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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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gepackt.
      »Sind Sie es, Smith?« flüsterte Holmes. »Ich habe kaum zu hoffen gewagt, daß Sie kommen.«
      Der andere lachte.
      »Das glaube ich Ihnen«, sagte er. »Und doch bin ich hier. Glühende Kohlen, Holmes – glühende Kohlen!«
      »Es ist sehr gütig von Ihnen, sehr edel. Ich schätze Ihre Spezialkenntnisse.«
      Unser Besucher kicherte.
      »Ja, das tun Sie. Sie sind glücklicherweise der einzige Mann in London, der sie schätzt. Wissen Sie, was mit Ihnen los ist?«
      »Ich habe es auch«, sagte Holmes.
      »Ah, Sie erkennen die Symptome wieder?«
      »Nur zu gut.«
      »Es würde mich nicht wundern, Holmes. Es soll
    te mich nicht wundern, wenn es dieselbe Krankheit wäre. Schlechte Aussichten, wenn das stimmt. Der arme Victor war am vierten Tag ein toter Mann – ein starker, kerngesunder junger Bursche. Sie sagten damals, Sie seien sehr überrascht, daß er sich mitten in London eine so ausgefallene asiatische Krankheit zugezogen haben sollte – eine Krankheit zumal, die ausgerechnet ich erforschte. Ein sonderbarer Zufall, Holmes. Sehr schlau von Ihnen, das festgestellt zu haben, aber ziemlich lieblos, daß Sie das für Ursache und Wirkung hielten.«
      »Ich wußte, Sie hatten es getan.«
      »Wirklich? Wirklich? Nun, Sie könnten es jeden
    falls nicht beweisen. Aber was dachten Sie sich eigentlich, solche Gerüchte über mich in die Welt zu setzen, und dann kommen Sie zu mir um Hilfe gekrochen, wenn Sie selber im Schlamassel sitzen? Was ist das für ein Spiel?«
      Ich hörte das rasselnde schwere Atmen des Kranken. »Geben Sie mir Wasser!« keuchte er.
      »Sie sind sehr bald am Ende, mein Freund, aber ich möchte nicht, daß Sie gehen, ehe ich ein Wörtchen mit Ihnen geredet habe. Deshalb gebe ich Ihnen Wasser. Verschütten Sie es nicht! So ist’s recht. Verstehen Sie mich?«
      Holmes stöhnte. »Tun Sie für mich, was Sie können. Lassen Sie Vergangenes vergangen sein«, flüsterte er. »Ich werde die Worte aus meinem Gedächtnis streichen – ich schwöre es. Heilen Sie mich, und ich werde alles vergessen.«
      »Was vergessen?«
      »Victor Savages Tod. Eben gerade haben Sie so gut wie zugegeben, daß Sie es taten. Ich werde es vergessen.«
      »Vergessen Sie es oder erinnern Sie sich, ganz wie Sie wollen. Sie treffe ich nicht im Zeugenstand. Sie werden in einem ganz anderen Stand sein, mein guter Holmes, das versichere ich Ihnen. Es geht mich nichts mehr an, ob Sie wis sen, wie mein Neffe gestorben ist. Nicht über ihn sprechen wir. Wir sprechen über Sie.«
      »Ja, ja.«
      »Der Kerl, den Sie zu mir schickten – ich habe seinen Namen vergessen –, der sagte, Sie hätten sich die Krankheit im East End bei den Seeleuten geholt.«
      »Ich kann es mir nicht anders erklären.«
      »Sie sind stolz auf Ihren Kopf, Holmes, stimmt’s? Denken, Sie sind schlau, wie? Aber diesmal haben Sie einen getroffen, der schlauer ist als Sie. Lassen Sie Ihre Gedanken doch mal zurückwandern, Holmes. Können Sie sich wirklich keine andere Art vorstellen, wie Sie zu der Sache gekommen sind?«
      »Kann mir nichts vorstellen. Der Verstand ist hin. Helfen Sie mir, um Gottes willen!«
      »Ja, ich werde Ihnen helfen. Ich werde Ihnen helfen zu begreifen, in welchem Zustand Sie sind und wie Sie da reingeraten sind. Ich möchte, daß Sie das wissen, ehe Sie sterben.«
      »Geben Sie mir etwas gegen die Schmerzen.«
      »Schmerzt wohl? Ja, die Kulis winselten immer, wenn es auf das Ende zuging. Das kommt krampfartig, stelle ich mir vor.«
      »Ja, ja, es ist ein Krampf.«
      »Nun, Sie verstehen jedenfalls, was ich sage. Hören Sie zu! Erinnern Sie sich an irgend etwas Ungewöhnliches um die Zeit herum, als sich die ersten Symptome zeigten?«
      »Nein, nein, an nichts.«
      »Denken Sie einmal nach.«
    »Ich bin zu krank, um denken zu können.«
      »Nun, ich werde Ihnen helfen. Haben Sie etwas mit der Post zugeschickt bekommen?«
      »Mit der Post?«
      »Vielleicht einen Kasten?«
      »Ich verliere das Bewußtsein… Ich sterbe!«
      »Hören Sie, Holmes!« Es gab ein Geräusch, als schüttle er den Sterbenden, und ich konnte nichts tun, mußte mich in meinem Versteck still verhalten. »Sie sollen mir zuhören. Und Sie werden mir zuhören. Erinnern Sie sich an ein Kästchen – ein Elfenbeinkästchen? Es kam am Mittwoch. Sie haben es geöffnet. Erinnern Sie sich?«
      »Ja, ja, ich habe es geöffnet. Drin war eine straffe Feder.

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