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Der letzte Vorhang

Der letzte Vorhang

Titel: Der letzte Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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damit?«
    »Das serologische Labor des FBI hat bei Terri
die Blutgruppe 0 festgestellt, was durch die Unterlagen des Krankenhauses in
Cincinnati bestätigt wurde. Aber sie haben noch eine andere Blutgruppe
nachgewiesen.«
    »Das verstehe ich nicht. Man kann doch keine
zwei Blutgruppen haben, oder?«
    »Natürlich nicht. Aber wir denken, daß sie sich
gewehrt haben könnte, wobei etwas vom Blut des Mörders auf ihre Kleidung
geraten ist.«
    »Deshalb hast du mich gefragt, ob die
Gewerkschaft Unterlagen über Blutgruppen geführt hat?«
    »Genau.«
    »Aber ist das nicht ein wenig wie die Suche nach
der Stecknadel im Heuhaufen, Silvestri?«
    »Dieses Mal nicht. Die Blutgruppe, die wir
gefunden haben, ist A, und die ist äußerst selten.«

MEMORANDUM
    An: Carlos Prince und Leslie Wetzon
    Von: Nancy Stein, Assistentin von Mort Hornberg
    Datum: 23. November 1994
    Betr.: Combinations in concert
     
    Redaktionsschluß für das Programm ist Freitag in
einer Woche. Schickt mir bitte umgehend Eure aktualisierte Biographie und ein
Foto.
     
    Ich organisiere auch das Essen während der
Probenzeit und frage im Edison Café an, ob sie es stiften oder wenigstens zum
Selbstkostenpreis machen.
     
     

30.
Kapitel
     
    »Carlos, hast du das Neueste vom großen Hornberg
gehört?«
    »Häschen, große Geister, ein Gedanke. Gerade
wollte ich bei dir anrufen. Ich kann die Chuzpe einfach nicht glauben.«
    »Chuzpe ist stark untertrieben. Obszön ist das.
Er organisiert Gratisessen, und dabei macht er das große Geld mit der
Fernsehversion.«
     
    Auf der anderen Seite von Mort Hornbergs
palastartigem Wohnzimmer unterhielt sich Nina mit Medora Battle. Ihr honigfarbenes
Haar fiel locker und lockig über die Schultern. Wetzon beobachtete sie und kam
zu dem Schluß, daß Nina Wayne ein absolutes Original war. Sie hob ihre Flasche
Beck’s und prostete ihr zu. Nina sah einer Gerichtsanthropologin auch nicht
ähnlicher als Wetzon.
    Wetzon schob sich an der Schlange der
Entschlossenen am Büfett vorbei, die vom Eßzimmer bis hierher reichte. Die
Theaterleute hatten ständig Heißhunger, und von ihrer Sorte waren an diesem
Abend viele hier. Einige waren Schauspieler.
    Eine Menschentraube drängte sich um das Klavier,
wo jemand aus der Partitur von Hotshot: The Musical, Morts großem Wurf,
spielte.
    Unter den Panoramafenstern wuchs ein Dschungel
in Grün- und Rottönen aus Keramiktöpfen. Wetzon schuf sich einen winzigen Platz
zum Stehen dazwischen und blickte auf den Central Park hinaus, der beinahe
reglos dalag. Ein leichter Wind brachte die letzten Reste des Herbstlaubs zum
Erzittern, aber es fuhren keine Autos. Sie hatte freien Blick bis hinüber zur
Fifth Avenue.
    Unter ihr erkannte sie Strawberry Fields, das
John-Lennon-Denkmal, weil die Bäume ihre letzten Blätter abgeworfen hatten und
beinahe über Nacht winterlich kahl geworden waren, als die Temperaturen sanken.
    Nur die wirklich Besessenen, von denen es in New
York freilich mehr als sonstwo gab, joggten am Thanksgiving Day um das
Reservoir. Aber in Wahrheit machte die Stadt Ferien; viele ihrer Yuppies waren
nach Hause gefahren, nach Minneapolis, Cleveland und Baltimore.
    »Deine Freundin gefällt mir«, sagte Medora zu
Wetzons Rücken.
    Wetzon wandte sich um. »Nina ist ganz begeistert
von der Show, besonders von deiner und Rogs Arbeit.« Jetzt, wo sie wußte, daß
Medora die Autorin von Tacoma Triptych war, fragte sie sich, warum sie
es neulich abends im Theater nicht sofort erraten hatte.
    »Ich wollte mich wegen meiner Unhöflichkeit
entschuldigen«, sagte Medora.
    Rog war seit siebzehn Jahren tot, und Medora sah
jetzt mehr wie Rog aus, als dieser selbst je ausgesehen hätte, wäre er noch am
Leben. Sie hatte Rogs Größe, was für eine Frau groß war, und schmale Schultern.
Ihr lohfarbenes Haar wies weiße Strähnen auf. Sie kleidete sich immer noch
langweilig, und der formlose Pullover mit Silbersprenkeln, den sie trug, war
zwar modisch und sah teuer aus, tat aber nichts, um ihr Aussehen oder ihre
Figur vorteilhaft zur Geltung zu bringen. Die grauen Gesundheitsschuhe mit
Gummisohlen machten dicke Fesseln.
    »Keine Ursache«, sagte Wetzon. »Du wolltest dein
Geheimnis wahren, und ich bin irgendwie hineingestolpert.«
    Medoras Lippen zuckten, ein unwillkürlicher Tic,
nicht die Ahnung eines Lächelns. Wetzon erinnerte sich, daß auch Rog das an
sich gehabt hatte. »Dann weißt du es also.« Sie spielte an dem goldenen Armband
um ihr Handgelenk.
    »Ich hoffe, es wird ein großer

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