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Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der letzte Walzer in Paris - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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geschah dann am Nachmittag? Wann kam Madame Geminard zurück?«
    »Das muss so gegen halb vier gewesen sein. Genau weiß ich es nicht. Ich hatte mir kurz vorher einige Rollen Münzgeld aus dem Tresor geholt.«
    »Kam sie wieder allein?«
    »Ja. Und ich führte sie nach hinten in einen unserer Kundenräume. Summen ab 10 000 Euro zahlen wir aus Sicherheitsgründen nicht am Schalter aus. Sie hatte mich gebeten, ihr die 25 000 in vierzig Fünfhunderterscheinen und fünfundzwanzig Zweihunderterscheinen zu bestellen. Sie zählte die Scheine sorgfältig nach. Dann steckte sie das Geld in einen großen
Umschlag, den ich ihr gegeben hatte, und verstaute ihn.«
    Franck überlegte kurz und blickte seinen Chef an. »Das waren ja dann fünfundsechzig Scheine! Ein ganz schöner Packen.« Er wandte sich an den Kassierer. »Passte der Umschlag denn in ihre Handtasche?«
    Ein feines Lächeln huschte über das Gesicht des Kassierers.
    »Sie werden es nicht glauben, meine Herren, aber Madame Geminard packte den Umschlag in eine Plastiktüte, die sie mitgebracht hatte. Eine Tüte der Supermarktkette Carrefour.«
    LaBréa blickte ihn ungläubig an. »Sie legte 25 000 in eine Plastiktüte und spazierte so aus der Bank heraus?!««
    »Ja. Als ich Bedenken äußerte, meinte sie, niemand würde in der Plastiktüte Geld vermuten, und dass sie ohne Angst, ausgeraubt zu werden, nach Hause ginge.«
    »Erstaunlich.« Franck grinste. »Geradezu raffiniert, würde ich sagen.«
    Der stellvertretende Bankdirektor gab ihm Recht.
    »Allerdings. Alte Menschen sind oft cleverer, als man vermuten würde.«
    »Verließ sie dann die Bank durch den Schalterraum oder durch den Eingang, den wir vorhin gekommen sind?«
    »Durch den Schalterraum.«
    »Waren zu dem Zeitpunkt viele Kunden da?«

    »Vor der Kasse meiner Kollegin war eine kleine Schlange.«
    »Irgendjemand, der sich auffällig verhielt, Madame Geminard beobachtete oder plötzlich nach ihr die Bank verließ?«
    »Mir ist nichts aufgefallen.«
    LaBréa nickte. Niemand sagte etwas, bis sich der stellvertretende Direktor räusperte.
    »Glauben Sie, dass es ein Raubmord war, Commissaire?«
    LaBréa antwortete ausweichend.
    »Wir stehen noch ganz am Anfang. Ach, noch etwas, Monsieur Trichet: Waren es neue Scheine, die Sie ihr gegeben haben?«
    »Ich weiß, worauf Ihre Frage abzielt«, erwiderte der Kassierer schnell. »Sie wollen wissen, ob es vielleicht durchnummerierte Scheine gewesen sind?«
    »Richtig.«
    »Leider nein. Die Scheine waren gemischt. Einige sahen neu aus, andere waren bereits durch viele Hände gegangen.«
    »Verstehe. Eine letzte Frage hätte ich noch: Hatte Madame Geminard die alleinige Vollmacht über ihre Konten?«
    »Natürlich.« Der Kassierer nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Das hätte ich Ihnen doch gleich als Erstes gesagt, wenn Dritte Zugriff auf ihr Konto gehabt hätten.« Es klang ein wenig entrüstet, und LaBrea
taxierte ihn kurz und scharf. Eine weitere Frage lag ihm auf der Zunge.
    »Nur der Ordnung halber, Monsieur Trichet. Sie kannten Madame Geminard nicht privat, hatten keine wie auch immer geartete Verbindung zu ihr außerhalb Ihrer Tätigkeit als Bankkassierer?«
    Der Mann zuckte kaum merklich zusammen.
    »Wie darf ich das verstehen, Commissaire? Denken Sie etwa...«
    Franck unterbrach ihn.
    »Wir denken gar nichts, Monsieur. Das sind reine Routinefragen. Wann haben Sie heute Morgen hier angefangen?«
    »Um neun.«
    »Und vorher?«
    »Vorher? Da war ich zu Hause.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Ich lebe allein.« Mit einer heftigen Geste setzte der Kassierer seine Brille wieder auf und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als sei ihm plötzlich der Schweiß ausgebrochen.
    Franck ließ sich noch Adresse und private Telefonnummer von ihm geben, dann verließen er und LaBrea die Bank.
     
    Als sie in den Wagen stiegen, trübte kein Wölkchen mehr den Himmel. Franck startete das Auto und kurbelte das Fenster herunter.

    »So ein Jammer«, murmelte er. »Ich könnte jetzt so gut draußen in Longchamps sein.«
    LaBréa ging nicht darauf ein. Jeder in der Abteilung kannte Francks Leidenschaft für Pferdewetten. Sein Vater besaß ein Wettbüro, und dort hatte der Sohn von Kindesbeinen an die nötige Kenntnis erworben und sich so manches Zubrot verdient. Die meisten Wochenenden verbrachte er auf den Rennbahnen von Vincennes und Longchamps, wo er auch regelmäßig gewann. Franck seufzte noch einmal tief und fuhr aus der Parklücke heraus. LaBréa schnallte

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