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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Erfolg, Medora.«
    »Danke, Leslie. Ist das nicht schrecklich mit
der kleinen Terri Matthews?« Sie gab einem Kellner mit schwarzer Fliege ein
Zeichen mit dem Kinn und nahm ein Glas Champagner von dem angebotenen Tablett.
    »Nein, danke«, sagte Wetzon zu dem Kellner, als
er ihr das Tablett hinhielt. Champagner bekam ihr nicht, und weder die
eleganten geliehenen Tulpengläser noch Morts Lieblingsmarke Bollinger konnten
sie verführen. Zu Medora sagte sie: »Ja, schrecklich.«
    »Hast du sie gut gekannt, Leslie?« Medoras Augen
tränten hinter der Brille mit Goldrand, und der Tic kam wieder.
    »Nur durch die Show. Wie du und Rog wohl auch,
Medora. Habt ihr sie außerhalb der Show kennengelernt?«
    »Überhaupt nicht. Natürlich erinnere ich mich,
daß sie sehr entgegenkommend war.«
    Entgegenkommend? Eine eigenartige Ausdrucksweise
war das. Sie stimmte Wetzon nachdenklich.
    »Wer war sehr entgegenkommend, Medora?« Ed
Venderose füllte den Raum wie die aufgepumpten Figuren aus Macy’s Parade, er
glich einem bösen Barney.
    »Terri Matthews, Edward. Leslie und ich haben
gerade in Erinnerungen geschwelgt, nicht wahr, Leslie?«
    Wetzon nickte. »Haben Sie keine
Nachmittagsvorstellung, Ed...ward?«
    Seine Augen waren kalt. »Doch, Leslie. Ich
wollte nur kurz mit Medora allein sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Warum sollte ich etwas dagegen haben? Ach,
übrigens, haben Sie Terri zufällig gut gekannt, Ed...ward? Wir überlegen, ob
nicht einer von uns einen kleinen Nachruf auf unsere verstorbene Freundin
schreiben könnte. Erinnern Sie sich an etwas Besonderes?«
    »Nichts Gutes.«
    »Hat Sie abblitzen lassen, was, Ed...ward?«
    »Was verstehen Sie schon davon, Leslie?«
Venderose spie ihr die Worte geradezu ins Gesicht.
    Medora lächelte Wetzon entschuldigend, wenn auch
ein wenig verkrampft an, während Ed sie fortdrängte. War es möglich, daß sie
ein Verhältnis hatten? Verdammt, möglich war alles. Wenn ja, wäre das wirklich
ein seltsames Pärchen. Doch schließlich waren Silvestri und Wetzon auch ein
seltsames Paar, ein völlig ungleiches... Aber war es auf der anderen Seite
nicht langweilig, wenn Paare so perfekt zusammenpaßten, wie es anscheinend bei
Medora und Rog der Fall gewesen war? Und Ed Venderose hatte sich immer als sehr
ehrgeizig erwiesen. Er würde sich an einen Star anhängen... aber wer würde ihn
haben wollen außer vielleicht einem gefallenen Star? Der aber bald wieder
auferstehen würde. Bleib dran, Les.
    Eine Ginfahne wehte an ihrer Wange vorbei.
»Amüsierst du dich, Leslie, Schatz? Warum trinkst du keinen Champagner?
Kellner!« Ohne ihr ablehnendes Kopfschütteln zu beachten, begann Mort hektisch
nach einem Kellner zu winken. Als einer erschien, stellte er sein leeres Glas
auf das Tablett und nahm ein neues. »Du hättest heute morgen zur Parade hier
sein sollen. Die Festwagen waren einfach toll, und die Kinder waren
begeistert.« Morts Nase hatte sich gerötet, und seine Augen glänzten zu sehr.
Sein Cashmerepullover war fest in die Jeans gesteckt, was seine hängenden
Schultern und den kleinen Schmerbauch unterstrich, anstatt sie zu verhüllen. Am
liebsten hätte sie ihm geraten: »Mort, melde dich in einem Fitneßstudio an,
besorge dir einen Heimtrainer.« Aber sie unterließ es.
    »Dann bedaure ich, daß ich es verpaßt habe.
Übrigens, warum zum Kuckuck ist Ed Venderose bei der Show dabei?«
    »Leslie, Schatz.« Mort blickte schockiert drein
oder tat zumindest so. »Wovon redest du? Nancy gibt sich wahnsinnig Mühe, aber
glaub mir, das Mädchen bringt es einfach nicht. Und sie ist nicht in der
Gewerkschaft. Wir müssen doch alles — wie sagst du? — koscher halten.«
    »Wie ich sage? Du solltest wissen, was koscher
bedeutet, Mort. Aber es wäre ohnehin nicht koscher, weil Ed ein Schwein ist.
Hättest du nicht wenigstens Carlos und mich vorher fragen können?«
    »Leslie.« Er preßte seine Hand auf die Brust.
Mort zog seine ernste Nummer ab. »Du weißt, wenn ich nur die geringste Ahnung
gehabt hätte, daß du Ed nicht möchtest, hätte ich ihn nie in die Mannschaft
geholt. Aber Medora hat eigens darum gebeten... Außerdem sind viele Leute
Schweine, Schatz. Deine Freunde aus der Wall Street genauso, nach allem, was
ich in den Zeitungen lese.«
    »He, Mort!« Ein auffallender Hollywood-Typ
machte sich an Mort heran, darauf erpicht, die Aufmerksamkeit des Maestros auf
sich zu ziehen. Seine Hose spannte zu sehr am Hintern, und er trug keine
Socken, bloß Lauf schuhe mit Troddeln.

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