Der letzte Vorhang
Nur wäre es beim zweitenmal noch
leichter.«
»Ach, hör auf, Silvestri. Es war im Joe Allen.
Dort waren jede Menge Leute, Silvestri, sogar Carlos.« Das behauptest du,
besagte sein Blick, doch sie fuhr fort: »Mort kannte Terri kaum, erinnert sich
aber nach siebzehn Jahren an Peter? Faszinierend. Mit wem hast du noch
gesprochen?«
Sie nahmen die zweite Pizza in Angriff, und
Silvestri bestellte noch drei Bier. Sinatra sang wieder, goldene Oldies.
»Phyllis Reynard. Foxy. Was für ein
Meisterstück. Sie sieht aus wie sonnengetrocknet, winzig, aber nicht
zerbrechlich. Zieht sich an, als wäre sie auf ein Abenteuer aus. Auf Abenteuer
aus und von Sozialhilfe lebend. Sie spielte Katz und Maus mit mir. >Terri
sang wie ein Engel<«, äffte er sie nach, wobei ihm eine überraschend gute
Wiedergabe von Foxys rauchiger Stimme gelang. »Und das war alles, was sie über sie
wußte.«
»Hast du zufällig mit JoJo gesprochen?« fragte
Wetzon.
»JoJo?«
»JoJo Diamond. Er war der Dirigent von Combinations. Es war sein erster Auftritt am Pult. Foxy gefiel sein Ruf als scharfer Typ, und
sie holte ihn vom Schlagzeug weg und mußte ihn unbedingt für die Show haben.
Davey hatte immer mit einem andern gearbeitet, einem gewissen Jimmy Bronson,
der als Dirigent viel mehr Erfahrung mitbrachte.«
»Entschuldigung.« Nina hatte gespannt zugehört.
»JoJo? Foxy? Sind das Namen von erwachsenen Menschen?«
»Das ist Showbiz, Nina«, sagte Wetzon gedehnt.
»Wie alt war dieser JoJo?« fragte Silvestri. »In
Foxys Alter?«
»Weit entfernt. JoJo war Ende zwanzig, als er Combinations dirigierte. Und gab sich als der lockere Vogel im Ensemble.«
Nina lachte.
»Ach ja?« bemerkte Silvestri.
»Nicht bei mir, Silvestri. Ich mag meine Männer
sauber und schlank.« Sie preßte ihren Schenkel gegen seinen.
»Wußte Foxy, daß er ein lockerer Vogel war?
Drolliger Ausdruck, Les.«
Sinatra leitete zu »Love and Marriage« über.
»Wäre denkbar. Ich bin ihr gestern zufällig bei
Carlos begegnet und habe sie nach Terri gefragt. Sie schwatzte etwas von
Leuten, die versuchen, sich zu nehmen, was ihnen nicht gehört, und bekommen,
was sie verdienen. Hat sie das auch zu dir gesagt?«
Silvestri schüttelte den Kopf. »Ich werde mich
wohl einmal mit diesem JoJo Diamond unterhalten müssen. Dirigiert er die
Reprise?«
»Ja. In Morts Büro wird man dir sagen, wo du ihn
erreichen kannst, aber ich wette, er steht im Telefonbuch. Hast du mit Medora
Battle gesprochen?«
»Habe ich, aber sie bestand darauf, daß jemand
dabei wäre.« Er blätterte seine Notizen durch. »Da. Ed Venderose.«
»Ach. Dieser widerliche Typ. Er war als
Assistent bei der Show, unmittelbar nach seinem Jurastudium, als er Probleme
hatte, als Anwalt zugelassen zu werden. Ich kann mich nicht erinnern, daß er
mit den Battles sehr eng befreundet war. Aber anscheinend habe ich damals eine
ganze Menge nicht mitbekommen.« Sie seufzte.
»Einer meiner Leute ist die Liste der
Darsteller, die du mir gegeben hast, durchgegangen, Les. Jeder erinnert sich
mehr oder weniger an einen in der Show, der mit Terri >etwas hatte<, aber
keiner weiß, wer das war. Zumindest sagen sie es nicht. Alle haben sie dich
erwähnt, Les.«
»Mich?«
»Ja. Du müßtest es wissen, weil du mit ihr eine
Garderobe und auf Tourneen ein Zimmer geteilt hast.«
»Was uns nicht weiterbringt, weil ich mich an
niemand Bestimmten erinnere. Was zum Kuckuck ist mit mir los? Sie deutete etwas
an, als wir bei Filene’s waren, aber ich war nicht neugierig...« Silvestri zog
eine Augenbraue hoch, und sie mußte grinsen. »Ich bin nicht derselbe Mensch,
der ich damals war. Jetzt hake ich nach und schäme mich nicht einmal.«
Damit schien jede weitere Diskussion beendet,
und Silvestri sagte: »Hm, Les...« und wartete.
»Ja?« Sie beobachtete ihn nervös. Es lag etwas
in der Luft.
»Les, Nina hat morgen frei. Ich möchte, daß du
sie zu Mort Hornbergs Party mitnimmst. Mich kennen alle, aber die meisten von
ihnen haben mich noch nicht mit dir in Verbindung gebracht. Es wäre mir lieb,
wenn das so lange wie möglich so bliebe. Wenn ich dort auftauche, lassen sie
die Klappe runter. Erzähle ihnen, daß Nina eine Verwandte ist oder so was — und
gib dich ein bißchen besessen vom Denken an Terri. Vielleicht gehen sie aus
sich heraus.«
»Da brauche ich mich nicht zu verstellen«, sagte
Wetzon. »Aber es ist Thanksgiving. Was hast du vor?«
»Den Nachmittag mit Rita zu verbringen.«
Oh, phantastisch, dachte Wetzon und
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