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Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4

Titel: Der letzte Streich des Sherlock Holmes, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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schließlich mit unsicherer Stimme, »ich schulde Ihnen meinen Dank und die Bitte um Verzeihung. Es war ein nicht zu verantwortendes Experiment, leichtsinnig im Hinblick auf mich und doppelt leichtsinnig, weil ich einen Freund hineingezogen habe. Es tut mir wirklich sehr leid.«
      »Sie wissen«, antwortete ich bewegt, denn noch nie hatte ich so viel von Holmes’ Herz gesehen, »daß es meine größte Freude und mein größtes Vorrecht ist, Ihnen zu helfen.«
      Er fiel sofort zurück in die teils humorvolle, teils zynische Art, in der er Menschen gegenübertritt, die ihm nahestehen. »Es wäre überflüssig, uns um den Verstand bringen zu wollen, mein lieber Watson«, sagte er. »Ein unbefangener Beobachter würde sicherlich erklären, wir wären schon verrückt gewesen, bevor wir uns auf einen so wüsten Versuch einließen. Ich bekenne, ich hätte mir nie vorstellen können, daß die Wirkung so plötzlich und so schwerwiegend ist.« Er lief in das Häuschen, kam mit der brennenden Lampe heraus, die er auf Armeslänge von sich hielt, und warf sie in einen Brombeerstrauch. »Das Zimmer muß eine Weile auslüften. Ich nehme an, Watson, nun gibt es wohl nicht länger den Schatten eines Zweifels, wie die Tragödien arrangiert wurden.«
      »Absolut keinen.«
      »Aber die Gründe liegen im Dunkeln wie zuvor. Kommen Sie mit in die Laube hier, damit wir das Problem durchgehen können. Das abscheuliche Zeug scheint mir noch immer in der Kehle zu kleben. Wir müssen einräumen, daß aller Verdacht auf Mortimer Tregennis deutet; in der ersten Tragödie hat er die Rolle des Verbrechers gespielt, auch wenn er in der zweiten das Opfer ist. Wir müssen uns vor allem vor Augen halten, daß es da die Geschichte vom Familienstreit gibt, dem eine Versöhnung folgte. Wie bitter der Streit gewesen sein mag und wie tief die Versöhnung ging, können wir nicht sagen. Wenn ich an Mortimer Tregennis denke, mit seinem Fuchsgesicht und den kleinen schlauen Knopfaugen hinter der Brille, so war er nicht der Mann, der meiner Ansicht nach einen besonderen Hang zum Vergeben gehabt hat. Nun, als nächstes werden Sie sich daran erinnern, daß die Idee von einem, der sich im Garten bewegte, die unsere Aufmerksamkeit einen Augenblick vom wahren Motiv ablenkte, von ihm ausging. Er hatte einen Grund, uns auf die falsche Fährte zu lenken. Schließlich: Wenn er es nicht war, der das Gift ins Feuer warf, bevor er das Zimmer verließ, wer sollte es sonst gewesen sein? Die Sache passierte unmittelbar, nachdem er das Zimmer verlassen hatte. Wäre irgendein anderer ins Zimmer gekommen, hätte die Familie sich gewiß vom Tisch erhoben. Außerdem gibt es im friedlichen Cornwall keine Besucher, die erst nach zehn Uhr in der Nacht ankommen. Wir können es also demnach als gesichert ansehen, daß alle Beweise auf Mortimer Tregennis als Schuldigen hindeuten.«
    »Dann war sein Tod Selbstmord!«
      »Tja, Watson, das ist vom Anschein her eine gar nicht so unmögliche Annahme. Der Mann, der die Schuld, seiner Familie ein solches Schicksal bereitet zu haben, auf seine Seele geladen hat, kann sehr wohl durch Reue dazu getrieben worden sein, dasselbe Schicksal auch auf sich zu lenken. Dennoch gibt es einige zwingende Gründe, die dagegensprechen. Glücklicherweise gibt es in England einen Mann, der über das alles Bescheid weiß, und ich habe dafür gesorgt, daß wir die Tatsachen heute nachmittag von seinen Lippen erfahren. Ah! Er hat sich etwas verfrüht.
      Würden Sie freundlicherweise hierher kommen, Dr. Leon Sterndale. Wir haben im Haus ein chemisches Experiment durchgeführt, deshalb dürfte unser kleines Zimmer jetzt kaum geeignet sein, in ihm einen so ehrenwerten Besucher zu empfangen.«
      Ich hatte das Klicken an der Gartenpforte gehört, und nun erschien die majestätische Gestalt des großen Afrikaforschers auf dem Pfad. Mit einigem Erstaunen wandte er sich der schlichten Laube zu, in der wir saßen.
      »Sie wollen mich sprechen, Mr. Holmes. Ihren Brief habe ich vor einer Stunde erhalten, und ich bin gekommen, obwohl ich nicht weiß, warum ich Ihrer Vorladung hätte folgen sollen.«
      »Vielleicht können wir das klären, ehe wir wieder auseinandergehen. Vorläufig bin ich Ihnen für Ihre freundliche Einwilligung sehr verbunden. Entschuldigen Sie bitte den formlosen Empfang unter freiem Himmel, aber mein Freund Watson und ich haben soeben erst dem Fall, den die Zeitungen ›Den Schrecken von Cornwall‹ nennen, ein neues Kapitel

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