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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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loszulösen, bezogen; aber nie war ich darüber mehr verwundert, als an diesem Frühlingsmorgen in Cornwall, da er sich zwei Stunden lang über Kelten, Pfeil spitzen und Scherben so leichthin ausließ, als gäbe es kein düsteres Geheimnis, das der Aufklärung harrte. Erst nachdem wir am Nachmittag in unser Häuschen zurückgekehrt waren und dort einen wartenden Besucher vorfanden, wurden unsere Gedanken auf die begonnene Sache zurückgeführt. Niemand hätte uns beiden zu sagen brauchen, wer der Besucher war. Der riesige Körper, das unregelmäßige, tief zerfurchte Gesicht mit den stechenden Augen und der Adlernase, das ergraute Haar, das fast die Decke unserer Hütte streifte, der Bart – goldschimmernd an den Spitzen und weiß um die Lippen, abgesehen von dem Nikotinfleck, den seine immerbrennende Zigarre hinterlassen hatte –, all dieses war in London so bekannt wie in Afrika und konnte nur mit der gewaltigen Persönlichkeit des Dr. Leon Sterndale in Zusammenhang gebracht werden, des großen Löwenjägers und Forschungsreisenden.
      Wir hatten von seiner Anwesenheit im Distrikt gehört und ein- oder zweimal seine hohe Gestalt auf den Moorpfaden gesichtet. Er hatte sich uns nicht genähert, noch hätten wir im Traum daran gedacht, uns ihm zu nähern, da wohlbekannt war, daß er aus Liebe zur Abgeschlossenheit den größten Teil der Pausen zwischen seinen Reisen in einem kleinen Bungalow verbrachte, der versteckt in dem einsamen Wald von Beauchamp Arriance lag. Hier, inmitten seiner Bücher und Landkarten, lebte er absolut einsam, befriedigte seine einfachen Ansprüche selber und kümmerte sich wenig um die Angelegenheiten seiner Nachbarn. Deshalb war ich überrascht, als er begierig danach fragte, ob Holmes bei der Rekonstruktion des geheimnisvollen Geschehens Fortschritte gemacht habe. »Die County-Polizei ist völlig ratlos«, sagte er, »aber vielleicht können Sie mit Ihrer größeren Erfahrung eine annehmbare Erklärung geben. Mein Anspruch, in Ihr Vertrauen gezogen zu werden, gründet sich einzig darauf, daß ich während meiner vielen Aufenthalte hier die Familie Tregennis sehr gut kennengelernt habe – ja, von seiten meiner aus Cornwall stammenden Mutter könnte ich sie Vettern und Kusine nennen. Ihr ungewöhnliches Schicksal hat mir natürlich einen großen Schock versetzt. Ich sollte Ihnen noch sagen, daß ich auf meinem Weg nach Afrika schon bis Plymouth gekommen war, als mich die Nachricht heute morgen erreichte. Ich bin sofort zurückgekehrt, um bei den Untersuchungen behilflich zu sein.«
      Holmes hob die Augenbrauen.
      »Haben Sie dadurch Ihr Schiff verpaßt?«
      »Ich nehme das nächste.«
      »Herrje! Das nenne ich wirklich Freundschaft.«
      »Ich sagte Ihnen doch, es sind Verwandte.«
      »Ganz recht – Kusine und Vettern von Ihrer Mutter her. War Ihr Gepäck schon an Bord des Schiffes?«
      »Einige Stücke, der größte Teil ist im Hotel.«
      »Ich verstehe. Aber sicherlich konnte das Ereignis seinen Weg doch noch nicht in die Morgenzeitungen von Plymouth gefunden haben?«
      »Nein, Sir. Ich bekam ein Telegramm.«
    »Darf ich fragen, von wem?«
      Ein Schatten lief über das hagere Gesicht des Entdeckers. »Sie sind sehr neugierig, Mr. Holmes.«
      »Das ist mein Beruf.«
      Mühsam gewann Dr. Sterndale seine Fassung zurück.
      »Ich habe nichts dagegen, es Ihnen mitzuteilen. Es war Mr. Roundhay, der Vikar, der mir das Telegramm schickte, das mich zurückrief.«
      »Danke«, sagte Holmes. »Um auf Ihre Frage zurückzukommen, möchte ich sagen, daß ich mir noch nicht völlig über den Fall klar geworden bin, daß ich aber Hoffnungen hege, zum Abschluß zu kommen. Mehr zu sagen, wäre verfrüht.«
      »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir mitzu
    teilen, ob Ihr Verdacht in eine bestimmte Richtung geht?«
      »Darauf kann ich schwerlich antworten.«
      »Dann habe ich wohl meine Zeit verschwendet und brauche meinen Besuch nicht auszudehnen.«
      Der berühmte Doktor stolzierte ziemlich schlecht gelaunt aus unserem Häuschen, und fünf Minuten später folgte Holmes ihm nach. Ich sah ihn bis zum Abend nicht wieder, als er mit schwerem Tritt und abgespanntem Gesicht zurückkehrte, und das deutete darauf hin, daß er in seinen Untersuchungen nicht wesentlich vorangekommen war. Er überflog ein an ihn adressiertes Telegramm und warf es in den Kamin.
      »Von dem Hotel in Plymouth«, sagte er. »Den Namen hat mir der Vikar gesagt, und ich habe

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