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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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eingegangen. Er hörte sie ab. Sein Bruder hatte angerufen. »Gerade hat man mich geweckt«, ertönte seine Stimme von weither. »Ich soll dich unbedingt anrufen, sagte man mir im Hotel. Ist irgendwas mit Maman? Ruf
mich doch zurück. Mein Handy funktioniert hier nicht, aber ich warte in meinem Hotelzimmer, bis dein Anruf kommt.« Die Nachricht war vor zehn Minuten eingetroffen. LaBréa blieb stehen und wählte die Nummer des Hotels, die sein Bruder ihm hinterlassen hatte. In wenigen Worten teilte er Richard die Fakten mit. Der schien es relativ gefasst aufzunehmen, doch LaBréa kannte seinen Bruder. Er zeigte selten Emotionen, was nicht bedeutete, dass er keine hatte.
    »Ich nehme den nächsten Flug nach Paris«, sagte Richard mit belegter Stimme. »Spätestens übermorgen bin ich zurück. Auch ich möchte sie noch ein letztes Mal sehen.«
    »Ich gebe dem Bestattungsunternehmen entsprechende Anweisung. Guten Flug, Richie.«
    Lucia LaBréa würde auf dem Friedhof Montparnasse neben ihrem Mann im Familiengrab bestattet werden. Eine Gedenkfeier im kleinen Kreis. LaBréas Mutter hatte in den letzten Jahren, noch bevor sie ins Pflegeheim kam, sehr zurückgezogen gelebt und außerhalb der Familie wenig Kontakte gepflegt. Schon vor längerer Zeit war von den Brüdern alles geregelt worden, für den Fall ihres Ablebens. Jetzt ging es darum, ein Bestattungsunternehmen zu beauftragen. Mit Madame Weill besprach er das Notwendige, und sie händigte ihm den Totenschein aus.
    »Sie hat auf keinen Fall gelitten«, sagte sie. »Falls das ein Trost für Sie ist, Monsieur.«

    LaBréa nickte vage und vermied den Blick in ihre »bunten« Augen.
    »Was ist mit ihren Sachen?«, fragte er. »Wir hatten ihr einen Karton mit Fotos, persönlichen Briefen und so weiter mitgegeben, als sie zu Ihnen kam und wir ihre Wohnung aufgelöst haben.«
    Muriel Weill zeigte auf eine Pappschachtel, die neben einem Aktenschrank stand.
    »Hier. Sie können den Karton gleich mitnehmen, wenn Sie wollen.«
    Eine Viertelstunde später verließ er mit dem Karton unter dem Arm das Pflegeheim. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen. LaBréa verstaute die persönlichen Sachen seiner Mutter im Wagen, setzte sich hinters Steuer und verharrte einen Moment regungslos. Plötzlich schoss ihm durch den Kopf, dass seine Mutter zum Zeitpunkt ihres Todes nur wenige Jahre jünger gewesen war als die Tote in der Rue Barbette. Zwei alte Frauen. Die eine brutal ermordet, die andere sanft entschlafen. Griseldis Geminard würde ihn beruflich beschäftigen, bis ihr Mörder gefunden war. Mit seiner Mutter verband ihn ein ganzes Leben, auch über den Tod hinaus, und die Trauer über ihren Verlust würde ihn vielleicht für immer begleiten.
    Er blickte auf die Uhr und fasste einen spontanen Entschluss. Es war kurz nach zwölf. Mittagszeit. In seiner Studienzeit und danach, als er seine Ausbildung bei der Polizei begann, hatte er öfter mit seiner Mutter
in dem kleinen Restaurant Le Breton in der Rue Daguerre gegessen, wenige Fußminuten von der Wohnung seiner Eltern entfernt. Im Gedenken an seine Mutter würde er heute dort zu Mittag speisen. Bis zur Talkrunde um vierzehn Uhr hatte er noch Zeit, und bis dahin würde er die Ermittlungen in Sachen Griseldis Geminard aus seinem Bewusstsein streichen.
     
    Er verließ den Peripherique an der Porte d’Orléans und parkte den Wagen zehn Minuten später unweit des Restaurants. Als er den Motor abstellte, klingelte sein Handy. Es war Jenny, die in die Mittagspause ging.
    »Großmama ist heute Morgen gestorben«, berichtete LaBréa zögernd. »Ich war gerade im Pflegeheim in Créteil.«
    Jenny wusste nicht viel darauf zu sagen. Er konnte es ihr nicht verübeln. Sie hatte eben keinen Bezug zu ihrer kranken Großmutter gehabt, mit der sie nie ein vernünftiges Wort hatte wechseln können, und die im Grunde ein fremder Mensch für sie geblieben war.
    »Kommst du nach deinem Fußballspiel nach Hause?«
    »Muss ich ja wohl«, maulte Jenny. »Alissa geht zu ihrem Vater, und mit Pierre-Michel und Yannick allein habe ich keine Lust, was zu unternehmen.« Pierre-Michel und Yannick waren zwei Jungen aus Jennys Klasse.

    »Ich versuche nicht allzu spät zu Hause zu sein«, versprach LaBréa. »Also, bis dann.«
    In den letzten eineinhalb Stunden hatte er kein einziges Mal an Celine gedacht. Zu sehr war er durch den Tod seiner Mutter in die Ereignisse und Begebenheiten seiner Kindheit und Jugend eingetaucht. Erneut widerstand er der Versuchung, sie

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