Der letzte Vorhang
Peter. Nein!«
»Auch ich fühle mich verantwortlich, Leslie.
Damals war ich wütend. Sie hat mich zurückgewiesen. Ich hatte das Angebot aus
Seattle, und ich wollte möglichst weit von ihr wegkommen.«
»Die Polizei sollte sich damit befassen, Peter.«
Deprimiert seufzte Wetzon und trank ihr Bier aus. »Warum sagst du, es war
jemand aus Combinations? Das hätte ich gemerkt. Und die Jungs sind —
waren — außerdem alle schwul.«
»Terri hat mir gesagt, daß sie eine ernste
Beziehung mit jemand aus der Truppe hätte. Ich habe mich an diesem Tag lange
vor dem Gebäude rumgetrieben, aber es ist niemand aufgetaucht, den ich
erkannte.« Er fand seine Brieftasche und klappte sie auf, um ihre Fächer zu
durchsuchen. »Aha, da ist er.« Er zog ein Stück Papier heraus, faltete es
auseinander und gab es ihr. Es war ein Scheck.
Als Wetzon ihn nicht nahm, legte er ihn vor sie
auf die Theke. »Dann ist es also abgemacht?« sagte er. »Gut. Ich rufe dich an.«
Als er dem Barkeeper seine American-Express-Karte gab, streifte sein Ellbogen
die Brieftasche und warf sie auf den Boden. Wetzon rutschte vom Hocker und hob
sie auf. Er hatte gar nicht gemerkt, daß die Brieftasche fort war, unterschrieb
den Abschnitt und wollte die Karte in das Fach zurückstecken, doch die
Brieftasche war weg.
»Du hast sie fallen lassen«, sagte Wetzon, indem
sie ihm die Brieftasche reichte.
»Übst du einen weiteren Karriereschritt?« fragte
er, während er die Karte in ihr Fach steckte und die Brieftasche in seinem
Jackett verstaute.
»Ich nicht.«
Er küßte sie wieder auf die Wange und ging.
In diesem Augenblick tauchte Carlos von einem
dunklen Tisch auf und setzte sich neben sie. »Was bedeutet das?« fragte er und
spielte mit dem Scheck.
»Unser Vorschuß. Was machst du denn hier?«
»Mein Talent schonen. Vorschuß worauf?«
»Nun ja... Er heuert Smith und mich an, den Mord
an Terri zu untersuchen.«
»Ich möchte von dir hören, Herzallerliebste, daß
du eindeutig und bestimmt nein gesagt hast.«
»Geht nicht. Smith hat eindeutig und bestimmt ja
gesagt.«
»Wir schieben es auf den Barrakuda, wie? Und du
bist nicht in Versuchung?«
»Das ist kein Spaß, Carlos. Ich habe seine
Karten gesehen.«
»Was für Karten?«
»Besonders eine Karte. >Pistolenlizenz.<
In seiner Brieftasche, zum Kuckuck. Ich spreche Englisch. Warum kannst du mir
nicht folgen?«
»Ich würde dir überallhin folgen, Häschen. Sag
es mir nur in schönen, einfachen Worten.«
»Eine Pistolenlizenz, Carlos. Peter Koenig hat
einen Waffenschein.«
MEMORANDUM
An: Carlos Prince und Leslie Wetzon
Von: Nancy Stein, Assistentin von Mort Hornberg
Datum: 22. November 1994
Betr.: Combinations in concert
Ich weiß, daß Ihr eine gute Nachricht hören
möchtet: Die Reaktion auf die Anzeige ist unglaublich. Es hagelt Kartenbestellungen.
Wir halten uns an die Devise, wer zuerst kommt, wird zuerst bedient. Bei diesem
Tempo sind die Benefizvorstellungen von Combinations bis Anfang Dezember ausverkauft.
23.
Kapitel
»Verdammt, Wetzon, macht denn keiner mehr ein
ganz normales Geschäft?«
»George, wollen Sie mir etwa zu verstehen geben,
daß Sie keine Broker wollen, die scharfe Sachen machen — etwa Derivate?«
»Zuviel Ärger. Die gehen den Bach runter, ehe
man sich’s versieht, und wir alle gehen mit unter.«
Wetzon lachte. Wie wahr. Vor kurzem erst hatte
eine andere größere Firma Hunderte von Millionen herausrücken müssen, um ihre
eigenen Investmentfonds, voll mit Derivaten, zu stützen. Besonders bei
Rosenkind Luwisher ließ man den Maklern freie Hand, seltsame Geschäfte
einzuleiten, was im allgemeinen bedeutete, daß sie nicht tragbar waren. Ein
untragbares Risiko, dachte sie. »Also, was halten Sie von einem, der eine
Million Dollar macht?«
»Womit?«
»Institutionelle Optionen an internationale Kunden.
Er sucht eine Firma, die Kapital in den Optionsmarkt steckt.«
George stöhnte. »Viel Glück dem, der ihn
einstellt.«
»Dann, last not least, noch ein
Millionen-Dollar-Mann. Viertes Jahr in der Produktion, internationales Geschäft
in S & P-Futures. Rosenkind Luwisher gibt ihm einen direkten Draht zum
Börsensaal des Merc in Chicago.«
»Lesen Sie meine Gedanken, Wetzon. Ich suche
etwas ganz Normales.«
»Ach ja, jetzt, wo sie es sagen... Ich habe
tatsächlich einen ganz normalen Broker von Rivington Ellis. Er ist im Geschäft
seit...«
»Welches Büro?«
»Das von Ted Crass.«
»Dann ist er einer von Crass’ Kriminellen,
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