Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
zu locken.« Etwas anderes fiel ihm ein. »Was ist aus dem Ayunn geworden, dem Überlebenden von Magrew? Die Splitter-Menschen haben ihn nicht mitgenommen, wie Sie behaupteten.«
    »Was soll das alles?«, knurrte Quiron und suchte nach der Waffe, die er hier, an diesem besonderen Ort, nicht mehr hatte.
    »Was ist aus ihm geworden? Ich nehme an, Sie haben ihn mit einem Sifter untersucht.«
    »Ja. Er starb bei dem Verhör.«
    »Sie bekamen keine Informationen von ihm.«
    »Nein.«
    »Er konnte gar nichts preisgeben«, sagte Xavius.
    Quiron starrte ihn an. »Was wissen Sie davon?«
    »Es gehört zu den Geheimnissen des Regenten.« Ein einzelner Ayunn weiß nichts, dachte er. Sie sind eine wahre Schwarmintelligenz. Nur Aggregationen wissen genug, um zu planen und Gruppen mit bestimmten Aufträgen loszuschicken. »Sie sind alle hier drin.« Er klopfte sich an die Stirn. »Ist es nicht erstaunlich, wie viel in einen Kopf passt?«, sagte er.
    »Wo sind wir hier? Was ist dies für ein Ort?«
    »Eine Metapher.« Xavius winkte. »Ein Symbol. Für die Datenbanken der primären KI, die nur dem Regenten zur Verfügung stehen. Hier lagert das Wissen von mehr als zweitausend Jahren.«
    »Und die Geheimnisse?« Quiron trat an den ersten Regalen vorbei, wie auf der Suche nach dem einen Buch, das alle seine Fragen beantwortet.
    Er glaubt sich bereit, dachte Xavius, aber er irrt sich. Er versteht noch immer nicht. Der Augenblick des Todes, wenn der Rekombinator das erlöschende Bewusstsein festhält und vor der Auflösung bewahrt – dieser eine Moment entscheidet über alles.
    Eine Sekunde konnte mehr bedeuten als fünfhundert Jahre.
    »Analoge Datenträger«, sagte Quiron abfällig. »Was soll ich damit anfangen?«
    »Sie könnten sie lesen. Ein Buch nach dem anderen. Wenn Sie alle gelesen haben, wissen Sie, was ich weiß. Aber dann kennen Sie noch immer nicht die Geheimnisse des Regenten, zumindest nicht die wichtigsten.«
    Quiron wandte sich von den Regalen ab. »Sie versuchen, mir etwas vorzumachen, mich zu verwirren. Sie …«
    Es gab andere Dinge, um die sich Xavius kümmern musste. Das Endurium wartete auf ihn. Es galt, einen Krieg zu beenden. Dies war unwichtig. »Sie haben jetzt zwei Möglichkeiten, Quintus Quiron. Entweder versuchen Sie, das hier lagernde Wissen aufzunehmen, oder wir kehren zurück, und ich übergebe Sie den Justiziaren des Enduriums. Dann wird ein öffentliches Verfahren gegen Sie stattfinden, auf dass alle von Ihren Verbrechen erfahren.«
    »Geben Sie mir das Wissen«, erwiderte Quiron sofort. »Dann wird sich zeigen, wer von uns beiden der bessere Regent ist.«
    »Wenn es das ist, was Sie wollen …« Xavius schickte der primären KI der Stillen Stadt ein Signal durch den Prioritätskanal des Regenten, öffnete damit die Datenbanken.
    Ein Knistern kam von den Millionen Büchern, als sie in Bewegung gerieten, als sich Buchstaben von Seiten lösten und wie kleine schwarze Insekten auf den ehemaligen Vorsitzenden des Gremiums zuflogen. Innerhalb weniger Sekunden war Quintus Quiron von einer dunklen Wolke umgeben. Seine trüben Augen wurden groß, der Mund klappte auf, und ein Schrei erklang, ein Schrei der Überraschung, ein Schrei des Schmerzes und Zorns.
    Und dann erzählte der Mund nichts mehr, denn er blähte sich auf, gefüllt mit dem schwarzen Staub von Abermilliarden Buchstaben. Die Augen quollen aus den Höhlen und platzten, und dann zerbarst der ganze Kopf, auseinandergerissen von zu viel Wissen.
    Xavis M Xavius drehte sich um und brachte sein Bewusstsein mit einem Gedanken in den Interface-Raum zurück. Auch dort schrie Quintus Quiron, aber seine Waffe zeigte nicht mehr auf Laurania – sie war zu Boden gefallen. Durch die Phalanx übermittelte Xavius dem zweiten Gardisten eine Anweisung, und der Mann lief sofort los und hob den Pulser auf.
    Der Vokalisator löste sich von Quirons Mund, und aus den Schreien wurde ein heiseres Krächzen. Er verdrehte die Augen, dunkles Blut rann aus der Nase, und die Beine knickten ein.
    Hier starb ein Mortus, dessen Geist zu klein, dessen Seele zu versteinert war. Quintus M Quiron, fünfhundert Jahre alt und einst Promotorio der Stillen Stadt, sank zu Boden, röchelte noch einmal und blieb still liegen.
    Xalana Xalanis und Karas Kalion kamen langsam näher und blickten auf den Toten hinab. »Was ist mit ihm geschehen?«
    »In seinem Kopf war kein Platz für die Geheimnisse des Regenten«, antworte Xavius.
    58
    Alle Indikatoren des Lebenserhaltungsbehälters, der

Weitere Kostenlose Bücher