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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Pläne darin. Er sollte ein Instrument für sie werden. Er sollte erneut ein Werkzeug sein, so wie er eines für Quiron gewesen war, ohne es zu ahnen. Aber die Dinge hatten sich verändert. Er war nicht mehr Xavis V Xavius. Er war kein Chronist mehr.
    »Mit wem reden Sie? Ich bin der Regent!«
    Xalana Xalanis zögerte überrascht. Dann verbeugte sie sich, ebenso wie Karas Kalion, und sagte: »Ich bitte um Vergebung, SEE.«
    Xavius wandte sich an Laurania und wartete. Er wusste, was jetzt kam, und er wollte auch dies hinter sich wissen, bevor er begann, den vor ihm liegenden schweren Weg zu beschreiten.
    Laurania trat einen Schritt vor. »Erinnerst du dich an die Worte, die ich an dich gerichtet habe, bevor …«
    »Bevor ich gestorben bin? Ja, ich erinnere mich an sie. ›Wunder ist nicht nur im unerklärten Überstehen der Gefahr.‹«
    »Es ist nur die eine Hälfte des Zitats«, sagte Laurania. Sie sprach jetzt besonders deutlich. »Die andere lautet: ›Erst in einer klaren reingewährten Leistung wird das Wunder wunderbar.‹«
    »Und diese Leistung werde ich vollbringen«, sagte Xavius und beobachtete dabei, wie die Hoffnung in Lauranias Gesicht erst Überraschung und dann Enttäuschung wich. »Denn es müssen Wunder geschehen. Dies muss aufhören.«
    »Was muss aufhören, SEE?«, fragte die Konklavesprecherin besorgt.
    »Der Kampf, der Tod. Wir müssen aufhören zu sterben, um zu leben. Wir müssen aufhören zu lügen.«
    Er spürte eine Veränderung in der Phalanx, oder vielleicht nicht in der Phalanx, sondern in den allgemeinen Mustern des Geschehens. Der Rekombinator in seinem Kopf nahm etwas wahr, noch bevor die Karsow-Sensoren an der Peripherie des Sol-Systems reagierten, bevor sie Gelegenheit bekamen, eine Warnung in die lokalen Netze und ins Mesh zu schicken. Der erste und vielleicht schwerste Schritt musste bald erfolgen.
    »Dies alles muss aufhören«, sagte er. Und zu Laurania: »Du benutzt keine Zahlen wie Rebecca, sondern Worte. Du hast geglaubt, mich damit lenken zu können. Aber ich bin nicht mehr der Chronist, den du gekannt hast. Ich bin gestorben und jemand anderer geworden.«
    »Ich …«
    »Mach es mit einer weiteren Lüge nicht noch schlimmer, Laura. Ihr habt einen Code in mir verankert. Deine Aufgabe bestand nicht nur darin, mich vor dem Selbstmord nach dem falschen Geständnis im Habitat zu bewahren. Ihr habt gehofft, dass mich das Konklave für die Aufklärung belohnen würde. Ich habe verhindert, dass ein Usurpator die Macht ergreifen konnte. Sollte ich dafür nicht weit aufsteigen in der Hierarchie des Enduriums? Mit meiner Wahl zum Regenten habt ihr sicher nicht gerechnet, das kam für alle viel zu überraschend; damit konnte niemand rechnen. Umso größer war deine Hoffnung, mit dem Code Erfolg zu haben, der mich zu einem Werkzeug von Minerva machen sollte.« Sie hatte Augen, Mund und Nase bekommen, die Frau ohne Gesicht. Dorthin hatten ihn die gelben Flügel des Vogels getragen, der Martas Hospital verlassen hatte, zu Laurania.
    »Wir haben niemandem schaden wollen«, sagte Laurania.
    »Alle sind immer davon überzeugt, das Richtige zu tun«, erwiderte Xavius. »Aber viele irren sich.«
    »Wir wollten uns absichern.« Lauranias Blick huschte zu Quirons Leiche. »Wir konnten nicht sicher sein, was geschehen würde.«
    »Ihr habt eine günstige Gelegenheit gesehen, Einfluss auf das Endurium zu nehmen. Als ich zum Regenten gewählt wurde, hast du sogar gehofft, Minerva könnte die Herrschaft antreten.«
    »Nein, ich …«
    Xavius hob die Hand. »Aber solche Konditionierungen funktionieren nicht beim Regenten. Der Regent ist frei, vielleicht der einzige freie Mensch im Endurium.«
    »Es tut mir leid, Xavis.«
    »Dir tut leid, dass der Plan nicht erfolgreich war.« Xavius dachte an das Gesicht hinter dem blutverschmierten Visier eines Raumhelms, Milliarden Jahre in der Zukunft. Das war ein weiteres Geheimnis, und vielleicht würde es selbst für ihn eins bleiben, für immer, denn sein Weg führte in eine andere Richtung. Vielleicht war jene Zukunft nur eine Möglichkeit gewesen, die von den Ereignissen im Jetzt abhing.
    »Wenn du mir trotzdem gestattest, eine Bitte an dich zu richten …«
    »Rogge, Denslow und die anderen.«
    »Ja. Niemand von ihnen hat etwas mit dem Tod deines Vorgängers zu tun. Lass sie frei, wenn du es ernst damit meinst, den Konflikt und die Lügen zu beenden.«
    »Es ist bereits geschehen«, sagte Xavius. »Es war die erste Anweisung, die ich als Regent erteilt

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