Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
seinen Weg zurückverfolgt, über Paris und Rom und Madrid nach Barcelona, wo sein Schiff im Jahre ‘86 ankam. Die ganze Zeit über haben sie nach ihm gesucht, um Rache zu üben, aber erst jetzt sind sie ihm auf die Spur gekommen.«
      »Sie haben ihn vor einem Jahr entdeckt«, sagte Miss Burnet. Sie hatte sich aufgesetzt und war aufmerksam dem Gespräch gefolgt. »Schon einmal wurde ein Anschlag auf sein Leben unternommen, aber ein böser Geist schützte ihn. Und jetzt mußte der edle, ritterliche Garcia sterben, während das Monster in Sicherheit blieb. Aber es wird wieder einer kommen und dann wieder einer, bis der Gerechtigkeit eines Tages Genüge ge schieht. Das ist so sicher wie der morgige Sonnenaufgang.«
      Ihre schmalen Hände krampften sich zusammen, und ihre erschöpften Züge wurden bleich vor leidenschaftlichem Haß.
      »Aber wie sind Sie in die Angelegenheit hineingeraten, Miss Burnet?« fragte Holmes. »Wie kommt eine englische Dame in eine solch mörderische Affäre?«
      »Ich bin dort hineingeraten, weil es in dieser Welt keinen anderen Weg gibt, Gerechtigkeit zu erlangen. Was kümmern die Justiz in England die Ströme von Blut, die vor Jahren in San Pedro geflossen sind, oder die Schiffsladung Schätze, die dieser Mann gestohlen hat? Für euch sind das Verbrechen, begangen auf einem anderen Planeten. Aber wir wissen, woran wir sind. Wir haben die Wahrheit durch Sorge und Leiden kennengelernt. Für uns gibt es keinen Teufel der Hölle, der sich mit Juan Murillo vergleichen ließe, und für uns gibt es so lange keinen Frieden, wie seine Opfer nach Rache schreien.«
      »Zweifellos«, sagte Holmes, »war er so, wie Sie sagen. Ich habe gehört, er war abscheulich. Aber wieso hat Sie das alles betroffen?«
      »Ich werde es Ihnen erzählen. Die Politik des Schurken war der Mord, unter diesem oder jenem Verwand, Mord an jedem, der eines Tages ein gefährlicher Rivale zu werden versprach. Mein Gatte – ja, mein wirklicher Name ist Signora Victor Durando – war Gesandter von San Pedro in London. Hier lernten wir uns kennen und heirateten. Ein edlerer Mann hat nie auf Erden gelebt. Unglücklicherweise erfuhr Murillo von seinen Vorzügen, rief ihn unter einem Vorwand zurück und ließ ihn erschießen. Da mein Mann eine Vorahnung von seinem Schicksal spürte, weigerte er sich, mich mitreisen zu lassen. Seine Güter wurden eingezogen, und ich blieb zurück mit magerem Unterhalt und einem gebrochenen Herzen. Dann kam der Sturz des Tyrannen. Er floh, wie Sie es soeben beschrieben haben. Aber die vielen von ihm Zugrundegerichteten, deren Nächste und Liebste gefoltert worden waren und den Tod durch seine Hand erlitten hatten, wollten nicht, daß die Angelegenheit ihr Bewenden habe. Sie schlossen sich zu einer Gemeinschaft zusammen, die nicht aufgelöst werden sollte, ehe das Ziel erreicht war. Meine Aufgabe war es, nachdem wir entdeckt hatten, daß sich hinter Henderson der gestürzte Despot verbarg, mich so eng wie möglich an seine Familie anzuschließen und die anderen über alles, was er unternahm, auf dem laufenden zu halten. Das gelang mir dadurch, daß ich die Stellung einer Gouvernante in seinem Hause annahm. Er konnte nicht wissen, daß ich, die ich bei allen Mahlzeiten an seinem Tisch saß, die Frau war, deren Mann er binnen einer einzigen Stunde in die Ewigkeit befördert hatte. Ich lächelte ihn an, tat seinen Kindern gegenüber meine Pflicht und harrte aus. In Paris wurde ein Anschlag verübt, aber der mißlang. Im Zickzack rasten wir durch Europa, um die Verfolger abzuschütteln, und kehrten schließlich in das Haus zurück, das er damals bei seinem Eintreffen in England gekauft hatte.
      Aber auch hier warteten die Diener der Gerechtigkeit auf ihn. Da Garcia wußte, daß der Tyrann hierher zurückkehren würde, bezog er, der der Sohn des höchsten ehemaligen Würdenträgers in San Pedro war, in der Nähe Quartier und erwartete ihn, gemeinsam mit zwei vertrauenswürdigen Gefährten niederer Herkunft, die aus dem gleichen Grund wie er zur Rache angefeuert wurden. Während des Tages konnte er wenig ausrichten, da Murillo alle Vorsichtsmaßnahmen beachtete und nie ausging, es sei denn in Begleitung des ihm treu ergebenen Lucas – oder Lopez, wie sein Name in den Tagen seines Glanzes lautete. Aber nachts zum Schlafen war er allein, und da konnte der Rächer das Werk vollbringen. An einem Abend, der vorher verabredet war, übersandte ich meinem Freund endgültige Instruktionen –

Weitere Kostenlose Bücher