Der letzte Single fangt den Mann
Woher weißt du das?«, frage ich.
» Dein Lipgloss«, antwortet er.
» Oh, du bist ein zweiter Sherlock Holmes, stimmt’s?«, sage ich. Meine Stimmung ist leicht getrübt. » Ich glaube trotzdem, dass er sich bei mir melden wird.«
» Okay«, sagt Robert ausdruckslos.
» Er könnte mein Seelenverwandter sein«, sage ich leichthin.
» Ist er nicht«, entgegnet er. » Versprochen.«
» Du bist doof«, sage ich und nehme einen Schluck von meinem Bier.
» Schön, dass du wieder da bist«, sagt er.
Luke, der Verlobte meiner Schwester, hat einmal erwähnt, dass Robert sehr launisch sein kann. Er muss es wissen: Robert ist einer seiner besten Freunde. Robert und ich haben uns noch nicht oft unterhalten. Wahrscheinlich bin ich aus der Übung im Freundschaftenschließen, und manchmal glaube ich, ich würde Smalltalk nicht einmal erkennen, wenn er mir ins Gesicht schlägt. Aber heute Abend hilft mir der Alkohol.
Ich schließe ein Auge und sehe zu Robert. Seine Beine sind so lang, dass sie mühelos bis zum Couchtisch reichen. Ich versuche, mit den Zehen die Tischkante zu erreichen, scheitere jedoch. Robert bemerkt es und beugt sich vor, um den Tisch näher an meine hoffnungsvollen Zehen heranzuziehen.
» Danke.« Vielleicht, denke ich, spreche ich einfach aus, was mir durch den Kopf geht. » Es ist nicht meine Schuld, dass ich mich mit Dates nicht auskenne, weißt du. Ich habe null Erfahrung. Ich hatte noch nie ein richtiges Date vor heute Abend.«
» Mmm«, sagt Robert, was ich als Aufforderung verstehe, fortzufahren.
» Ich meine, natürlich sind Peter und ich am Anfang ins Kino gegangen und so. Aber wir waren vorher schon so lange befreundet, dass es sich wie von selbst ergeben hat… und deshalb hatten wir nicht einmal ein offizielles erstes Date. Ich glaube, es war an der Uni. Wir waren auf einer Party und betrunken und haben plötzlich rumgeknutscht, und voilà waren wir ein Paar. Und nun sind sieben Jahre vergangen, und ich habe vergessen, wie es ist, ein Single zu sein. Was kann ich tun?«
Robert gibt keine Antwort.
» Ich wollte nur höflich sein, als ich Paulie all diese Fragen gestellt habe. Worüber hätte ich sonst reden sollen? Schließlich ist er ein Fremder! Immer noch besser als peinliche Gesprächspausen.« Ich unterbreche mich, um mir weitere Gründe zu überlegen. » Und ich wollte nett sein und… Interesse zeigen an seinem Leben. Das nennt man gute Manieren.«
» Ich bin mir sicher, er weiß deine guten Manieren zu schätzen«, sagt Robert.
Das ist nicht die Art von gemütlichem WG -Plausch, wie ich ihn mit Plum und Henry in Studentenzeiten hatte, muss ich sagen. Vielleicht hat Robert noch nie mit einer Frau zusammengewohnt. Früher teilte er sich mit Luke eine Wohnung, bevor dieser Sophie kennenlernte und Robert hinauswarf, der sich daraufhin dieses Haus kaufte. Es ist ein lustiges kleines Haus mit drei Etagen, nackten Holzdielen und einer sehr maskulinen Einrichtung wie Ledersofas und niedrigen Holztischen. Ich habe sie Plum beschrieben als » Junggesellenchic«.
Robert legt offensichtlich keinen Wert darauf, dass wir beste Freunde werden, denke ich. Wahrscheinlich braucht er nur einen Mitbewohner, damit er die Hypothek nicht allein schultern muss. Er muss schon älter sein. Luke ist dreißig, aber Robert sieht älter aus. Er scheint ständig eine Rasur nötig zu haben.
» Wie alt bist du eigentlich?«, frage ich.
» Alt genug, um zu wissen, dass man niemals dazwischenquatscht, wenn die Simpsons laufen«, antwortet er.
Wir schauen gemeinsam die Folge bis zum Schluss, dann beginnt Robert, durch die Programme zu zappen. Irgendwo läuft gerade eine Folge von Family Guy, aber er ist schon weiter.
» Ooh! Family Guy. O ja, bitte«, sage ich.
Robert schaltet zurück.
Allmählich werde ich wieder nüchtern.
» Ich schwöre, auf Martini kommt Bier wie trockenes Brot«, bemerke ich während der Werbung. » Es saugt den Alkohol auf.«
Robert gibt keine Antwort.
Ich starre geistesabwesend auf den Fernseher und überlege fieberhaft. War das ein schlechtes Date? Was für eine Mühe und Aufregung und Outfit-Planung und Auftakelei und Erwartungsfreude… alles nur für knapp zwei Stunden beschissene Unterhaltung und ein gutes Essen. Vielleicht habe ich ja gar nicht so viel verpasst. Vielleicht ist dieses ganze Getue um Dates und das Singledasein nur viel Wind um nichts.
Aber das kann nicht stimmen. Plum gefällt es, Single zu sein und sich mit Männern zu treffen, sich aufzubrezeln für
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