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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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einer Fülle von Kissen in allen nur denkbaren Größen und Formen,
bot Garantie für Unbequemlichkeit.
    Die Badezimmertür ging auf, und ein Mann und
eine Frau traten eng umschlungen heraus. Sie achteten weder auf Nina noch auf
Wetzon.
    »Sieh dir das an!« rief Nina, nachdem sie
hineingegangen war. Die schwarze Marmorplatte war mit Puder bestäubt. Nina
machte einen Finger naß, berührte den Puder und leckte daran. Dann sah sie
Wetzon vielsagend an und schloß die Tür.
    »Mich schockiert nichts mehr«, bemerkte Wetzon
später, als sie im Hur standen und ins Wohnzimmer hinunterblickten, in dem sich
die Gäste drängten. Der Lärm klang gedämpft herauf, brach sich weiter oben und
regnete auf sie herab wie Konfetti.
    »Das dort ist meine Partnerin«, sagte Wetzon.
Sie machte Nina auf Smith aufmerksam, die eine dunkle Brille trug. »Und der
große Typ mit der unnatürlichen Sonnenbräune und den goldenen Kettchen ist Joel
Kidde, der Superagent. Der junge Mann bei ihnen ist Smith’ Sohn Mark.«
    »Siehst du Mrs. Mort?«
    »Nein. Möchte wissen, wo sie steckt. Vielleicht
ist sie ins Kino gegangen. Das würde zu ihr passen.«
    Nina lachte. »So schlimm kann sie nicht sein.«
    »Nein?«
    »Vermißt du es?«
    »Was meinst du?«
    »Tanzen. Dieses Leben.«
    »Manchmal. Ich vermisse das
Zusammengehörigkeitsgefühl der Tänzer. Ich vermisse die unsinnige Freude des
Darstellens, wenn ich meinen Körper führen lasse und nicht den Kopf. Es ist
kompliziert...«
    Sie gingen die Treppe hinunter. »Siehst du
Foxy?« fragte Nina.
    »Versuche es bei der kleinen Frau in Schwarz mit
dem indischen Schmuck, die mit John Kander am Flügel sitzt.«
    »Ah.«
    »Eine Stunde noch«, sagte Wetzon. »Mehr ertrage
ich nicht.«
    Sie trennten sich am Fuß der Treppe. Nina ging
auf den Flügel zu, während Wetzon sich nach dem Kindermädchen umschaute und
sich dabei an Garth Drabinsky vorbeidrückte, der vor einer Gruppe junger Männer
über die Zukunft des Musicaltheaters dozierte.
    »Tag, Leslie.« Sunny Browning schob sich an
Steve Sondheim vorbei, um Wetzons Hand zu schütteln. »Wenn die Zukunft des
Musicaltheaters Garth Drabinsky heißt, ist es schlecht um uns bestellt. Er
streut Geld aus wie Vogelfutter. Seine Firma ist eine Aktiengesellschaft. Das
ist dein Metier, Leslie. Muß er keine Bilanzen vorlegen? Muß er seine Unkosten
nicht aufschlüsseln? Wie kommt er damit durch?«
    »Ich weiß es nicht, Sunny.«
    »Jedenfalls sind seine Investoren dumm, wenn sie
ihn nicht zur Rechenschaft ziehen. Obwohl ich es ihm ankreiden muß. Er
hat diese verschwenderische Premierenfeier im Rainbow Room für Showboat veranstaltet,
die größtenteils von der Stadt Natchez bezahlt wurde.«
    »Es ist eine kanadische Gesellschaft, die bei
der Börse in Toronto gehandelt wird, also kann ich mir nicht denken, wo unsere
Börsenaufsicht tätig werden könnte.« Jedenfalls, dachte Wetzon, hatten seine
Konkurrenten wahrscheinlich nichts an Drabinsky auszusetzen, weil er im Moment
nicht obenauf war. Angriffe aus dem Hinterhalt gehörten zur Kultur am Theater.
    »Ein Produzent sollte wissen, wann man nein
sagen muß. Offenbar sagt er ja, ja, ja, ja, ja, mehr, mehr, mehr, mehr.«
    »Na ja, Hal Prince wird sich freuen.«
    »Vermutlich.« Sunny wirkte deprimiert. »Doc
Simon bringt seine neue Show Off-Broadway heraus. Manny Azenberg ist der
Raffinierteste von uns allen. Er weiß, was er tut.«
    »Leslie! Entschuldige, ich will nicht stören.
Ich möchte bloß meinen alten Kumpel begrüßen.« Bonnie McHugh hatte ungefähr
drei Schichten Grundierung im Gesicht und ein unnatürliches Rot als Haarfarbe.
    Alter Kumpel, dachte Wetzon. Also wirklich. Sie
machte Bonnie mit Sunny bekannt, dann sagten sie: »Wie geht es dir, Bonnie?
Bist du wegen des Konzerts in New York?« Mit dem Make-up und so weiter
präsentierte Bonnie ein neues Gesicht. Und ein neues Kinn.
    »Nein, Schatz. Hast du es nicht gehört? Ich
ziehe wieder hierher. Ich habe eine Atelierwohnung in TriBeCa gekauft. Nächste
Spielzeit mache ich ein Musical mit Andrew.« Sie legte eine Pause ein, dann
fügte sie hinzu: »Lloyd Webber.« Bonnie trug ein schwarzes Kostüm mit einem
Spitzenbody, dessen Schnitt soviel Brustansatz sehen ließ, daß jedem, der
einmal eine Garderobe mit ihr geteilt hatte, die Implantate auffielen. Der Rock
bedeckte kaum den schwarzen Spitzenslip. Doc Martens-Treter und schwarze
Strümpfe, die in der Hälfte der Oberschenkel endeten und etwa zwei Handbreit
Fleisch frei ließen, komplettierten

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