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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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er zu einer Falle für den Mörder werden konnte.
    »Sie sollen mir nicht glauben, Flottenadmiral«, sagte er, und wieder waren es Worte, richtig klingende Worte, die einen Moment der Klarheit und Wahrheit brachten. Hier sprach nicht der Flüchtling Xavius, sondern der Chronist, der die Wahrheit kannte und sie allen Welten und Menschen des Enduriums mitteilte. Er spürte, dass alles zusammenhing, von der Ermordung des Regenten bis hin zu den jüngsten Ereignissen und der dritten Inkursion der Ayunn. Alles ergab ein großes Bild, in dem jedes Stück seinen Platz hatte. Die Einzelheiten blieben undeutlich, aber sie waren da, und vielleicht warteten sie nur darauf, dass er seinen Blick auf sie richtete. »Das erwarte ich nicht von Ihnen. Ich bin zu Jerull Urik geworden, um hierherzugelangen, zu jemandem, der mich zur Erde schicken kann. Sie sind Aron M Arano, Flottenadmiral der Faust des Regenten. Sie gehören zu der Familie unter den Sechsundzwanzig, der Avedo Avedis entstammte, der vierte Regent des Enduriums. Wer könnte größeres Interesse als Sie daran haben, den Mörder des großen Avedis zu entlarven?«
    »Er steht vor uns«, grollte Thixton.
    Xavius schenkte ihm noch immer keine Beachtung. »Ich erwarte nicht von Ihnen, dass Sie allein meinem Wort vertrauen, Flottenadmiral Arano. Ich bitte Sie nur um dies: Setzen Sie sich mit dem Konklave in Verbindung. Teilen Sie dem Gremium mit, dass es Ihnen gelungen ist, Xavis V Xavius zu verhaften.« Eine Frage tauchte in ihm auf. »Wann tritt das Konklave zusammen?«
    »Es ist bereits versammelt«, sagte Arano. »Die Wahl des Regenten findet in sieben Stunden statt.«
    Sieben Stunden! Für einen Moment schien sich ein Loch in Xavius zu öffnen, eine dunkle Tiefe, und er taumelte an ihrem Rand. Dann sagte Laurania etwas, sie stand plötzlich neben ihm, und ihre Worte zogen ihn zurück vom schwarzen Schlund in seinem Innern.
    »Nur noch sieben Stunden«, flüsterte er. Lauter fügte er hinzu: »Darum bitte ich Sie, Flottenadmiral Arano, im Namen Ihrer Familienehre. Teilen Sie dem Gremium mit, dass ich bei Ihnen bin.«
    »Warum?«, fragte der große Mortus, dessen Gesicht nicht ganz so grau war wie das des Sicherheitsoffiziers. Er schien dem Leben ein wenig näher zu sein als Thixton, wenn so etwas bei den Morti möglich war.
    »Sie werden vom Gremium die Anweisung bekommen, mich unverzüglich zur Erde zu bringen«, sagte Xavius und wechselte einen kurzen Blick mit Laurania. So nahe war das Ziel, nur vier Lichtjahre entfernt. Aber reichten sieben Stunden aus? Oder hatte das Endurium bereits einen neuen Regenten, wenn sie das Konklave erreichten? »Der wahre Mörder wird die Gelegenheit nutzen wollen, mich den Mord an Avedo Avedis gestehen zu lassen und das Geständnis im Mesh zu verbreiten, auf dass alle Menschen im Endurium sehen und hören, wie ich zugebe, den Regenten getötet zu haben. Und genau das gibt mir Gelegenheit, ihn zu entlarven. In aller Öffentlichkeit.«
    Xavius wich dem kalten, starren Blick des Flottenadmirals nicht aus. Einige Sekunden herrschte Stille.
    »Bitte helfen Sie mir«, sagte er. »Helfen Sie mir, den wahren Schuldigen zu demaskieren und zu verhindern, dass er die Macht ergreift. Helfen Sie mir, den großen Avedis zu rächen.«
    »Sie sind es gewesen, der eine Maske getragen hat«, sagte Thixton rau.
    Stille folgte, und in dieser Stille explodierten zwei Raumschiffe. Die Echtzeit-Displays zeigten die Blitze im Asteroidengürtel, wie kleine Sonnen, die plötzlich neben einer vierzig Kilometer durchmessenden Fertigungsanlage aufleuchteten, die Rohstoffe aufnahm und sie zu Blockkomponenten verarbeitete, ausgestattet mit Molekülarchitekten und einem komplexen Materialgedächtnis. Ein dritter Keil kam aus der Transitfalte, in der er sich versteckt hatte – die Karsow-Emissionen hatten die beiden anderen verraten –, und es gelang ihm, einen Kollapsator abzufeuern. Die Raketen eines Schlachtschiffs der Discordia -Klasse fingen ihn ab, bevor er zu einem Schwarzen Loch werden konnte, und mehrere Jäger machten sich daran, das Ayunn-Schiff zu verfolgen, das über die Ekliptik aufstieg und Change-Geschwindigkeit zu erreichen versuchte, um in den Transit zu gehen.
    Einer der Offiziere trat zu den taktischen Displays und berührte dort blinkende Symbole. Er bewegte sich langsam, und das galt auch für die anderen, wie Xavius jetzt bemerkte. Etwas schien die Morti zu verlangsamen, ihre Reaktionen zu dämpfen, als läge eine unsichtbare Decke der Mattigkeit

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