Der letzte Vorhang
Theaterwelt.
Gekonnt mixte der Barkeeper Margaritas, während
Wetzon sich an ihrem Bier festhielt und wegen Peter die Tür beobachtete. Sie
wußte nicht einmal, was sie ihn fragen würde. Und weil sie unfähig gewesen war,
ihrem Zorn auf Ed Venderose Luft zu machen, fühlte sie sich dumm und gehemmt.
Peter wählte genau diesen Moment für seinen
Auftritt, und Wetzon fiel wieder die glatte Tünche seines Outfits auf, etwas,
das ihm siebzehn Jahre früher gefehlt hatte. Sie winkte, und er kam und setzte
sich neben sie. Dann beugte er sich zu ihrer Überraschung vor und küßte sie auf
die Wange.
Der Barkeeper klatschte eine Cocktailserviette
vor ihn. »Was darf ich Ihnen bringen?«
»Scotch und Soda«, sagte Peter. Er begann, seine
Taschen abzuklopfen, als suchte er nach etwas.
Wetzon beobachtete ihn wortlos. Der Kellner
stellte den Scotch mit Soda vor Peter hin, und der Schauspieler starrte einen
Augenblick auf das Glas, bevor er einen Schluck nahm. Er gab die Suche — wonach
auch immer — auf.
»Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren«,
begann er unvermittelt.
»Willkommen im Klub«, sagte Wetzon.
»Wie konnte das geschehen? Wo waren wir?«
»Wo warst du?«
»Ich hatte das Angebot vom Repertoiretheater in
Seattle.« Er trank noch einen Schluck. »Das habe ich dir erzählt. Ich wollte
sie heiraten.«
»Und sie hat nein gesagt?«
Er nickte. »Da wäre noch ein anderer, sagte sie.
Den wollte sie heiraten.« Er wandte sich von Wetzon ab, und als er
weiterredete, mußte sie sich anstrengen, um ihn zu verstehen. »Ich werde nie
vergessen, was sie sagte. Sie fragte mich: >Möchtest du nicht, daß ich
glücklich bin?<«
»Wer war er?«
»Das wollte sie nicht verraten. Sie meinte, das
würde ich noch früh genug erfahren. Hat sie dir nichts gesagt?«
»Nein. Ich weiß noch, daß ich sie etwa eine
Woche nach der letzten Vorstellung anrief. Sie hörte sich komisch an, irgendwie
enttäuscht, daß ich es war, und sagte mir, sie erwarte einen anderen Anruf und
würde mich zurückrufen. Das hat sie nie getan. Und ich ging mit Promises,
Promises auf Tournee, und das war’s dann.«
»Ein Detective hat mich heute angerufen. Ich
habe ihn auf morgen nachmittag vertröstet, weil ich mich vor der Vorstellung
nicht ablenken lassen wollte.«
Demnach war Silvestri noch nicht zu Peter
vorgedrungen. »Was erwartest du? Es ist eine Mordermittlung. Den Zeitungen
zufolge werden sie jeden vernehmen, der Terri kannte. Das bedeutet — uns alle.«
»Irgendwie fühle ich mich schuldig«, sagte
Peter. Seine Stimme schwankte, und als er sich die Augen rieb, blieb ein
Bröck-chen Make-up als dunkle Schmiere an seiner Hand haften.
»Das geht uns allen so.« Wetzon beschäftigte
sich mit ihrem Bier. »Ich habe heute abend deine Vorstellung gesehen. Es war
wunderbar.«
»Danke.« Plötzlich strahlte er. »Hast du die
Karte selbst bezahlt?«
Sie nickte.
»Hättest du doch was gesagt. Ich hätte dich
durchgeschleust.«
»Macht nichts.«
»Die Streisand kauft das Stück. Sie möchte bei
dem Film Regie führen. Alle sagen, ich soll die Rolle auch für den Film
übernehmen.«
»Schön.«
Er trommelte mit den Fingern auf die Theke und
sagte lange nichts. Dann nahm er ihre Hand. »Weißt du, Leslie, ich habe das mit
Xenia durchgesprochen.«
»Xenia?« Automatisch zog Wetzon ihre Hand weg
und wäre fast vom Hocker gefallen. Das war das i-Tüpfelchen. Jetzt würde sie
Smith umbringen müssen.
»Sie ist eine sehr einfühlsame Person, meinst du
nicht?« Peter legte seine Hand auf ihren Schenkel.
»O ja, sehr.« Sie blickte auf seine Hand hinunter.
»Was dagegen, wenn du die wegnimmst?«
Er zog seine Hand zurück. »Die Polizei findet
den Täter nie. Wir kannten sie besser als jeder...«
»Wir sprechen von Mord, Peter. Terri hat sich
nicht selbst in den Koffer gelegt und in den Keller getragen.«
»Keine Frage. Er war es.«
»Wer?«
»Der Kerl, den sie geliebt hat. Irgend etwas muß
schiefgegangen sein.«
»Sehr schief.«
»Und ihre Freunde haben sie im Stich gelassen.«
»Laß sein.«
»Jedenfalls war ich wirklich froh zu hören, daß
du es tun willst.«
»Was tun?« Verdammt, wovon redete er überhaupt?
»Xenia hat gesagt...«
»Entschuldigung. Xenia hat gesagt...?«
»Sie hat gesagt, daß eure Firma Nachforschungen
anstellt und daß du den Mord an Terri gern aufklären würdest. Der Mörder muß
jemand sein, der mit Combinations zu tun hat.«
»Warum?« Sie schlug frustriert mit der Faust auf
die Theke. »Verdammt,
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