Der letzte Vorhang
und
ich will ihn nicht. Probieren Sie es ein anderes Mal, Wetz...« Das Telefon
krachte in ihrem Ohr, bevor er ihren Namen zu Ende gesprochen hatte.
Wetzon legte auf. Wahrscheinlich hatte George
recht. Ted Crass hatte eine Mannschaft aus den Manischen und Depressiven
anderer Firmen zusammengestellt, und die Makler in seinem Büro waren an der
Wall Street als Crass’ Kriminelle bekannt geworden. Es gab noch und noch
Prozesse. Wetzon wußte, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis Rivington Ellis
Ted Crass sterben ließe, und so gut wie keiner würde seine Makler übernehmen
wollen. Trotzdem würden sie die Runde machen und schließlich irgendwo
Unterkommen, weil sie große Zahlen machten. Was? Die Wall-Street-Polizei könnte
sich einmischen? Im Leben nicht.
Was die Broker von Rosenkind Luwisher betraf, so
waren sie alle an Vorstellungsgesprächen interessiert, aber niemand wollte mit
ihnen sprechen. Die ganz Normalen, das war es, wonach sich Headhunter und
Geschäftsführer an der Wall Street sehnten, aber die ganz Normalen wechselten
dieser Tage nicht die Firma.
Wetzon schob den Ordner für Rosenkind Luwisher
beiseite und deckte dabei den Fünftausend-Dollar-Scheck auf, den Peter Koenig
auf Smith und Wetzon ausgestellt hatte. »Verdammt«, sagte sie zum x-tenmal.
Schon war sie wieder wütend. Sie stach mit dem Kuh nach dem Scheck, hob ihn
auf, schaute ihn an und legte ihn wieder hin.
Ausgerechnet diesen günstigen Moment wählte
Smith, um durch die Tür zu tanzen. Wetzon erhob sich kampfbereit vom Stuhl.
Smith war nur einen Augenblick abgeschreckt.
»Zuckerstück«, sprudelte sie heraus, »ich habe dir soviel zu erzählen.«
»Und ich habe auch ein paar Dinge mit dir zu
besprechen.« Wetzon griff nach dem Scheck.
»Ich zuerst«, sagte Smith.
»Wie könnte es anders sein? Was ist denn so
wichtig?«
»Na ja«, begann Smith, während sie ihren Schal
über die Stuhllehne hängte, »ich habe vor, mir die Augenpartie richten zu
lassen.«
»Das ist wichtig?«
»Für mich schon.« Smith klang eingeschnappt.
»Ich muß jetzt so gut wie möglich aussehen...«
»Jetzt, wo du im Showbusineß bist? Smith, um
Himmels willen, du siehst wunderbar aus. Du siehst immer wunderbar aus.«
»Vielleicht nur die kleinen Fältchen um die Augen.«
Smith hatte ihren Spiegel vorgeholt und machte neckische Lächelproben.
»Warum läßt du nicht gleich das ganze Gesicht
renovieren, wenn du sowieso dort bist?« schlug Wetzon vor.
Smith legte den Kopf schräg. »Und meinen Hals.
Ich hasse diese Orangenhaut, du nicht?«
»Sicher. Hasse sie nur richtig.«
Smith nickte. »Du hast völlig recht.« Sie
klopfte mit den Fingern an ihr Kinn. »Wie macht sich Darlene?«
»Nicht schlecht. Sie organisiert Leute für
Boston. Ich glaube, sie wird damit gut fertig, aber sie ist so neurotisch. Ob
du es glaubst oder nicht, sie wischt mehrmals am Tag ihr Telefon mit ihrem
Taschenfläschchen Alkohol ab. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie dieses
Büro leiten soll.«
Smith ließ den Spiegel auf den Tisch fallen. Zum
Glück zersprang er nicht. »Dieses Büro leiten? Bist du verrückt? Wir leiten
dieses Büro.«
»Wirklich? Ich dachte, du gehst ins Showbiz.«
»Na ja, so ein bißchen nebenbei. Als Liebhaberei
ist es okay.«
»Mach soviel Liebhaberei, wie du willst, aber
vielleicht sollten wir darüber nachdenken, die Firma zu verkaufen.«
»Verkaufen? Du willst meine Firma
verkaufen?«
»Es war unsere Firma, als ich zum
letztenmal nachgesehen habe.« Wetzon lehnte sich an den Schreibtisch, die Arme
verschränkt, nur mühsam dem Drang widerstehend, Smith zu erwürgen.
»Um Himmels willen. Was würdest du tun?«
»Was ich tun würde? Das ist richtig, Smith, ich
habe kein anderes Leben außer dieser Firma.«
»Das sage ich doch immer«, erklärte Smith mit
übertriebener Geduld. »Du grenzt dich ein, Zuckerstück. Ich meine, du hast dich
an diesen Detective gefesselt. Du bist ein Anhängsel. Wann hat er dich zum
letztenmal in ein nettes Lokal ausgeführt?«
»Das gehört nicht zur Sache. Silvestri hat
nichts mit...«
»Ich schließe den Beweisvortrag ab.« Smith lächelte
und machte ein Geräusch, das einem Surren verdächtig ähnelte.
Die äußere Tür wurde geöffnet und geschlossen.
Smith hob den Kopf, dann sprang sie auf und riß die Tür zu ihrem privaten Büro
auf. Ein hochgewachsener junger Mann stand grinsend auf der Schwelle.
»Mark.« Wetzon strahlte übers ganze Gesicht. Der
Sohn von Smith war ein gutaussehender Mann, über
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