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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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einsachtzig groß, und trotz
seiner Mutter und ihrer verrückten Anschauungen war er zu einem anständigen
Menschen herangewachsen.
    »Tag, Wetzon«, sagte er. Er trug eine geräumige
schwarze Lederjacke und eine saubere, gebügelte Khakihose.
    »Mein Kleiner.« Smith zupfte an seinem
Hemdkragen, der unter dem Gewicht der Jacke verschwunden war, und ihre Hände
verweilten vermutlich länger als nötig an ihrem Sohn. Mark studierte im ersten
Jahr in Harvard, und sie war sehr stolz auf ihn.
    »Ach, Ma«, sagte er abwehrend, umarmte sie aber
und ging dann auf Wetzon zu.
    Wetzon drückte ihn an sich. Er roch nach
After-shave und Leder. »Wie schön, dich zu sehen.«
    »Ich möchte euren Tag nicht
durcheinanderbringen«, sagte er.
    »Das geht in Ordnung. Wir schließen das Büro
zeitig, einverstanden, Smith?«
    Smith nickte. »Mark und ich essen rasch eine
Kleinigkeit und gehen dann einkaufen. Mark braucht neue Sachen.«
    »Nein, ich brauche nichts. An der Uni trage ich
nur Jeans.« Er zwinkerte Wetzon zu.
    Smith achtete nicht darauf. »Wir essen mit Joel
bei Oro zu Abend, und für danach hat Joel verabredet, daß wir uns auf den für
Hal reservierten Hausplätzen Showboat ansehen.«
    »Entschuldigung. Hal?«
    »Hal Prince natürlich. Das kannst du dir doch
denken, Wetzon.« Smith funkelte Wetzon an.
    »Wie schön«, sagte Wetzon.
    »Oh, und ich habe uns Hausplätze für Tacoma
Triptych am Freitag besorgt, wenn du gehen möchtest, Ma.«
    »Ach, ich weiß nicht, Schatz.« Smith blickte
verständnislos.
    »Ein ernstes, konventionelles Stück, Ma. Soll
sehr gut sein.«
    »Hausplätze?« fragte Wetzon. »Kennst du jemand
von den Mitwirkenden?«
    »Nur die Tochter der Autorin. April hat ein paar
Kurse mit mir gemeinsam belegt.«
    »Moment«, sagte Wetzon. »Es ist ein großes
Geheimnis, wer der Autor tatsächlich ist.«
    »Tja, ich weiß die Antwort«, sagte Mark
selbstzufrieden. »Soll ich es dir verraten?«
    »Selbstverständlich.«
    Smith runzelte die Stirn. »Wovon redet ihr
zwei?«
    »Sag schon, Mark.« Als er zögerte, drängte
Wetzon: »Gut, dann verrate mir den Nachnamen deiner Freundin.«
    »Ich sage dir ihren vollen Namen. April —
dam-da-dam-dam — Battle.«
    »Aha!« rief Wetzon. »Ich wußte es! Medora Battle
hat Tacoma Triptych geschrieben?«
    Mark nickte.
    »Was ist mit Medora Battle?« fragte Smith
ärgerlich.
    »Warum die Heimlichtuerei?« erkundigte sich
Wetzon.
    »Von April weiß ich nur, daß ihre Mutter seit
dem Tod ihres Vaters an einer Schreibsperre litt und ohne ihren Mann sehr
unsicher im Schreiben war. Deshalb hat es so viele Jahre gedauert.«
    Smith schaute von Wetzon zu Mark. Sie fühlte
sich ausgeschlossen. »Ich verstehe nicht, wovon ihr beiden redet. Wetzon,
wolltest du mir nicht noch was erzählen?«
    »Ja, richtig.« Wetzon stellte Medora Battle
vorerst als nicht ganz so wichtig zurück und wappnete sich für die
Auseinandersetzung mit Smith.
    »Prima«, sagte Mark. »Ich setze mich solang an
den Schreibtisch von Max und rufe ein paar Leute an.« Er lächelte Darlene zu,
die den Kopf von einem Karteibogen hob, den sie gerade in Arbeit hatte.
    »Darlene, ich möchte Ihnen Mark, Smith’ Sohn
vorstellen!« rief Wetzon. »Wir hören heute um ein Uhr auf, denke ich, und
finden uns Montag morgen wieder ein. Du hast doch nichts dagegen, Smith?«
    »Ist mir recht. Ich möchte, daß wir uns am
Montag morgen alle zusammensetzen und einen Geschäftsplan für die nächsten
sechs Monate aufstellen.« Sie sah Wetzon vielsagend an, als wollte sie ihr
mitteilen: Kein Wort mehr davon, diese Firma zu verkaufen.
    »Darlene, ruf bitte Max an und bitte ihn, am
Montag um zehn Uhr hier zu sein.«
    Wetzon seufzte. Wieder einmal wurde über sie
nach Smith’ Plänen verfügt.
    Smith schloß die Tür. »So, worüber wolltest du
mit mir sprechen, Schätzchen?«
    Wetzon schaltete in den ersten Gang zurück. Und
schon wieder hatte Smith es beinahe geschafft, alles aus Wetzons Kopf zu
vertreiben. Sie brauchte einen Moment, um ihre Gedanken zu sammeln, dann sagte
sie: »Peter Koenig.« Sie zog den Scheck unter dem Briefbeschwerer hervor und
wedelte damit vor Smith’ Gesicht. »Verdammt, Smith, du hast ihm erzählt, daß
wir private Ermittlungen anstellen...«
    Smith gelang es, sich ein affektiertes Lächeln
abzuringen. »Ja, sicher.«
    »Warum?«
    »Weil wir es wirklich...«
    »Smith!«
    »Ich habe es für dich getan, Zuckerstück. Du hast
dich so aufgeregt bei dem Gedanken, daß dieses Skelett vielleicht deine
Freundin

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