Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
Stadt aufhält, können wir das Naheliegende tun: zu Mittag essen und unsere Seelen in Geduld fassen. Später am Abend werde ich einen kleinen Spaziergang machen und ein paar Worte mit Lestrade von Scotland Yard wechseln.«
      Aber weder der Polizeiapparat noch Holmes’ kleine, sehr wirkungsvolle Organisation konnten das Geheimnis lüften. Inmitten der Millionen von London waren die drei Personen verschwunden, als hätten sie nie gelebt. Versuche mit Zeitungsanzeigen blieben ergebnislos. Spuren wurden verfolgt und führten zu nichts. Jede Verbrecherzu flucht, die Shlessinger hätte aufsuchen können, wurde durchstöben, vergebens. Seine alten Kumpane wurden beobachtet, aber sie hielten sich von ihm fern. Doch dann plötzlich, nach einer Woche hilfloser Ungewißheit, kam ein Lichtblitz. Ein Silberohrring mit Brillanten von altem spanischem Muster war bei Bevington in der Westminster Road versetzt worden, von einem großen, glattrasierten Mann, der wie ein Priester wirkte. Der Name und die Adresse waren nachweislich falsch. Auf das Ohr hatte niemand geachtet, aber die Beschreibung paßte genau auf Shlessinger.
      Dreimal hatte sich unser bärtiger Freund aus dem ›Langham‹ nach dem Stand der Dinge erkundigt, das dritte Mal erschien er eine Stunde nach dieser neuesten Entwicklung. Die Kleider hingen lose um seinen großen Körper. Er schien dahinzuschwinden in seiner Angst. »Wenn Sie mir nur etwas zu tun geben würden!« war seine ständige Klage. Holmes konnte ihm jetzt endlich entgegenkommen.
      »Er hat begonnen, den Schmuck zu versetzen. Nun sollten wir ihn fassen können.«
      »Bedeutet das vielleicht, daß Lady Frances etwas Böses zugestoßen ist?«
      Holmes wiegte ernst den Kopf.
      »Angenommen, sie haben ihre Gefangene bis jetzt verschont, so ist es klar, daß sie sie nicht freilassen können, ohne sich selbst preiszugeben. Wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten.«
      »Was soll ich tun?«
      »Diese Leute kennen Sie doch nicht vom Sehen?«
      »Nein.«
      »Es ist möglich, daß er künftig zu einem anderen Pfandleiher geht. In dem Falle müssen wir noch einmal von vorn anfangen. Andererseits hat er einen fairen Preis erzielt und ihm wurden keine Fragen gestellt; und wenn er dringend Bargeld braucht, wird er wahrscheinlich doch wieder zu Bevington gehen. Ich werde Ihnen ein Briefchen für sie mitgeben, und man wird Ihnen erlauben, im Laden zu warten. Wenn der Bursche kommt, werden Sie ihm folgen. Aber bitte keine Unvorsichtigkeiten, und vor allem nicht Gewaltanwendung. Ich verlange Ihr Ehrenwort, daß Sie keinen Schritt ohne mein Wissen und meine Zustimmung unternehmen.«
      Zwei Tage lang brachte uns der ehrenwerte Philip Green (er war, möchte ich erwähnen, der Sohn des gleichnamigen berühmten Admirals, der im Krim-Krieg die Flotte im Asowschen Meer befehligte) keine Neuigkeiten. Am Abend des dritten Tages stürzte er in unser Wohnzimmer, bleich, zitternd, jeder Muskel seiner kraftvollen Gestalt bebte.
      »Wir haben ihn! Wir haben ihn!« schrie er.
      Er konnte sich vor Aufregung nicht fassen. Holmes beruhigte ihn mit wenigen Worten und bugsierte ihn in einen Sessel.
      »Nun erzählen Sie uns der Reihe nach, was geschehen ist«, sagte er.
      »Sie kam eben erst, vor einer Stunde. Diesmal war es die Frau, aber der Ohrschmuck, den sie brachte, war das Pendant zu dem anderen. Sie ist groß und blaß und hat unstete Augen.«
      »Das ist die Dame«, sagte Holmes.
      »Sie verließ den Laden, und ich ging ihr nach. Sie spazierte die Kennington Road hinauf, und ich blieb hinter ihr. Alsbald betrat sie ein Geschäft. Mr. Holmes, es war ein Bestattungsunternehmen.«
      Mein Gefährte fuhr auf. »Was?« fragte er in dem leicht flirrenden Ton, der die hitzige Seele hinter dem kalten, grauen Gesicht verriet.
      »Sie sprach mit der Frau hinter dem Ladentisch. Ich trat ebenfalls ein. ›Es ist spät‹, hörte ich sie sagen, oder etwas ähnliches in der Richtung. Die Frau entschuldigte sich. ›Er sollte eigentlich schon da sein‹, sagte sie. ›Es hat länger gedauert, ihn anzufertigen, weil es sich nicht um das übliche Modell handelte Die beiden unterbrachen ihr Gespräch und schauten zu mir hin. So habe ich etwas gefragt und dann das Geschäft verlassen.«
      »Das haben Sie ausgezeichnet gemacht. Was geschah als nächstes?«
      »Die Frau kam heraus, ich hielt mich in einer Einfahrt versteckt. Sie hatte, glaube ich, Verdacht geschöpft, denn sie sah

Weitere Kostenlose Bücher