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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Admiral.«
    Der Blick der dunklen Augen des Kommandanten richtete sich auf Xavius. »Ich hoffe, Sie haben unrecht, Chronist. Ich hoffe, Sie sind ein Lügner. Denn alles andere würde das Endurium in seinen Grundfesten erschüttern.«

Konklave
    48
    »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, ächzte Xavius unmittelbar nach dem Transfer, während Schmerz und Benommenheit noch miteinander rangen. »Wann findet die Wahl des Regenten statt?«
    Mit einem Klicken schloss sich die silberne Spange eines Demobilisierers um sein rechtes Handgelenk. Er starrte darauf hinab und erinnerte sich an seine erste Verhaftung bei Ratchford-Uyeda, an den ersten Mord, den man ihm zur Last gelegt hatte. Ein kurzer Blick zur Seite teilte ihm mit, dass Laurania ebenfalls eines der kleinen Geräte trug, mit denen sich die Bewegungsfreiheit des Trägers stark einschränken ließ.
    Der Mortus, der Xavius die Spange angelegt hatte – er trug die Uniform der Streitkräfte –, trat zurück.
    »In drei Stunden«, sagte Jamar M Thixton. »Wir sind im Sol-System und werden das Konklave rechtzeitig erreichen.«
    Xavius ließ den Kopf an die Rückenlehne des Sessels sinken und schloss die Augen. »Es geht mir nicht gut«, sagte er leise.
    Jemand antwortete: »Hier, trinken Sie.«
    Er hob die Lider und sah ein Glas, das eine klare Flüssigkeit enthielt. Es befand sich in der grauen Hand eines toten Medikers.
    »Sie ist nicht blau«, flüsterte er.
    »Wie bitte?«
    »Die Flüssigkeit. Sie ist nicht blau.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, aber dies wird Ihnen helfen, besser mit dem Transferschock fertigzuwerden. Ihre Reisebilanz ist jetzt negativ. Trinken Sie.«
    Xavius nahm das Glas und trank.
    Die Picus war ein schneller Jäger der Sol-Klasse – mit einem solchen Schiff war General Izzad während eines Transfers verschwunden, erinnerte sich Xavius. Er bestand aus mehreren pfeilförmigen Elementen; zwei große Rotationselemente pumpten im breiten Heck Energie und konnten das Schiff bis auf mehr als neunzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen; wenn das dritte Rotationsmodul an der linken Flanke hinzugeschaltet wurde, waren sogar Geschwindigkeiten im relativistischen Bereich möglich. Die Besatzung bestand aus vierundzwanzig Mann, unter ihnen sieben junge Vivi-Rekruten, die Xavius kurz gesehen hatte, als er an Bord gekommen war. Die Waffensysteme – vor allem Pulser-Geschütze, Raketenwerfer und Gravitationskatapulte für den Einsatz kinetischer Geschosse – wurden von einer KI gesteuert, die viel schneller reagierte als jeder Mensch, ob lebend oder tot. Der Beratungsraum war rund und klein, bot nur fünf Personen Platz. Außer Laurania, Xavius und Thixton waren noch der Kommandant der Picus und sein Pilot zugegen; der Mediker hatte den Raum schon wieder verlassen.
    Aus dem Kommunikationssystem drangen die Stimmen von Morti, die Neuankömmlinge bei der Erde begrüßten, Navigationsdaten weiterleiteten, Berichte anforderten und Anweisungen übermittelten. Der Pilot antwortete gelegentlich, ließ seine Finger durch die virtuellen Kontrollen tanzen und brachte den Jäger am Mond der Erde vorbei – grau wie die Gesichter der Morti glitt er durch die Echtzeit-Displayfelder auf der linken Seite. Vorn schwoll die Kugel eines Planeten an, nicht blau und weiß, sondern braun und gelb.
    »Die Farben von Schmutz und Schwefel«, murmelte Xavius. »Das haben die Ayunn von ihr übrig gelassen.«
    Thixton hatte seinen Sessel gedreht, um die beiden Gefangenen im Auge zu behalten. »Und sie dürfen nicht bekommen, was übrig geblieben ist, Chronist. Wenn Sie sich als Lügner herausstellen, wenn Sie ein Trojaner der Ayunn sind … Ich werde nicht zögern, Sie zu töten.«
    Xavius hatte wieder viele Stimmen im Kopf, durcheinandergewirbelt vom Transferschock, und es fiel ihm schwer, die inneren von den äußeren zu unterscheiden. »Bringen Sie mich zum Konklave«, sagte er mühsam. »Sie werden sehen.«
    Thixton drehte den Kopf. »Pilot?«
    »Wir haben Anflugerlaubnis.«
    Dort waren die Festungen, zwischen Mond und Erde, einige von ihnen fast zweitausend Jahre alt, Giganten aus Synthmetall, längst mit großen, modernen Rotationselementen ausgestattet. Doch ihr Kern bewahrte die ursprünglichen Elemente der alten Bastionen, die die Menschen damals gebaut hatten, wie als Mahnung und Erinnerung an den verheerenden Angriff der Ayunn. Etwa hundert Kampfschiffe patrouillierten im erdnahen Raum – die Displays zeigten sie als bunte Symbole, begleitet von kleinen

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