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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Anspannung lebte.
      So weit war sie mit ihrem Bericht gekommen, als sie auf einmal mit vor Überraschung und Angst verzerrtem Gesicht vom Stuhl hochsprang. »Sehen Sie!« schrie sie. »Der abscheuliche Mensch kommt uns noch immer hinterher! Dort ist dieser Mann, von dem ich rede.«
      Durch das offene Wohnzimmerfenster sah ich einen riesigen Mann mit dunklem Gesicht und struppigem schwarzem Bart mitten auf der Straße, er ging langsam und starrte eifrig nach den Hausnummern. Es war offensichtlich, daß er, genauso wie ich, der Zofe auf der Spur war. Ich handelte aus momentanem Impuls, stürzte hinaus und sprach ihn an.
      »Sie sind Engländer«, sagte ich.
      »Und wenn ich einer bin?« fragte er mit schurkischstem Finsterblick.
      »Darf ich nach Ihrem Namen fragen?«
      »Nein, Sie dürfen nicht«, sagte er entschieden.
      Die Situation war fatal, aber der gerade Weg ist oft der beste. »Wo ist Lady Frances Carfax?« fragte ich.
      Er starrte mich höchst bestürzt an.
      »Was haben Sie mit ihr gemacht? Warum haben Sie sie verfolgt? Ich bestehe auf einer Antwort!« sagte ich.
      Der Bursche stieß einen Wutschrei aus und sprang auf mich los wie ein Tiger. Ich habe mancherlei Kämpfe bestanden, aber der Mann hatte einen eisernen Griff und raste wie der Satan. Er hatte die Hand an meiner Kehle, und meine Sinne schwanden, als ein unrasierter französischer ou vrier in blauer Bluse und mit einem Knüppel in der Hand aus einem gegenüber liegenden cabaret herausstürzte und meinem Gegner einen harten Hieb über den Unterarm zog, der ihn veranlaßte, seinen Griff zu lockern. Der stand eine Weile wutschnaubend da, unsicher, ob er seine Attacke nicht wiederholen sollte. Dann ließ er mit einem wütenden Knurren von mir ab und betrat das kleine Haus, aus dem ich gerade gekommen war. Ich wandte mich zu meinem Retter, der neben mir auf dem Fußweg stand, um ihm zu danken.
      »Nun, Watson«, sagte er, »da haben Sie ja ein feines Ragout angerichtet. Ich glaube fast, es ist das beste, Sie fahren mit mir mit dem Nachtexpreß zurück nach London.«
      Eine Stunde danach hatte sich Sherlock Holmes in seiner gewohnten Kleidung und Aufführung in meinem Hotelzimmer niedergelassen. Seine Erklärung für sein plötzliches und sehr gelegenes Erscheinen war so einfach wie möglich, denn als er fand, daß er sich nun aus London entfernen könne, hatte er entschieden, mich am vermutlich nächsten Punkt meiner Reise aufzustöbern. In der Verkleidung eines Arbeiters hatte er in dem cabaret gesessen und mein Auftauchen erwartet.
      »Und eine sonderbar konsequente Aufklärungsarbeit haben Sie geleistet, mein lieber Watson«, sagte er. »Mir fällt im Moment kein möglicher Schnitzer ein, den Sie ausgelassen hätten. Das Resultat Ihrer Ermittlungen ist: Sie haben überall Alarm geschlagen und doch nichts entdeckt.«
      »Vielleicht hätten Sie es nicht besser gemacht«, antwortete ich bitter.
      »Es gibt hier kein Vielleicht. Ich habe es besser gemacht. Der Ehrenwerte Philip Green wohnt im selben Hotel wie Sie, und in ihm werden wir vermutlich den Ausgangspunkt für eine erfolgreichere Nachforschung finden.«
      Eine Visitenkarte wurde auf einem Tablett gebracht, und ihr folgte derselbe bärtige Schurke, der mich auf der Straße attackiert hatte. Er explodierte, als er mich sah.
      »Was soll das, Mr. Holmes?« fragte er. »Ich erhielt Ihre Mitteilung, und ich bin gekommen. Aber was hat dieser Mann mit der Sache zu tun?«
      »Das ist mein alter Freund und Mitarbeiter, Dr. Watson, der uns in diesem Fall hilft.«
      Der Fremde streckte mit einigen Worten der Entschuldigung eine große sonnengebräunte Hand aus. »Ich hoffe, ich habe Sie nicht verletzt. Als Sie mich beschuldigten, ich hätte die Lady verfolgt, verlor ich die Selbstbeherrschung. Tatsächlich bin ich wohl nicht ganz zurechnungsfähig in diesen Tagen. Meine Nerven sind unter Strom. Die Situation geht über meine Kraft. Was ich vor allem wissen möchte: Mr. Holmes, wie um alles in der Welt haben Sie von meiner Existenz erfahren?«
      »Ich stehe mit Miss Dobney, Lady Frances’ alter Gouvernante, in Verbindung.«
      »Die alte Susan Dobney mit der Spitzenhaube! Ich erinnere mich ihrer gut.«
      »Und sie erinnert sich an Sie. Aus der Zeit bevor – bevor Sie es besser fanden, nach Südafrika zu gehen.«
      »Ach, ich sehe, Sie kennen meine ganze Geschichte. Ich brauche vor Ihnen nichts zu verbergen. Ich schwöre Ihnen, Mr. Holmes,

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