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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Danke. Und jetzt etliches von dem Kram auf dem Kaminsims. Hervorragend, Watson! Da drüben liegt eine Zuckerzange. Nehmen Sie mit ihrer Hilfe das Elfenbeinkästchen hoch. Stellen Sie es zwischen die Papiere. Gut! Jetzt können Sie gehen und Mr. Culverton Smith holen. Er wohnt in der Lower Burke Street Nummer 13.«
      Um die Wahrheit zu sagen: Mein Wunsch, einen Arzt zu holen, war irgendwie abgeschwächt, denn der arme Holmes delirierte so offensichtlich, daß es gefährlich schien, ihn allein zu lassen. Dennoch war er jetzt so begierig, die genannte Person zu konsultieren, wie zuvor halsstarrig abweisend, Hilfe überhaupt anzunehmen.
      »Den Namen habe ich nie gehört«, sagte ich.
      »Schon möglich, mein lieber Watson. Es wird Sie überraschen zu hören, daß der Mann, auf dem Gebiet dieser Seuche der Versierteste in aller Welt, kein Mediziner ist, sondern ein Farmer. Mr. Culverton Smith ist ein bekannter Einwohner von Sumatra und weilt zur Zeit zu Besuch in London. Der Ausbruch der Seuche auf seiner Plantage, die weit entfernt liegt von jeder ärztlichen Hilfe, veranlaßte ihn, sich mit dem Krankheitsbild vertraut zu machen; dies hat er mit weitreichenden Konsequenzen getan. Er geht sehr methodisch zu Werke, und ich wollte nicht, daß Sie ihn vor sechs aufsuchen, weil ich genau weiß, daß Sie ihn vorher nicht in seinem Arbeitszimmer angetroffen hätten. Wenn Sie ihn überreden würden, hierherzukommen und uns die Wohltat seiner einmaligen Erfahrungen auf dem Gebiet dieser Seuche angedeihen zu lassen, deren Untersuchung sein liebstes Steckenpferd ist, zweifle ich nicht, daß er mir helfen könnte.«
      Ich vermittle hier die Bemerkungen von Holmes als ein zusammenhängendes Ganzes und versuche nicht wiederzugeben, wie die Sätze durch Ringen nach Luft und jene krampfhaften Bewegungen der Hände unterbrochen waren, die auf den Schmerz, unter dem er litt, schließen ließen. Sein Aussehen hatte sich während der wenigen Stunden, die ich bei ihm war, zum Schlechteren gewendet. Die hektischen Flecken traten stärker hervor, die Augen glänzten heller aus den dunkler gezeichneten Höhlen, und auf seiner Stirn stand kalter Schweiß. Doch noch immer sprach er lebhaft und tapfer weiter. Bis zum letzten Atemzug würde er wohl der Meister bleiben.
      »Sie werden ihm genau beschreiben, in welchem Zustand Sie mich verlassen haben«, sagte er. »Sie werden ihm den Eindruck vermitteln, den Sie selber gewonnen haben – den von einem Sterbenden, einem sterbenden, delirierenden Mann. Ich verstehe wirklich nicht, warum nicht das ganze Meer mit einer einzigen soliden Masse von Austern angefüllt ist, da doch diese Kreaturen so fruchtbar zu sein scheinen. Ach, ich schweife ab! Seltsam, wie das Hirn das Hirn kontrolliert. Wo war ich stehengeblieben, Watson?«
      »Bei Ihren Anweisungen, Mr. Culverton Smith betreffend.«
      »Ach ja, ich erinnere mich wieder. Mein Leben hängt davon ab. Seien Sie mein Fürsprecher, Watson. Er ist mir nicht gut gesonnen. Sein Neffe, Watson… ich hatte ihn im Verdacht, faules Spiel zu treiben, und ich habe ihn das wissen lassen. Der Junge ist schrecklich gestorben. Der Alte hegt Groll gegen mich. Sie werden ihn besänftigen, Watson. Bitten Sie ihn, flehen Sie ihn an, setzen Sie alle Mittel ein, bringen Sie ihn her. Er kann mich retten – nur er!«
      »Ich werde ihn in einer Droschke bringen, und wenn ich ihn hineintragen müßte.«
      »Dergleichen werden Sie nicht tun. Sie werden ihn überreden, mich aufzusuchen. Und dann kommen Sie vor ihm wieder zu mir. Lassen Sie sich irgendeine Entschuldigung einfallen, warum Sie nicht mit ihm zusammen gehen können. Vergessen Sie das nicht, Watson. Lassen Sie mich nicht im Stich. Sie haben mich nie im Stich gelassen. Zweifellos gibt es natürliche Feinde, die der Vermehrung dieser Kreaturen im Weg stehen. Sie und ich, Watson, wir haben unseren Teil getan. Soll denn die Welt von Austern überschwemmt werden? Nein, nein, schrecklich! Sie werden alles übermitteln, was Sie denken.«
      Ich verließ ihn mit dem steten Gedanken daran, daß dieser hervorragende Geist wie ein einfältiges Kind brabbelte. Er hatte mir den Schlüssel gegeben, und ich nahm ihn mit, in dem guten Gefühl, daß er sich nun nicht einschließen konnte. Mrs. Hudson wartete zitternd und weinend im Hausflur. Hinter mir, als ich die Wohnung verließ, hörte ich Holmes’ hohe dünne Stimme in einem fiebrigen Singsang. Unten, ich hatte eben nach einer Kutsche gepfiffen, trat

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