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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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Höhe. Wer immer sie sind, ich tue, was ich immer tue: Ich schaue auf meine Füße und versuche weiterzugehen.
    »Fürchte dich nicht«, sagt die Frau erneut, und die anderen formieren sich hinter ihr zu einem unregelmäßigen Halbkreis und versperren mir den Weg wie ein Eishockeyteam. Ich trete einen Schritt zurück und stolpere fast auf die Straße.
    »Ehrlich gesagt, ich fürchte mich nicht. Aber trotzdem vielen Dank.«
    »Es steht dir nicht zu, dich der Wahrheit zu widersetzen«, murmelt die Frau und drückt mir die Broschüre in die Hand. Ich schaue darauf hinab, nur um ihr nicht in die von Gott glasigen Augen blicken zu müssen, und überfliege den fett gedruckten, rot umrandeten Text: WIR MÜSSEN EINFACH NUR BETEN , steht oben auf dem Umschlag, und ganz unten noch einmal: WIR MÜSSEN EINFACH NUR BETEN!
    »Lesen Sie es«, sagt eine der Frauen, eine kleine, stämmige Afroamerikanerin mit zitronenfarbenem Halstuch und silberner Brosche. Wohin ich mich auch wende, überall das Flattern von feinem Wollstoff, ein himmlisches Lächeln. Ich schlage die Broschüre auf, überfliege die Stichpunkte.
    * WENN EINES MENSCHEN BLINDHEIT DURCH DIE GEBETE EINES DUTZENDS GEHEILT WERDEN KANN, KANN DAS ENDE DER MENSCHHEIT DURCH DIE GEBETE EINER MILLION UNGESCHEHEN GEMACHT WERDEN.
    Eigentlich akzeptiere ich schon die Prämisse nicht, aber ich überfliege den Text trotzdem. Wenn genug Menschen ihrer Gottlosigkeit entsagen und im liebevollen Licht des Herrn niederknien, behauptet die Broschüre, wird die Feuerkugel von ihrem Weg abweichen und über den Horizont segeln, ohne Schaden anzurichten. Das ist ein schöner Gedanke. Aber ich will nur ins Büro. Ich falte die Broschüre und halte sie wieder der ersten Frau hin, der mit dem irren Blick und den Lippenstiftzähnen.
    »Nein, danke.«
    »Behalte sie«, beharrt sie sanft und fest, während der Chor ruft: »Lesen Sie es!«
    »Darf ich Sie fragen, Sir«, sagt die Afroamerikanerin mit dem Halstuch, »ob Sie ein gläubiger Mensch sind?«
    »Nein. Aber meine Eltern.«
    »Gott segne sie. Und wo sind Ihre Eltern jetzt?«
    »Tot«, sage ich. »Sie wurden ermordet. Entschuldigen Sie mich bitte.«
    »Lasst ihn in Ruhe, ihr Schakale«, dröhnt eine Stimme, und ich blicke auf: mein Erlöser, Detective McGully, eine offene Bierflasche in der Hand, eine Zigarre zwischen den Zähnen. »Wenn ihr zu jemandem beten wollt, betet zu Bruce Willis in Armageddon .« McGully entbietet mir einen militärischen Gruß, hebt dann den Mittelfinger und schwenkt ihn den wahren Gläubigen entgegen.
    »Ja, höhne nur, Sünder, aber Gottlosigkeit wird bestraft werden«, sagt die Heilige mit den Lippenstiftzähnen zu Officer McGully, während sie zurückweicht. Eine Broschüre flattert aus ihrer offenen Handtasche auf den Bürgersteig. »Du wirst dich der Dunkelheit gegenübersehen, junger Mann.«
    »Weißt du was, Schwester«, sagt McGully, während er mir sein Sam Adams reicht und die Hände zu einem Megafon formt, »du auch.«
    »Es ist ein Prozentsatz.«
    »Was?«
    »Die Zahl«, sage ich. »Es sind 12,375 Prozent.«
    Ich marschiere auf und ab, die Schuhschachtel unter dem Arm wie einen Football – Peter Zells Schuhschachtel, die von Informationen über den Asteroiden überquillt, mit all den umkringelten und doppelt unterstrichenen Zahlen. Ich breite alles vor meinen Kollegen aus, erkläre ihnen, was ich rausgefunden habe, was ich rausgefunden zu haben glaube . McGully hockt mit gerunzelter Stirn auf seinem nach hinten gekippten Stuhl und rollt sein leeres Morgenbier zwischen den Handflächen hin und her. Culverson sitzt in einem frisch gebügelten silbergrauen Anzug an seinem Schreibtisch, trinkt Kaffee aus einem Becher und lässt sich das alles durch den Kopf gehen. Andreas in seiner schattigen Ecke hält den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. Er schläft. Erwachsenenkriminalität.
    »Als Maia damals aufgetaucht ist, als man den Asteroiden entdeckt und angefangen hat, seine Flugbahn zu verfolgen, hat Peter der Geschichte sofort große Aufmerksamkeit geschenkt.«
    »Peter ist dein Hänger?«
    »Das Opfer, ja.«
    Ich nehme jenen ersten AP-Artikel vom 2. April heraus, der mit dem Einschlagsrisiko von eins zu 2.128.000 endete, und gebe ihn Culverson.
    »Und hier ist noch einer, ein paar Tage später.« Ich hole einen weiteren Computerausdruck mit Eselsohren heraus und lese vor. »›Obwohl das Objekt mit einem geschätzten Durchmesser von mehr als 6,25 Kilometern sehr groß zu sein scheint, tendiert das

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