Der letzte Regent: Roman (German Edition)
Regenten!«
Vielleicht werden sie mich bald verfluchen, dachte Xavius und sah zum Himmel hoch. Denn ich werde der Letzte sein, der letzte Regent.
Epilog
Xavis M Xavius, 5. Regent des Enduriums, Autobiografische Notizen
Wir haben Krieg geführt, über zweitausend Jahre lang. Weil er uns auch stark machte, weil er uns länger leben ließ, weil er uns Zugang zu fremder Technik ermöglichte. Wir haben die Säerin behalten, und damit den Krieg, weil die Überlebenden sie damals für ein Tor in eine bessere Zukunft hielten. Ihre Saat schuf das Endurium und uns. Auch wenn die Sechsundzwanzig, beziehungsweise die Siebenundzwanzig, damals nicht wussten, warum die Ayunn angriffen und immer wieder versuchten, die Erde zu erreichen – heute gibt es diese Entschuldigung nicht mehr. Ich weiß Bescheid, und ich muss handeln, damit dies aufhört, damit das Kämpfen, Zerstören und Sterben endet. Aber es wird auch das Ende des Enduriums sein; das ist der Preis. Die Tage der Herrschaft der Toten über die Lebenden sind gezählt, denn bald gibt es keine Rekombinatoren mehr, die Lebende als Tote weiterexistieren lassen, mit kaltem Intellekt, ohne den Ballast von Gefühlen. Mein kalter Intellekt sagt mir: Dies ist ein hoher Preis. Ich habe meine Emotionen verloren und doch dazugewonnen, denn mein Geist ist klarer und der Verstand schärfer; ich erkenne Zusammenhänge, die sich vorher im weißen Rauschen der Emotionen verloren. Ein solcher Intellekt ist nötig, um zu planen und bei den Plänen nichts außer Acht zu lassen. Was mich zurückbringt zum großen Avedis. Inzwischen bin ich davon überzeugt, dass er all dies vorhergesehen hat. In der Phalanx, im Mesh und in den verschränkten Verbindungen, die allein mir vorbehalten sind, entdecke ich immer wieder kleine, subtile Hinweise, die vermutlich von ihm stammen. Er hilft mir, aus dem Grau der Unbestimmtheit heraus, das ihn verschlungen hat. Vielleicht, und das ist ein seltsamer Gedanke, musste jemand wie Quintus Quiron auf der Bühne des Geschehens erscheinen, um sie ins Wanken zu bringen, um an den starren Gebäuden der Lügen zu rütteln und sie einstürzen zu lassen, damit wir neue Gebäude der Wahrheit errichten können. Vielleicht war es kein Zufall, dass ich mich bei Magrew an Bord der Zerberus befand, als Avedo Avedis starb: ein Chronist, ein Mann des Wortes. Worte können mehr ausrichten als Waffen, hat mich Pion M Paulus damals gelehrt, ein Instruktor, dessen Blick ebenfalls weit in die Zukunft reichte, und jetzt noch weiter als jemals zuvor, denn ich habe ihm die gewünschte Mission bewilligt: Er ist mit einem Relativitätsschiff nach 432 Obierne unterwegs, ein Sonnensystem auf der anderen Seite der Milchstraße, dessen Name in der Hieroglyphen-Übersetzung so viel bedeutet wie Hier ist der Ort, an dem der Tod die Lebenden unterrichtet . Für ihn wird der Flug nur fünfzig Jahre dauern, aber für uns werden zehntausend vergehen. Kann auch er Bescheid gewusst haben? Nein, wahrscheinlich nicht. Nur der Regent ist imstande, die Entwicklungsmuster zu erkennen. Wie dem auch sei, heute bin ich kein einzelner Zweig mehr, der brechen kann. Ich stecke auch nicht in einem Bündel, in dem die einzelnen Zweige gemeinsam stark werden. Ich bin vielmehr die Hand, die das Bündel zusammenhält, und es muss eine feste, starke Hand sein, die das Bündel umschließt, damit es nicht auseinanderfällt. Ein Mann des Wortes ist zum Regenten geworden, dessen Wort Gesetz ist. Und ich habe erste Worte ins Mesh geschickt, Worte, die Veränderungen bewirken sollen und müssen.
Bei den Karma-Sitzungen in den Mnemonischen Instituten wird nur noch Wissen vermittelt, ohne das Denken und Fühlen der Schüler zu kanalisieren. Das neue Endurium, wenn wir es bei diesem Namen belassen wollen, braucht freie Menschen, die ihre Kreativität frei entfalten können. Wir brauchen Innovation, die wir nicht stehlen müssen, sondern Erneuerung, die aus uns selbst kommt. Verhandlungen mit den Splitter-Welten von Magellangraben und Schlund finden statt. Es gibt Widerstand bei vielen Morti, die noch Jahrhunderte leben werden, erst recht jetzt, nach dem Ende der Feindseligkeiten zwischen Menschen und Ayunn. Ich habe mir vorgenommen, geduldig zu sein und zu erklären, wo Erklärungen genügen, um Hürden zu überwinden und Barrieren einzureißen. Aber bei zu großem Widerstand werde ich nicht zögern und von meiner Macht Gebrauch machen, um die notwendigen Entwicklungen einzuleiten. Die Menschheit muss wieder eins
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