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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Rasen, sprang hoch und war im nächsten Moment wieder im Zimmer mit der gesammelten Energie des Jägers, der seiner Beute hart auf den Fersen ist. Die Lampe, ein Stück aus der Serienproduktion, untersuchte er mit äußerster Genauigkeit; am Schirm nahm er Messungen vor. Sorgfältig überprüfte er mit der Lupe den Abzug des Kamins, kratzte ein wenig von der dort haftenden Asche ab und tat sie in ein Kuvert, das er in seiner Brieftasche verwahrte. Schließlich, gerade als der Doktor und der Polizeibeamte erschienen, kam er zum Vikar zurück, und wir drei begaben uns hinaus auf den Rasen.
      »Ich freue mich sagen zu können, daß meine Untersuchungen nicht ganz ergebnislos waren«, bemerkte er. »Jetzt bleibt nur noch, die Angelegenheit mit der Polizei zu besprechen; dennoch wäre ich Ihnen außerordentlich verbunden, Mr. Roundhay, wenn Sie mich dem Inspektor empfehlen und seine Aufmerksamkeit auf das Schlafzimmerfenster und die Lampe im Wohnzimmer lenken würden. Jedes für sich ist äußerst anregend, und zusammengenommen sind sie fast beweiskräftig. Sollte die Polizei weitere Informationen wünschen, wäre ich glücklich, jeden von ihnen in unserem Häuschen zu empfangen. Und jetzt, Watson, nehme ich an, daß wir vielleicht anderswo besser aufgehoben sind.«
      Möglich, daß die Polizei die Einmischung eines Amateurs zurückwies oder daß sie selber auf einer hoffnungsvollen Spur zu sein glaubte; jedenfalls hörten wir während der folgenden zwei Tage nichts von ihr. Einen Teil der Zeit verbrachte Holmes rauchend und träumend in unserem Häuschen; aber den größeren Teil verwandte er auf Gänge über das Land, die er allein unternahm, und von denen er erst nach vielen Stunden zurückkam, ohne ein Wort darüber zu sagen, wo er gewesen war. Ein Experiment zeigte mir, welche Richtung er mit seiner Untersuchung verfolgte. Er hatte eine Lampe gekauft, ein Duplikat derjenigen, die in Mr. Mortimer Tregennis’ Zimmer am Morgen des tragischen Ereignisses gebrannt hatte. Er füllte sie mit dem gleichen Petroleum, das im Pfarrhaus benutzt wurde, und sorgfältig maß er, wie lange es dauerte, bis es verbrannt war. Ein anderes Experiment war weniger erfreulich, und ich werde es wohl kaum je vergessen können.
      »Erinnern Sie sich, Watson«, bemerkte er eines Nachmittags, »daß es eine Gemeinsamkeit in den verschiedenen Berichten gibt, die wir gehört haben. Sie betrifft die Wirkung der Atmosphäre in den Zimmern auf diejenigen, die als erste hereinkamen. Und denken Sie daran, daß Mortimer Tregennis anmerkte, als er seinen letzten Besuch im Haus seiner Geschwister beschrieb, daß der Doktor in einen Sessel sank, nachdem er das Zimmer betreten hatte. Sie haben es vergessen? Nun, ich kann bestätigen, daß es so war. Auch die Haushälterin, Mrs. Porter, hat uns erzählt, ihr seien beim Eintritt die Sinne geschwunden; danach habe sie das Fenster geöffnet. Im zweiten Fall – dem von Mortimer Tregennis – können Sie die schreckliche Stickigkeit, die bei unserer Ankunft in dem Zimmer herrschte, obgleich das Dienstmädchen das Fenster aufgestoßen hatte, nicht vergessen haben. Diesem Dienstmädchen, das fand ich durch Befragen heraus, war so übel gewesen, daß es sich hinlegen mußte. Sie werden zugeben, Watson, daß diese Tatsachen viel Anlaß zu Vermutungen geben. Für mich ist das Vorhandensein einer vergifteten Atmosphäre erwiesen. In beiden Fällen hat auch eine Verbrennung stattgefunden, einmal durch ein Kaminfeuer, das andere Mal durch eine Lampe. Das Feuer hat man benötigt; aber die Lampe ist, wie mein Vergleich mit dem verbrauchten Petroleum zeigt, lange nach Anbruch des hellen Tageslichts angezündet worden. Warum? Sicherlich, weil es eine Beziehung zwischen drei Dingen gibt – dem Brennen einer Flamme, der stickigen Luft und schließlich der Geistesstörung beziehungsweise dem Tod der unglücklichen Leute. Das ist klar, oder nicht?«
      »Es scheint so.«
      »Wenigstens können wir es als Arbeitshypothese annehmen. Dann dürfen wir unterstellen, daß in jedem Fall etwas verbrannt wurde, das die Luft vergiftete. Sehr gut. Im ersten Fall – dem der Familie Tregennis – wurde die Substanz in das Kaminfeuer getan. Das Fenster war geschlossen, aber das Feuer hat natürlich einen Teil des Rauchs den Schornstein hinaufgeschickt. So sollte man hier meinen, daß die Wirkung des Gifts geringer war als im zweiten Fall, wo es für den Dunst weniger Abzugsmöglichkeiten gab. Das Ergebnis scheint zu

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