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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Capo dell’ Argentiera auf die Barke, die am zweiten September eintraf.
    Sie gingen an Bord: Ricardo Ruiz und Nina Jamisson, Leonard Rosenthal und Elmer Trucy, Jerome Bannister und Paul Loorey, Goodluck und Rick Bailey, Snowball und Steve Stanley, ein Jeep mit Anhänger, vierzehn Kamele - und natürlich Davy.
    Aus dem Norden kamen freie Siedler, die von der Auflösung der Festung gehört hatten und sich nun nicht mehr sicher genug fühlten. Auch eine Anzahl Händlersöldner, die von Afrika herabgekommen waren, gingen an Bord. Sie bezahlten die Überfahrt mit wertvollen Tigerfellen und -krallen, die in Atlantis ein Vermögen bringen mochten, mit Krummsäbeln bester arabischer Handwerkskunst, mit Gold-und Silberschmuck von bizarrer Form und erlesenen Lederarbeiten.
    »Aus welcher Zeit stammen diese Sachen?«, fragte Steve einen der Händler. Dieser zuckte die Achseln und antwortete auf arabisch. Steve verstand ihn nicht.
    »Er meint, diese Dinge seien zeitlos«, antwortete ein anderer und verzog sein dunkles Gesicht zu einem Lächeln. »Er versteht Ihre Frage nicht.«
    Steve nickte.
    Die Barke glitt durch glitzernde Mittagshelle nach Nordwest, das mächtige Segel von einem kräftigen Südwind gebläht. Die Steuerleute im dunklen Burnus mit dunklem Turban lehnten dösend am Ruder in der Mittagshitze. Die meisten Passagiere hatten unter dem Sonnensegel Schutz gesucht oder sich unter Deck zurückgezogen und hielten Siesta.
    Steve holte Howard Harness’ Aufzeichnungen hervor und blätterte sie durch. Davy leistete ihm Gesellschaft und beschnupperte neugierig das zähe grünweiß gestreifte Computerpapier.
    Ein Zeitungsausschnitt fiel heraus. Aus der Newsweek vom 17. Oktober 1983: auf schlechtem Papier gedruckt, ziemlich vergilbt, das Bild eines pompös gekleideten alten Mannes, darunter:
    ATTENTAT AUF MAXIMILIAN V.
    Mexico City - AP: Wie durch ein Wunder entging in den gestrigen Abendstunden der greise Habsburger den Kugeln eines Attentäters, der dem Monarchen aufgelauert hatte, als er nach der Vesper die Kathedrale am Platz des Kaiserreichs verließ, um sich zum Nationalpalast zu begeben. Von der kaiserlichen Familie wurde niemand verletzt. Einer der Leibwächter des Kaisers fand bei dem Schusswechsel den Tod. Der Attentäter konnte überwältigt werden. Berichten der Guardia Nacional zufolge bestreitet er, irgendeiner Gruppe der trotzkistischen Stadtguerillas anzugehören, doch seine Aussagen sind widersprüchlich. Obwohl er lateinamerikanischer Abstammung zu sein scheint, hat sich der Täter offenbar lange Zeit im Ausland aufgehalten. Darauf weist sein fremdländischer Akzent hin sowie einige Gegenstände, die er bei sich trug.
     
    SCHLECHTE ARBEIT!, hatte Harness in Druckschrift an den Rand geschrieben und darunter: Wurde lt. Murchinson enthauptet.
    Steve ließ die Schleifen des Endlosstreifens durch die Finger gleiten und musterte das probabilistische Netzwerk der Zeitlinien. Einige Punkte waren herausgehoben.
    März 1867: Sieg der mexikanischen Aufständischen über die französischen Invasionstruppen. 19. Juni 1867 Querétaro: Ferdinand Maximilian, Erzherzog von Österreich, seit 1863 Kaiser Maximilian I. von Mexiko, von einem Peloton Benito Juárez erschossen.
    Am Rand: Entwicklung höchst unwahrscheinlich. Erfolgreiche Kurskorrektur? Weiter oben: 1519 - Hernando Cortés.
    Steve schloss die Augen. Am 16. August waren sie in Zempoala abmarschiert - 400 Mann mit fünfzehn Pferden und sechs Kanonen; 200 tamenes trugen die Arkebusen und anderen schweren Waffen sowie den Proviant, Rüstungen trugen nur die Reiter und Hauptleute. Drei Tage lang hatten sie sich durch das heiße feuchte Tiefland und die moskitoverseuchten Sumpfniederungen der tierra caliente gekämpft. Am vierten Tag beginnt der Aufstieg in die dunstigen Hänge des Cofre de Perote. Der Weg wird steiler, über in Fels gehauene Treppen erreichen sie erschöpft Jicochimalco. Im Abendlicht erblicken sie im Süden das Massiv der Sierra Madre, überragt von der makellosen Pyramide des Orizaba. Hinter dieser Bergkette liegt die Hochebene, das gelobte Land, die goldene Stadt Tenochtitián.
    Die Nacht ist bitter kalt. Die Soldaten in ihren schweißdurchnässten mit Baumwolle gepolsterten Wämsern frieren erbärmlich. Vor dem ersten Morgengrauen wird das Lager abgebrochen, dann steigen sie auf zum Pass, den sie den Puesto de Nombre de Dios nennen. Die Träger kommen nur noch langsam voran, die Pferde müssen am Zügel geführt werden; die Luft wird dünner,

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