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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Vater Piligrim den Kreis der Paladine und nahm neben Styrmi Aufstellung. Remi stolperte, von seiner Mutter geführt, in die Mitte der Halle, wo Piligrim seine eigenen Waffen abnahm und sie Remi aushändigte. Dem überraschten Publikum wurde klar, dass der Vater seinen Platz unter den Paladinen dem Sohn überließ – und dass die Rechnung des Königs keinen Fehler hatte! Piligrim, der alte Haudegen, war sichtlich bewegt, und Remi, sein Sohn, nicht minder. Auch viele Zuschauer ließen Anzeichen von Rührung über die edle Geste und den Rücktritt des Alten erkennen. Selbst König Karls Augen glitzerten, als Piligrim, nachdem Remi auf einen der freien Plätze geführt worden war, sich zum Thron hinwandte, vor Karl niederkniete und förmlich um seine Entlassung bat. Karl stieg zu ihm herunter, zog ihn auf die Beine und umarmte ihn unter tosendem Applaus. Dann verließ Piligrim an der Seite seiner Frau die Aula, die Paladine rückten zusammen, und die Lücke, die er hinterlassen hatte, war geschlossen.
    Unwillkürlich suchte Arima das Gesicht Rolands in der Menge. Wie würde er es aufnehmen, dass sein bester Freund Remi nun ein Paladin war? Sie fürchtete, ihn finster und verschlossen zu sehen, doch tatsächlich klatschte er am lautesten und strahlte übers ganze Gesicht. Wenn sich jemals jemand für den Aufstieg eines Freundes von Herzen gefreut hatte, dann Roland für Remi.
    Es dauerte, bis wieder Stille in der Halle eintrat. Alle Blicke richteten sich auf die verbliebene freie Stelle des zwölften Paladins, und alle ahnten, dass die Überraschungen noch nicht vorüber waren. Styrmi breitete die Arme aus.
    »In den Kreis der Paladine wird berufen …«, rief er und machte eine Kunstpause, »… Roland, der Neffe des Königs!«
    Roland klappte der Unterkiefer herunter. Jemand gab ihm von hinten einen Stoß, und er stolperte einen Schritt nach vorn. Bertha de Laon erhob sich ruckartig und schritt quer durch den Saal, um ihren Sohn an die Hand zu nehmen und zu Styrmi zu führen. Der Gefühlssturm, der über Rolands Miene irrlichterte und den zu verbergen dem überraschten jungen Mann die Kraft fehlte, griff Arima ans Herz. Seine Fassungslosigkeit war nicht gespielt. Offenbar war Roland noch nicht einmal bei der Ernennung seines Freundes Remi auf den eigentlich naheliegenden Gedanken gekommen, dass der letzte freie Platz im Kreis der Paladine für ihn reserviert sein könnte. Und dann wurde aus dem Beifall für ihn ein erregtes Geraune. Nicht Ganelon de Ponthieu verließ den Halbkreis, um seinen Stiefsohn zu eskortieren, sondern Karl schritt die Stufen zu seinem Thronsessel herunter und stellte sich an Rolands andere Seite. Arima musterte Ganelons Gesicht, soweit sie es erkennen konnte. Es wirkte wie aus Stein gehauen.
    Wie Remi war auch Roland ohne Waffen und Standessymbole in die Halle gekommen. Nun betraten zwei Sklaven die Aula, die einen Schild trugen. Auf dem Schild lagen eine Spatha, eine Axt, ein mit Beschlägen verzierter Gürtel und ein Horn. Die Träger kamen so dicht an Arima vorbei, dass sie nicht anders konnte als die Prächtigkeit des Horns zu bemerken. Ein Signalhorn gehörte zu jedem Krieger – meistens stammten sie von Stieren. Dieses hier war schöner als alle, die Arima je gesehen hatte, fast reinweiß und mit Silberreifen eingefasst. Bertha de Laon wurde bei seinem Anblick bleich.
    Karl nahm den Gürtel und schlang ihn Roland um die Hüften. Dann hob er die Spatha in die Höhe. Dass sie ein besonderes Stück war, konnte jeder sehen. Die Waffe war länger als gewöhnlich, die Scheide aufwendig verziert. Im Knauf blitzte ein Edelstein. Karl zog das Schwert halb heraus. Die Klinge schillerte in Regenbogenfarben – sie war aus damasziertem Stahl. Kurz schimmerte ein in die Klinge eingeätzter Name auf. Arima ahnte, dass die Buchstaben das Wort Ulfberth ergeben würden. Das Schwert musste ein kleines Vermögen wert sein. Die Zuschauer raunten.
    »Dieses Schwert«, sagte Karl für alle deutlich hörbar, »war das Geschenk eines Königs an einen anderen König – meinen Vater. Nun ist es wiederum ein Geschenk eines Königs – an seinen neuesten Paladin. Es hat einen Namen: Durendal. Angeblich wurde das Leder des Griffs mit dem Blut des heiligen Basilius gefärbt, und im Knauf soll ein Zahn des Apostels Petrus eingearbeitet sein.« Karl lächelte leichthin. »Statt eines Stücks Ziegenfell an der Öffnung der Scheide soll ein Stück vom Gewand der heiligen Jungfrau Maria eingeklebt sein, und wenn

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