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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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lösen?«
    »Leicht ist es nicht.«
    »Ja. Vielleicht tu ich es eines Tages, und zwar
dann, wenn ich es wirklich möchte, aber im Moment noch nicht. Ich bin noch nicht
dazu bereit.«
    »Du hast dich also distanziert?« Laura Lee
drehte die Flamme unter der Suppe ab und goß sie dampfend in die Teller.
    »Ich glaube schon.« Die Tüte mit den Brotstangen
schwitzte Öl. Wetzon schüttelte die Stangen auf die Serviette, die sie in einen
Brotkorb gelegt hatte, dann leckte sie die Finger ab.
    »Wie steht es mit Silvestri?« fragte Laura Lee
mit einem Seitenblick auf ihre Freundin.
    »Ja, wie steht es mit Silvestri?« Wetzon schaute
nicht auf. Sie beschäftigte sich damit, den Ziegenkäse auszupacken und den
Teller auf das Tablett neben die Olivenstangen zu stellen. Laura Lee trug das
Tablett ins Eßzimmer, und Wetzon folgte ihr.
    Das Eßzimmer war eigentlich eine Eßecke, aber
die Fenster gingen auf eine große Terrasse. Zwanzig Stockwerke hoch, bot sie
einen weiten Ausblick auf die Stadt, nach Süden und zum Hudson im Westen hin.
    »Schatz, du steckst in einer ganz gewöhnlichen
kleinen Midlifecrisis«, klärte Laura Lee sie auf. Sie stellte die Teller vom
Tablett auf die leinenen Platzdeckchen, auf denen passende Servietten und
Silberbesteck lagen.
    »Unmöglich, ich hatte eine letztes Jahr, und
eine ist genug. Weißt du nicht, daß dein Organismus Antikörper bildet und daß
sie sich nicht wiederholen kann?«
    »Letztes Jahr war es etwas anderes. Da hattest
du dieses posttraumatische Streßsyndrom, und der Auslöser war, daß auf dich
geschossen wurde. Jetzt hat es damit zu tun, daß du vierzig wirst, meine Liebe.
Was ist mit dem emotionslosen Italiener?« Sie goß Sherry in die Gläser und
einen Schuß in ihre Suppe.
    Wetzon lachte. »Wie eh und je. Da und doch nicht
da. Du weißt schon. Keine Verpflichtung. Nicht einmal ein Versprechen. Ich
vermute, ich habe eine Beziehung zu dem einzigen starken und schweigsamen
Italiener im Land.«
    »Von Alton Pinkus hättest du eine Verpflichtung
haben können, und du wolltest nicht.« Sie führte einen Löffel Suppe zum Mund.
    »Jetzt hörst du dich wie Smith an. Für Alton
wäre ich eine Art Trophäe gewesen. Das ist nichts für mich, und das weißt du
auch.«
    »Stimmt. Laß mich die große Frage stellen,
Schatz.«
    »Schieß los.«
    »Würdest du Silvestri heiraten, wenn er dich
bäte?«
    Eine Weile war nichts zu hören als das leise
Schlürfen, während sie ihre Suppe löffelten.
    »Vielleicht, wenn er mich in einem schwachen Moment
erwischen würde.« Angestrengt lächelnd, legte Wetzon betrübt den Löffel hin.
»Ich weiß es nicht.«
    »Solltest du aber.«
    »Was würdest du tun? Ich meine, wenn Eduardo...«
    »Mich darfst du da nicht fragen«, antwortete
Laura Lee. »Eduardo und ich haben ein angenehmes Abkommen. Er bleibt in seiner
Wohnung, und ich bin hier zufrieden. Es ist eine vollkommene Beziehung. Er
hatte Kinder, er war verheiratet, und an beiden Erfahrungen bin ich nicht
interessiert, nein danke. Natürlich könntest du...«
    Entgeistert sagte Wetzon: »Du glaubst doch
nicht, daß ich mit vierzig ein Baby haben will! Kannst du dir vorstellen, wie
ich eine Windel wechsle?«
    Sie starrten einander an und brachen beide in
Lachen aus. Dann hörte Wetzon auf. Plötzlich erschien es ihr schrecklich, über eine
Situation wie eine Midlife-crisis, eine Ehe und Kinder zu lachen, wo Terri
Matthews vor diesem Problem nie stehen würde.
    »Was soll es also sein?« fragte Laura Lee,
während sie eine dünne Schicht Ziegenkäse auf ihre Olivenstange legte.
    »Ich werde herausfinden, wer Terri getötet hat.
Das geht vor. Und ich fürchte, es wird jemand sein, den ich kenne, jemand, der
mit der Originalbesetzung von Combinations verbunden ist. Jemand, der
morgen auf Morts Thanksgiving-Par-y sein wird.«
    »So, wie ich sehe, wechseln wir das Thema. Gut,
einverstanden.« Laura Lee hob ihr Sherryglas und trank Wetzon zu.
    »Jemand hat siebzehn Jahre lang ein Doppelleben
geführt, Laura Lee.«
    »Vielleicht war es einer von denen, die
gestorben sind. Hast du daran gedacht?«
    »Zwei von ihnen starben an Aids, Rog Battle an
Herzversagen. Außerdem waren Rog und Medora...« Sie hielt inne.
    »Was? Ich warte gespannt.«
    Wetzon dachte laut. »Rog Battle. Er hatte immer
ein Mädchen in der Tanzgruppe. Man erzählte sich eine Geschichte, daß Medora
und ihre Mutter eines seiner Mädchen aus einer früheren Show auf einem
Bahnsteig in der U-Bahn angegriffen und ziemlich böse verprügelt

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