Der letzte Vorhang
auf und
nahm ihn in Beschlag. »Würdest du mir eine Kleinigkeit zu knabbern besorgen?«
Carlos schaute sich nach Arthur um. Elaine
Stritch hatte einen kleinen Kreis um sich versammelt, der ihren
Showboat-Geschichten lauschte, aber Arthur war nicht darunter. »Dort ist er ja,
und sieh mal, mit wem er redet«, sagte er schließlich.
»Wer ist das? Sieht ebenfalls wie ein Anwalt
aus.«
»Es ist einer. Der von Sondheim. Lassen wir sie
über Verträge sprechen und holen uns was für den Gaumen. Was hältst du davon,
Herzallerliebste?«
Wetzon nickte.
»Liebling.« Foxy versuchte es noch einmal, indem
sie an JoJos Arm zerrte, doch JoJo rührte sich nicht von der Stelle.
»Eine Sekunde«, fuhr er sie an. »Leslie, du hast
Terri einfach nicht so gut gekannt, wie du sie zu kennen glaubtest. Terri war
am Anfang ein prima Kerl, aber glaub mir, sie veränderte sich, nachdem sie
angefangen hatte, bei den Battles Babysitter zu spielen.«
MEMORANDUM
An: Carlos Prince, Leslie Wetzon,
Medora Battle, Foxy Reynard u.a.
Von: Ed Venderose, Generalintendant
Datum: 23. November 1994
Betr.: Combinations in concert
Die Auftritte werden vom Inspizienten aus dem
hinteren Teil des Hauses aufgerufen, und wir brauchen deshalb mindestens zwei
Assistenten. Wir sehen uns derzeit nach Freiwilligen um, wenn Ihr also
Vorschläge machen könnt, ruft mich bitte möglichst bald an.
Für die erste Vorstellung ist Abendkleidung
erwünscht. Mort wird das Ensemble durch Nancy informieren.
31.
Kapitel
Carlos sagte: »Ich habe ein paar Vorschläge, o
fabelhafte Person mit der sauren Miene.«
Wetzon erwiderte: »Im Moment möchte ich sie
nicht hören, vielen Dank. Glaubst du, daß die Freiwilligen für die
Fernsehversion etwas bekommen?«
»Nicht, wenn Mort es verhindern kann«, sagte
Carlos.
»Ich schwöre bei Gott, daß ich mich nicht an
Terris Babysitterdienste bei den Battles-Kindern erinnere, aber als JoJo es
sagte, hörte es sich realistisch an.« Wetzon hielt einen Hähnchenschenkel in
einer Papierserviette und kaute daran. Sie leistete Nina Gesellschaft, die in
der Diele vor der Toilette anstand.
Chita Rivera kam die Treppe herunter und lachte
über etwas, das Fred Ebb ihr gerade erzählte. »Versuch’s oben, Leslie!« rief
sie, dann blieb sie stehen, um Rita Moreno zu umarmen.
Am Stutzflügel saßen Foxy und John Kander und
klimperten.
»Probieren wir’s«, schlug Wetzon vor. »Oben gibt
es mindestens noch zwei.«
Oben war es ruhiger; vielleicht lag das auch an
dem dicken malvenfarbenen Teppich, der den Lärm dämpfte.
»Ich habe weder Foxy noch Mrs. Mort
kennengelernt«, sagte Nina.
»Keine Ahnung, wo Poppy bleibt. Aber da Mort
herumrennt und mit Feuereifer Gastgeberin spielt, fühlte Poppy sich vielleicht
überflüssig.«
»Dieser Mort ist schon eine Marke, Leslie.«
»Das brauchst du mir nicht zu erzählen. Hast du
etwas aus ihm herausgeholt?«
»Nicht viel. Er liebt alle.«
»Heute vielleicht.«
»Sehen wir mal, ob diese...« Nina drückte auf
die Klinke. Die Tür war abgeschlossen. Sie klopfte. »Jemand drin?«
Als keine Antwort kam, zuckte sie mit den Schultern
und folgte Wetzon über den Flur zum Elternschlafzimmer. Komische gurgelnde
Laute drangen durch eine Tür gleich bei der Treppe. »Das muß die kleine Maudie
sein«, sagte Wetzon. »Sehen wir mal nach.« Lächelnd öffnete sie die Tür.
Sonnenreflexe tanzten durch den Raum, der als
Kinderzimmer eingerichtet war. Maudie lag auf dem Rücken in ihrem Bettchen,
streckte die rundlichen, kurzen Beine in die Luft und griff mit dicken Händchen
nach dem aufregenden Mylar-Mobile, das über dem Kinderbett hing. Aber Maudie
war nicht für die Gurgellaute verantwortlich. Die kamen vielmehr von einem
hochgelobten Bühnenautor und einem älteren gefeierten, angeblich
heterosexuellen Filmschauspieler, die in flagranti delicto nahe dem
Bettchen, jedoch außerhalb des Blickwinkels der Kleinen, auf dem Boden lagen.
»Du meine Güte«, sagte Nina. Sie und Wetzon
schlichen sich rückwärts aus dem Zimmer und starrten sich an. »Wo ist die
Mutter?«
»Wenn Poppy nicht da ist, was ist mit dem
Kindermädchen?«
Nina deutete über das Treppengeländer. »Das
Kindermädchen ist das blonde Flittchen im Pailletten-T-Shirt, das mit JoJo
redet.«
»Was für eine Überraschung. Ich werde sie mir
unten vorknöpfen.«
Das Elternschlafzimmer eine Tür weiter ertrank
in kitschigem Chintz, noch dazu rosa, mit Blumen und Blättern. Ein Himmelbett,
beladen mit
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