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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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habe. Ich habe sie ins Mesh geschickt, gerichtet an die Bastion Kartaga im Mozee-System, vierundachtzig Lichtjahre von hier entfernt. Dorthin brachte man die Gefangenen von Bluestone. Inzwischen dürften sie frei und zum Magellangraben unterwegs sein.
    »Exzellenz …«, warf Xalana Xalanis ein.
    »Und lass mich gehen«, sagte Laurania. »Lass auch mich zurückkehren.«
    »Nein«, protestierte die Konklavesprecherin. »Sie könnte wichtige Informationen haben. Sie …«
    »Das Endurium hat bereits ihren Bruder getötet. Das genügt. Geh, Laura, ich garantiere deine Sicherheit.«
    Sie eilte durch den Interface-Raum, an der Leiche des von Quintus Quiron erschossenen Gardisten vorbei. Doch vor der Tür drehte sie sich noch einmal um.
    »Was ist mit den Geheimnissen?«, fragte sie. »Wenn es keine Lügen mehr geben soll, wie du sagst … Wäre es dann nicht an der Zeit, die Geheimnisse des Regenten mit uns zu teilen?«
    »Auf keinen Fall!«, tönte es aus dem Vokalisator von Karas Kalion.
    Der erste Sensor reagierte, tief im Innern des Kuiper-Gürtels. Durch die Verschränkungen, die Teil der Geheimnisse waren, hörte Xavius seine Datenstimme im lokalen Netz. Er dachte an die vielen anderen Dinge, über die nur der Regent Bescheid wusste, an die vielen gestohlenen Dinge, an die Instrumente der Macht, und antwortete: »Es sind die Geheimnisse des Regenten, und das bleiben sie auch.« Er hob die Hand. »Geht jetzt. Geht alle. Ich muss mich um die Ayunn kümmern. Zwei Aggregationsschiffe sind am Rand des Sonnensystems erschienen.« Er hatte diese Worte gerade ausgesprochen, als ein Alarm durchs Mesh ging. Der alte Feind greift die Erde an!
    »Exzellenz!«, rief Xalana Xalanis. »Wir müssen sofort damit beginnen, die Verteidigung zu planen. Beordern Sie die Flotten aus dem Tri-Centauri-System hierher! Verwenden Sie alle Langstreckenkonnektoren für den Transport von Schiffen und Truppen …«
    »Nichts dergleichen wird geschehen«, sagte Xavius mit fester Stimme. Dies war er, der erste Schritt. »Ich werde den Ayunn geben, was sie wollen, was sie seit zweitausend Jahren suchen. Ich werde den Krieg beenden.« Und es wird auch das Ende des Enduriums sein, fügte er in Gedanken hinzu.
    59
    Xavis M Xavius ruhte auf der Interface-Liege, gehalten von einer Hand aus Synthium Drei, und öffnete sein Bewusstsein ganz dem Rekombinator.
    Hört ihr mich?, fragte er.
    Durch das Fremde in seinem Kopf erhielt er Antwort. Wir hören dich. Wer bist du?
    Zwei Aggregationsschiffe, bestehend aus jeweils mehr als fünftausend Keilen, näherten sich mit hoher Geschwindigkeit der Umlaufbahn des Jupiters. Doch die Streitkräfte des Enduriums blieben im erdnahen Raum. Nicht ein einziges Schiff flog den Ayunn entgegen, und nicht eine der Bastionen bei Jupiter eröffnete das Feuer – der Regent hatte es verboten.
    Ich bin jemand, der weiß, wo sich die Säerin befindet, die ihr sucht .
    Auch das Wissen um die Sprache gehörte zu den Geheimnissen des Regenten – gestohlen vielleicht von Minerva, oder der Säerin abgerungen.
    Und dies war das größte Geheimnis des Regenten: Die Säerin, einst von den Signalen eines Quantenkondensators zur Erde gelockt, befand sich im Schrein unter der Pyramide, an jenem Ort, den ProfDr Zayac über zweitausend Jahre gehütet hatte. Seit zwei Jahrtausenden litt sie dort, angeschlossen an Maschinen, die sie betäubten und am Leben erhielten, die sie zwangen, immer neue Samen zu produzieren, Rekombinatoren für die Köpfe von Vivi, die zu Morti wurden. Kein Regent hatte es gewagt, die Säerin zu befreien, denn sie bot auch Zugang zur Technologie der Ayunn, und ohne ihre Saat konnte es keine Morti mehr geben.
    Wir kommen, um sie zu holen!, riefen die Aggregationen.
    Ich empfange euch in Frieden, sagte Xavius.
    Dann setzte er sich mit Tabatha Belote in Verbindung, die den Schrein hütete. Sie mussten bereit sein, wenn die Ayunn über der Erde erschienen.
    Das graue Licht eines neuen Tages fiel auf die Stille Stadt, als Xavis M Xavius die Pyramide verließ und auf eine Plattform trat. Mehrere Gardisten begleiteten ihn. Rechts und links der Straße zwischen Kathedrale und Pyramide – zwei Gebäude, die einmal als Komponenten eines Raumschiffs geplant gewesen waren – standen Hunderte von Morti und auch Vivi, die bald den Übergang vollziehen wollten. Als die leise summende Antigravplattform den neuen Regenten über sie hob, streckten sie die Arme hoch und riefen wie aus einem Mund: »Gepriesen sei Er, Ruhm und Ehre dem

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