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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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haben.«
    »Ts, Ts, was für ein Leben diese Broadwaytypen
führen.«
    »Ich frage mich, wer sich daran noch erinnert.«
Wetzon nippte an ihrem Sherry. »Foxy, darauf würde ich wetten. Mort vielleicht.
Rog starb unmittelbar nach der letzten Vorstellung der Show. Carlos und ich
waren in Daveys Wohnung, als der Anruf kam. Ich habe ihn entgegengenommen...«
    »Du?«
    »Ja. Ist das nicht seltsam? Es war Medora. Aus
irgendeinem Grund wollte Davey nicht mit ihr sprechen. Ich sagte ihr, er könne
nicht ans Telefon kommen, aber dann meldete sich ein Mann. Es war ihr Arzt, und
er teilte mir mit, daß Rog gestorben wäre. Darauf drückte ich Davey den Hörer
in die Hand.«
    »Demnach starb Rog vor Terri?«
    »Ich glaube, ich habe danach noch mit Terri
gesprochen. Ich glaube...«
    »War Rog der große Poussierstengel bei der
Show?«
    Wetzon schnaubte. »Der große Poussierstengel?
Das gefällt mir.«
    »War er das?«
    »Ich... nein. Nein. Wenn ich es mir recht
überlege, dann war es JoJo. Er war der nervöse Dirigent, der sein Debüt gab.
Und, Junge, ging der ran.« Sie hielt inne und grinste. »Sogar auf mich hatte er
es abgesehen. Aber dabei blieb immer sehr klar, daß JoJo mit Foxy Reynard
liiert war.«

MEMORANDUM
    An: Carlos Prince und Leslie Wetzon
    Von: Nancy Stein, Assistentin von Mort Hornber
      Datum: 22. November 1994
    Betr.: Combinations in concert
     
    Betr.: Tontechnik. Mit einigen geringfügigen
Änderungen hat Boomer Inc. einen Voranschlag auf 10 000 Dollar für die Miete
der Anlage vorgelegt. Sie stellen uns auch zwei Männer zum Aufbauen in
Rechnung, einen zu einem Stundenlohn von 35,75 Dollar und den anderen zu 28
Dollar. Eddie Venderose sagt, es sei ein anständiger Preis.
     
     

25.
Kapitel
     
    »Was meint ihr? Zwei große Pizzen, drei Salate,
drei Bier?« Silvestri hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, einen Blick auf
die Karte an der Wand ihrer Nische zu werfen.
    Die zwei Frauen sahen einander an und lächelten.
    »Beck’s oder Amstel. Wenn sie das nicht haben,
nehme ich ein Glas Roten«, sagte Wetzon.
    »Mir ist es gleich«, meinte Nina. Sie trug ein
dunkelblaues Straßenkostüm, dazu eine Seidenbluse mit lebhaftem
Krawattenmuster. Ihr Make-up war zurückhaltend.
    Nach dem Mittagessen bei Laura Lee war Wetzon
nach Hause gegangen und hatte auf ihrem Anrufbeantworter eine Nachricht von
Silvestri vorgefunden, der sie bat, ihn und Nina Wayne um halb acht bei John’s
im Village zu treffen.
    Von der Schlange vor John’s, die normalerweise
bis auf den Bürgersteig hinausreichte, war an diesem Abend vor Thanksgiving
keine Spur zu sehen. Tatsächlich gab es in der Pizzeria in der Bleecker Street,
die viele, auch Wetzon, für die beste in New York hielten, an diesem Abend noch
einige leere Tische.
    Aber die Luft, in der Sinatra über die Jukebox
schwebte, duftete nach schmelzendem Mozzarella und Tomaten, Knoblauch und
verkohlten Krusten. Und eine Pizza nach der anderen wurde so schnell, wie sie
zubereitet war, in den Backofen geschoben und herausgeholt. Die Atmosphäre
versetzte Wetzon über fünfundzwanzig Jahre zurück, in eine Spelunke namens
Golden Grill, wo sie zum erstenmal etwas probiert hatte, das Tomatentorte hieß.
    Von einer Pizza im Rahmen einer Pizzeria
übertrug sich immer ein wohliges Gefühl auf Wetzon, das jedenfalls viel besser
wirkte als Valium. In diesem Augenblick ihres Lebens fühlte sie sich überaus
glücklich, wie sie da in einer der ein wenig unbequemen hölzernen Nischen im
John’s saß, die Ellbogen auf dem Tisch, Pizzaduft in der Nase, Silvestris
Schenkel gegen ihre gepreßt.
    Die Salate waren gewaltige Berge aus Grünzeug,
reichlich garniert mit Champignons und Tomaten in einer scharfen Vinaigrette,
und im Nu stand der Tisch voller Teller und Gläser.
    In der Nische hinter ihnen diskutierten zwei
Schauspieler und eine Frau, die nicht vom Fach war, leidenschaftlich über den
neuen Woody-Allen-Film, wobei die Schauspieler die Techniken der einzelnen
Darsteller analysierten. Doch damit noch nicht zufrieden, kamen sie dann auf
die Kameraführung, das Drehbuch und natürlich den Regisseur zu sprechen.
Währenddessen protestierte die Frau immer wieder wehleidig, daß ihr der Film
gefallen habe.
    Die Pizzas, papierdünne Krusten mit verkohlten
Rändern, wurden auf erhöhte Untersätze zwischen ihre Biere und Salate gestellt.
Die Frauen ließen sich von Silvestri Stücke auf die Teller legen und begannen
sofort zu essen, während sie darauf warteten, daß er anfangen würde,

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