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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Schwierigkeiten mit der Extraktion, weil etwas zum Attraktor unterwegs war; das war auch der Grund für die Kristallisierung. Etwas Großes ist im Transit. Lasst uns hoffen, dass es auf der Durchreise ist wie die kleineren Besucher und die Phantome.«
    Dem Rasseln des zitternden, vibrierenden Kuriers gesellte sich ein schnell lauter werdendes Brummen hinzu, das offenbar vom überlasteten Triebwerk des kleinen Schiffes stammte.
    Xavius versuchte noch immer zu verstehen, was er gerade gehört hatte. »Die Kristallisierung … Sie hätte mich fast erwischt.«
    »Hätte sie es doch«, knurrte der Mann neben ihm. »Dann wäre uns viel Mühe erspart geblieben.«
    »Wir werden Sie zur Verantwortung ziehen für das, was Sie getan haben«, sagte Laurania kalt. »Aber vorher werden Sie einige Fragen beantworten.«
    Ein blitzendes, glänzendes Gebilde kam in Sicht, umgeben von den Schatten uralter Raumschiffe, bestehend aus Dutzenden von ovalen Spiegeln, angeordnet wie die Blütenblätter einer Blume.
    »Selbst bei null verschwindet unsere Signatur nicht sofort«, gab der Pilot zu bedenken und leitete das Bremsmanöver ein.
    »Zwischen den Spiegeln«, wiederholte Laurania. »Eine Stelle mit hoher Reflexion, die uns einigermaßen vor Ortungssignalen schützt.«
    Xavius holte tief Luft. »Ich habe nichts getan. Ich bin Xavis V Xavius, erster akkreditierter Chronist des Gremiums, und ich verlange …«
    »Sie verlangen was? «, fauchte der Mann namens Camaron. Zorn funkelte in seinen kleinen Augen.
    »Sie entführen einen hochrangigen Repräsentanten des Enduriums«, sagte Xavius, aber es schien jemand anderer zu sein, der diese Worte formulierte, jemand, der nicht begriff, wie dumm das klang. »Wenn Sie mich nicht sofort freilassen …«
    »Wir sind da.« Das Brummen hörte auf, aber die Vibrationen dauerten an, als der Pilot den Kurier zwischen die ovalen Spiegel steuerte, jeder von ihnen mehrere Hundert Meter lang.
    »Es gibt kein Endurium mehr, das Sie repräsentieren können, Chronist«, sagte Laurania. »Seit dreieinhalbtausend Millionen Jahren existiert es nicht mehr. Vielleicht sind wir die einzigen Menschen in dieser Zeit. Vielleicht gibt es hier weit und breit nur uns und die Reisenden, die gelegentlich durch den Attraktor kommen.« Sie hob die »Kapuze« ihres Schutzanzugs und aktivierte damit das Materialgedächtnis. Der Stoff versteifte sich, glitt nach vorn und wurde zu einem Helm, dessen Visier fast so stark reflektierte wie die langen Spiegel, die das Kurierschiff umgaben. Xavius hatte Mühe, die Augen der jungen Frau dahinter zu erkennen. Verschlüsse klickten; Siegel schnappten zu. »Was Ihre Behauptung betrifft, Sie hätten nichts getan …« Laurania beugte sich ein wenig vor. »Sie haben Salyard umgebracht, einen von uns.«
    »Ich habe niemanden getötet!«, stieß Xavius hervor. »Ich …«
    Laurania hob die Hand. »Helme auf, Systeme aus – null.«
    Der Pilot mit dem pulsierenden Symbionten im Nacken betätigte einige letzte Schaltelemente. Es wurde dunkel und still im Kurierschiff. »Systeme sind aus.« Er hob die Hände zu den Schultern. »Helm auf.«
    Xavius aktivierte das Materialgedächtnis seines eigenen Helms und fragte sich, was ihm der Schutzanzug mit dem kleinen Loch in der Brust nützte, wenn es zu einem Druckabfall kommen sollte. Hatte die automatische Isolierung das Loch inzwischen abgedichtet? War eine Abdichtung überhaupt möglich, solange die Nadel mit dem organischen Schwarm-Neutralisator in ihm steckte?
    »Keine Komm-Signale«, warnte Laurania. Ihre Stimme klang jetzt fast so dumpf wie die des Piloten. »Lebenserhaltungssysteme auf Minimum.«
    Damit begann ein Warten, das Xavius nicht verstand.
    Das Kurierschiff schwebte stationär unterhalb der Stelle, an der sich zwei der Blütenblätter-Spiegel trafen, etwa ein Dutzend Meter vom »Stängel« entfernt, einer dunklen Säule dick wie ein Turm, aus der lange Zacken ragten, die Xavius an Antennen oder Sensorcluster erinnerten. Er setzte sich auf, um einen besseren Blick aus dem Fenster zu bekommen, aber Camaron zog ihn zurück und hielt ihn wie zuvor am Arm fest.
    »Bleiben Sie ruhig sitzen«, wies Laurania ihn an. »Und bewegen Sie sich auf keinen Fall, wenn eins der Phantome kommt, klar?«
    Es war alles andere als klar, und Xavius wollte darauf hinweisen, als draußen etwas geschah.
    Lichter funkelten in der Dunkelheit zwischen den zahllosen Schiffsgiganten. Schimmernd sprangen sie zwischen den Wracks hin und her, stiegen auf wie zum

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