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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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aus, nur in den Garten. Henderson unternimmt auf keinen Fall einen Spaziergang alleine. Sein dunkelhäutiger Sekretär folgt ihm wie ein Schatten. Unter der Dienerschaft hält sich das Gerücht, der Herr ängstige sich schrecklich vor etwas. ›Hat seine Seele dem Teufel für Geld verkauft‹, sagt Warner, ›und fürchtet nun, daß der Gläubiger kommt und sein Eigentum fordert.‹ Niemand kann sich vorstellen, woher sie kommen und wer sie sind. Sie sind sehr gewalttätig. Zweimal hat Henderson mit der Hundepeitsche zwischen die Leute geschlagen, und bloß seine dicke Brieftasche und große Entschädigungen haben ihn vor den Gerichten bewahrt.
      Nun wollen wir, Watson, nach diesen neuen Informationen die Lage einschätzen. Nehmen wir einmal an, der Brief sei aus diesem seltsamen Hause abgeschickt worden und stellte eine Aufforderung an Garcia dar, irgend etwas auszuführen, das schon vorbereitet war. Wer hat dann die Nachricht geschrieben? Es war einer, der in der Festung lebt, und es war eine Frau. Wer anders kann es gewesen sein als die Gouvernante, Miss Burnet? Wie es scheint, weisen alle unsere Schlußfolgerungen in diese Richtung. Auf jeden Fall sollten wir dies als Hypothese annehmen und sehen, welche Konsequenzen das nach sich zieht. Ich darf hinzufügen, Miss Burnets Alter und Charakter stehen dafür, daß meine erste Idee, eine Liebesgeschichte könnte in der Geschichte stekken, nicht in Frage kommt.
      Wenn sie die Nachricht geschrieben hat, dann, wie es aussieht, als eine Freundin und Verbündete Garcias. Was, wenn das zutreffen sollte, tat sie, als sie von seinem Tod hörte? Wenn es sich um einen schändlichen Anschlag handelte, kann es sein, daß ihre Lippen versiegelt blieben. Dennoch müssen sich in ihrem Herzen Bitterkeit und Haß gegen die angesammelt haben, die ihn töteten, und sie würde wahrscheinlich Hilfe leisten, wenn sie damit an den Mördern Rache üben könnte. Sollen wir sie also aufsuchen und versuchen, sie zu benutzen? Das war mein erster Gedanke. Aber jetzt kommen wir zu einem finsteren Aspekt der Sache. Miss Burnet wurde seit der Mordnacht von niemandem mehr gesehen; sie ist spurlos verschwunden. Lebt sie noch? Hat sie möglicherweise in derselben Nacht wie ihr Freund, den sie herbeirief, den Tod gefunden? Oder wird sie nur gefangengehalten? Das ist die Frage, die wir noch zu beantworten haben.
      Sie können wohl die Schwierigkeit der Lage richtig einschätzen, Watson. Es gibt nichts, woraufhin wir eine Vollmacht erwirken könnten. Unser ganzer Entwurf könnte sich als Phantasterei ausnehmen, wenn wir ihn einem Gericht unterbreiteten. Das Verschwinden der Frau muß nichts bedeuten in einem so außergewöhnlichen Hause, wo mal der, mal jener für eine Woche unsichtbar bleibt. Und doch befindet sie sich in diesem Augenblick vielleicht in Lebensgefahr. Alles, was ich tun kann, ist, das Haus zu bewachen und meinen Agenten Warner das Tor beobachten zu lassen. Wir können nicht zulassen, daß ein solcher Zustand anhält. Wenn das Gesetz nichts vermag, müssen wir das Wagnis auf uns nehmen.«
      »Was schlagen Sie vor?«
      »Ich weiß, wo ihr Zimmer liegt. Es ist über das Dach eines Nebengebäudes erreichbar. Mein Vorschlag wäre, daß wir, Sie und ich, uns heute abend dorthin begeben und versuchen, das Geheimnis zu lüften.«
      Das war, ich gestehe es, keine sehr verlockende Aussicht. Das alte Haus mit seiner mörderischen Atmosphäre, die sonderbaren, schrecklichen Bewohner, die unbekannten Gefahren, die dort lauerten, und die Tatsache, daß wir uns nach dem Gesetz ins Unrecht setzten, all das zusammengenommen dämpfte meinen Eifer. Aber in Holmes’ eiskalten Überlegungen lag etwas, das es unmöglich machte, vor einem Abenteuer, welcher Art auch immer, zurückzuschrecken, das er von einem verlangte. Man wußte, daß sich so, und nur so, eine Lösung finden ließ. Schweigend drückte ich ihm die Hand – die Würfel waren gefallen.
      Aber es war nicht vorauszusehen, daß unser Unternehmen ein so abenteuerliches Ende nehmen sollte. Es war ungefähr fünf Uhr, und die Schatten des Märzabends begannen sich auszubreiten, als ein aufgeregter, bäuerlich aussehender Mann in unser Zimmer stürzte.
      »Sie sind weg, Mr. Holmes. Sie sind mit dem letzten Zug gefahren. Die Lady konnte entfliehen, sie sitzt jetzt unten in einer Droschke.«
      »Ausgezeichnet, Warner!« rief Holmes und sprang auf. »Watson, die Lücken schließen sich schnell.«
      In der Droschke saß eine

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