nicht einmal mit Hilfe Turpins. Dem angelsächsischen Gelehrten und dem vermeintlichen Mönch in Begleitung des Bischofs hatten die Wachen jedoch keinen zweiten Blick zugeworfen.
    Als die Mauren sich näherten, zogen sich die beiden Männer auf ihren Pferden ins Gebüsch zurück. Turpin wandte sich noch einmal zu Arima um. Er hatte einen Bogen in der Hand und einen Pfeil auf die Sehne gelegt. »Wenn du dich bedroht fühlst, schrei«, sagte er.
    Arima nickte stumm. Sie wusste, wenn sie den Mund auftat, würde sie zu weinen beginnen, und das wollte sie so lange wie möglich vermeiden, weil sie befürchtete, nicht so rasch wieder damit aufhören zu können. Turpins Vorsicht war ebenso rührend wie sinnlos. Niemand in der maurischen Delegation würde ihr etwas zuleide tun, nicht solange es Afdza Asdaq gab.
    Die Mauren gönnten ihr keinen Blick, als sie an ihr vorbeizogen, obwohl sie die Kapuze abgenommen hatte. Afdza war nicht bei der Delegation. Nun konnte Arima die Tränen kaum noch zurückhalten. Sie wusste nicht, was sie sich von diesem Abschied erhoffte. Sie wünschte so sehr, Afdza könne auf ewig in ihrer Nähe bleiben, aber sie wäre vor Kummer gestorben, wenn sie ihm nicht wenigstens hätte Lebewohl sagen können. Denn eine andere Hoffnung gab es nicht außer dem Lebewohl. Sie begann zu schluchzen. Dass ein Herz einen solchen Schmerz aushalten konnte, ohne mit dem Schlagen aufzuhören, war ihr ein Rätsel. Wo war Afdza? Wollte er den letzten gemeinsamen Minuten, die sie haben würden, aus dem Weg gehen? Hasste er sie dafür, dass sie nun Rolands Frau werden würde? Hasse mich nicht, Afdza, dachte sie verzweifelt, wo doch deine Liebe zu mir das Einzige ist, woran ich mich den Rest meines Lebens festhalten werde.
    »Wie sollte ich dich hassen, Herrin«, sagte Afdza leise.
    Sie fuhr herum. Da saß er auf seinem Pferd im Gras neben der Straße, zwei, drei Mannslängen hinter ihr. Wie immer hatte er es geschafft, lautlos heranzukommen. Chlodwig, der seit gestern nicht mehr von Afdzas Seite wich, hatte sein Pferd in etwas weiterer Entfernung angehalten. Der junge Sachse machte ein trauriges Gesicht. Arima wurde bewusst, dass sie ihre letzten Gedanken laut ausgesprochen hatte.
    Afdza lenkte sein Pferd neben das ihre. Er sah aus, als habe er die ganze Nacht nicht geschlafen. Eine Haarsträhne hing unter seinem Helm heraus. Arima wusste, dass sie nicht viel besser aussah. Afdza

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