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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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Risiko eines Zusammenpralls mit der Erde nach Berechnungen von Spaceguard-Astronomen momentan gegen null – laut Dr. Kathy Goldstone, Professorin für Astrophysik an der University of Arizona, ist es gerade eben noch im Bereich der nicht zu vernachlässigenden Wahrscheinlichkeit.‹ Und Mr. Zell, der hat diese Zahl – 6,25 – ebenfalls unterstrichen.«
    Ich zeige ihnen ein weiteres Blatt Papier und noch eins. Zell hat nicht nur die Zahlen für Maia, seine Flugbahn und seine vermutliche Dichte und Zusammensetzung kontinuierlich verfolgt. Seine Schachtel enthält auch Artikel über all die gesellschaftlichen Veränderungen, die etwas mit dem Asteroiden zu tun haben – neue Gesetze, die sich verändernde Wirtschaftslandschaft –, und er beobachtet auch diese Zahlen, schreibt Anmerkungen auf die Rückseite der Papiere, kritzelt Berechnungen hin – lange Datenkolonnen, Ausrufezeichen –, fügt alles in die Matrix ein.
    »Heiliges Kanonenrohr«, sagt Culverson plötzlich.
    »Heiliges Kanonenrohr was?«, sagt McGully. »Was ist?«
    »Tja, versteht ihr … also …«, setze ich an, und Culverson spricht den Satz zu Ende, formuliert es geschliffen und korrekt: »Man kann die erhöhte Wahrscheinlichkeit des Todes durch eine globale Katastrophe als Minderung des Sterberisikos durch Drogenmissbrauch betrachten.«
    »Ja«, sage ich. »Genau. So ist es.«
    »So ist was? «, knurrt McGully.
    »Palace’ Hänger hat eine Risikoabwägung vorgenommen.«
    Ich strahle. Culverson nickt mir beifällig zu, und ich lege den Deckel wieder auf die Schachtel. Es ist jetzt halb zwölf, Schichtwechsel, und aus dem Pausenraum ein paar Türen weiter hören wir den Partylärm der Streifenpolizisten, der jungen Mecki-Mäuse mit ihren Gummiknüppeln. Sie lästern herum, beschimpfen sich gegenseitig, trinken ihre Energy-Drinks aus den schmalen kleinen Dosen, legen die kugelsicheren Westen an. Bereit, hinauszugehen und ihre Schusswaffen auf Plünderer zu richten, bereit, die Ausnüchterungszelle aufzufüllen.
    »Meine Theorie ist, dass Zell schon sehr früh die Entscheidung trifft, etwas Gefährliches und Illegales zu tun, sobald die Einschlagswahrscheinlichkeit über einen bestimmten mathematisch ermittelten Wert steigt – einem Interesse nachzugehen, das ihm bisher immer zu riskant gewesen ist.«
    Anfang Juni steigt die Wahrscheinlichkeit über diese Schwelle, und Zell besucht seinen alten Freund J.T. Toussaint, der weiß, wie man an Stoff kommt, und zusammen gehen sie in den Satellitenorbit.
    Doch dann – Ende Oktober – tritt bei Zell eine starke unerwünschte Wirkung ein, er vollzieht einen Sinneswandel, oder vielleicht gehen ihm auch die Drogen aus. Er macht einen Entzug.
    An diesem Punkt hebt McGully langsam und sarkastisch die Hand wie ein mürrischer Teenager, der seinem Mathe-Lehrer Ärger bereiten will.
    »Äh, hallo, Detective? Verzeihung? Tragische Geschichte, aber wieso macht ihn das zum Mordopfer?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich würde es gern rausfinden.«
    »Okay. Prima!« Er klatscht in die Hände und springt auf. »Also, fahren wir zu diesem Toussaint und buchten wir das Arschloch ein.«
    Ich wende mich von Culverson ab, zu McGully, und mein Herzschlag beschleunigt sich ein wenig. »Meinen Sie wirklich?«
    »Ja, zum Teufel, meine ich wirklich.« Der Gedanke scheint ihn richtiggehend zu begeistern, und ich muss an McConnell denken, an die philosophische Grundfrage unserer Zeit: Wie oft werde ich noch »Stehen bleiben, Motherfucker!« rufen können?
    »Aber ich habe keine hinreichenden Verdachtsmomente«, wende ich ein und drehe mich wieder zu Culverson um, in der Hoffnung, dass er meinen Einwand ausräumen wird, in der Hoffnung, ihn sagen zu hören: »Klar hast du die, mein Sohn«, aber er sitzt noch immer still in seiner Ecke und grübelt vor sich hin.
    »Keine hinreichenden Verdachtsmomente?«, schnaubt McGully. »Herrgott, Mann, die hast du doch in rauen Mengen. Der Kerl hat eine kontrollierte Substanz beschafft und vertrieben. Heißt automatisch: Geh ins Gefängnis, geh nicht über Los. SSVE , Titel IX – richtig, du Ass? Er hat einen Polizeibeamten belogen. Noch mal dasselbe – Titel Keine-Ahnung, Titel Unendlich.«
    »Na ja, ich glaube , er hat diese Dinge getan. Ich weiß es nicht.« Ich wende mich an Culverson, den Erwachsenen im Raum. »Vielleicht können wir eine richterliche Anordnung kriegen? Das Haus durchsuchen?«
    »Eine richterliche Anordnung?« McGully wirft die Hände in die Luft, fleht den Raum, den

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